Samstag, 29. Oktober 2011

Ausrede

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Den Schultag hatte Nadja gut herumbekommen, ohne mit Mary über irgendwelche unangenehmen Themen zu reden. In der letzten Stunde hatten sie keinen gemeinsamen Unterricht. Nadja raffte ihre Schulsachen schon zwei Minuten vor dem Klingeln zusammen und stopfte alle in die Tasche. Sie überlegte krampfhaft ob sie noch einmal am Spind vorbei musste. Eigentlich bräuchte sie wohl das Geschichtsbuch für die Hausaufgaben noch mal, aber sie entschied sich es ohne zu versuchen.

Sie wollte auf jeden Fall so schnell wie möglich am Parkplatz sein um Mary aus dem Weg zu gehen. Sie hatte den ganzen Tag schon bemerkt, wie hibbelig sie geweswen war und wie sehr sie immer wieder versucht hatte, sich mit ihr abzusetzen. Zwar hatte Nadja das unauffällig und problemlos vermeiden können. Aber jetzt nach der Schule, würde das nicht mehr so einfach gehen. Die einfachste Methode war, sich schnellstmöglich zu verkrümeln und genau das hatte Nadja jetzt vor.

Kaum das es geklingelt hatte, huschte sie aus dem Klassenzimmer und lief, so schnell sie konnte, ohne dabei affig auszusehen, über das Schulgelände zum Parkplatz. Inständig hoffte sie dabei, dass Mary es nicht vor ihr geschafft hatte und sie einfah los konnte. Doch ihre Hoffnungen wurden enttäuscht. Schon von weitem sah sie, wie Mary an dem kleinen Wagen lehnte, der Nadja, noch immer, als Ersatz für den ramponierten Golf diente. Joe hatte zwar schon mehrfach vorgehabt endlich ein neues Auto für sie zu besorgen. Aber Nadjas Interesse war daran derzeit nicht so groß und sie wollte lieber warten, bis Jurina wieder weg war.

Innerlich fluchte sie etwas, während sie nun wirklich langsam auf den Wagen zuging um Zeit zu gewinnen und sich eine Ausrede einfallen zu lassen. Doch es war einfach nicht mehr weit genug. Schließlich stand sie am Wagen und Mary seufzte erleichtert. "Da bist du ja endlich mal alleine. Linda hat ja heute den ganzen Tag gequasselt und wir hatten gar keine Gelegenheit uns allein zu unterhalten." Nadja nickte nur und gab ein unbestimmtes. "Hm.", von sich. Noch hatte Mary nicht gesagt, dass sie mitkommen wollte, also bestand durchaus noch Hoffnung.

"Ich hatte die letzte Stunde frei und habe hier aber auf dich gewartet. Ich hab mich nämlich reichlich im Internet informiert, gestern." Nadja spürte einen leichten Stich. Mary hatte also sogar extra auf sie gewartet statt nach Hause zu fahren. Jetzt versetzt zu werden würde ihr sicherlich überhaupt nicht passen. Aber Nadja war einfach nicht in der Stimmung sich noch mehr mit dem Thema auseinander zu setzen. "Wollen wir zu dir fahren. Dann kann ich dir alles zeigen, was ich rausgefunden habe.", schlug Mary vor. Nadja spielte verlegen mit dem Autschlüssel in ihrer Hand. "Ich wollte eigentlich den Nachmittag mit Jurina verbringen." Das war zwar nicht die Wahrheit. Aber so richtig gelogen war es auch nicht. Doch Mary war sofort anzusehen, dass sie beleidigt war.

1 Kommentar:

  1. Nadja ist momentan regelrecht feige. Zum einen will sie weglaufen, dann versucht sie, mit Ausflüchten davonzukommen. Ich kann Mary verstehen, dass sie beleidigt ist. Ein klares: Ich will jetzt nicht! wäre für Mary sicher einfacher nachzuvollziehen und vor allen Dingen sehr viel ehrlicher.

    Mary kann ihr nun die Pistole auf die Brust setzen oder sich beleidigt zurückziehen. Beides wäre verständlich und Nadja hätte es verdient. Das ist ein recht oberflächlicher Zug, den Nadja da gerade auslebt.
    Aber auch das gehört wohl zum Erwachsenwerden dazu. Es ist gar nicht so einfach, einem anderen zu vertrauen und nicht einfach für andere zu entscheiden, was sie gerade wollen oder nicht wollen. Das lernen beide sicher noch.

    Aber jetzt wird Nadja wohl oder übel da durch müssen, wenn sie nicht endlich mal anfängt, den Mund aufzumachen :)

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