Mittwoch, 5. Oktober 2011

Verlegenheit

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja blickte stur geradeaus auf die Straße und nickte auf Marys Frage hin. "Ich hatte ja keine Ahnung...", flüsterte Mary leise und schuldbewusst. Allerdings drängten sich ihr sofort noch viel mehr Fragen auf. Doch die wollte sie jetzt einfach nicht stellen. Sie schämte sich unheimlich dafür Nadja dazu genötigt zu haben, diese ungeheuerliche Vergangenheit zuzugeben. Gänsehaut überzog ihren ganzen Körper. Immer noch rollte der Wagen durch die Straßen.

"Ich wollte dich nicht so in Verlegenheit bringen.", krächzte Mary etwas schwach. Nadja zuckte die Schultern. "Konntest du ja nicht wissen.", gab sie nur zurück. Mary atmete etwas schwer. Ihr fiel einfach nicht mehr ein, was sie noch sagen sollte. Ihr brannten die Fragen langsam auf der Zunge, doch sie wollte Nadja nicht mit ihrer frivolen Neugier noch mehr belästigen. "Ich hasse es zu lügen. Und seit ich von zu Hause weggelaufen bin, musste ich mehr lügen als in meinem ganzen Leben davor. Ich musste euch belügen über Joe, ich musste euch belügen über meine Vergangenheit. Nichtmal meiner Mama konnte ich die ganze Wahrheit sagen." An Nadjas Stimme konnte man hören, wie dick der Kloß im Hals war.

"Du brauchst dich für mich nicht verstellen.", bot Mary etwas kläglich an. Es tat ihr nun einerseits leid, dass sie das gut ausgeklügelte System von Unwahrheiten zum Einsturz gebracht hatte, aber dennoch blieb ihre Neugier bestehen. Und jetzt wo Nadja sagte, sie wolle nicht lügen, konnte sie doch auch die ganze Wahrheit erzählen? "Wenn du darüber reden willst, ich bin immer für dich da. Und dein Geheimnis ist bei mir auch sicher.", schob sie noch hinterher.

Nadja nickte nur wieder stumm und bog in die Community-Straße ein. Keiner von beiden sagte ein Wort. Schweigend stellte Nadja den kleinen Mietwagen schließlich in der Tiefgarage unter Joes Haus ab. "Lass uns hochgehen.", schlug Nadja mit belegter Stimme vor und stieg aus dem Wagen. Mary folgte ihr etwas behäbig, was diesmal nicht an ihrer Leibesfülle lag, sondern daran, dass sie nicht wusste, wie sie sich nun verhalten sollte.

Geoffrey empfing Nadja an der Treppe im Erdgeschoss. Nadja riss sich zusammen und bestellte einsilbig etwas zu trinken auf ihr Zimmer für sich und Mary. Dann erkundigte sie sich gerade noch, wo Jurina gerade war. Dankbar nahm sie zur Kenntnis, dass sie wohl gerade ein Nickerchen zusammen mit Julija hielt. Das befreite sie davon dort noch vorbei zu gehen. Sie ging hinauf in ihr Zimmer, nahm die Getränke von Geoffrey entgegen und schloss dann die Türe. Gequält sah sie Mary an, die ziemlich unglücklich an der Türe stand. "Es tut mir so leid.", wiederholte Mary nur immer wieder. Nadja hatte nasse Augen und schlang schließlich die Arme um ihre Freundin und presste das Gesicht an Marys Schulter.

1 Kommentar:

  1. Das hast du gut beschrieben. Ich meine den Konflikt, in dem Mary sich befindet. Natuerlich muessen ihr alle Fragen, die sie noch hat, laecherlich vorkommen und sicher ist noch vieles offen. Aber der gemeinsame Gefuehlsausbruch schweisst noch enger zusammen und die erleichterung danach wird beiden helfen geloester mit dem thema umzugehen. Bestimmt kann nadja noch klaeren wie jurina dazu gehoert. Und mehr will mary ja auch gar nicht wissen.
    LG kay

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