Dienstag, 11. Oktober 2011

Es ist ganz anders

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Eine ganze Weile saßen Mary, Jurina und Nadja auf dem Bett und niemand sagte etwas. Genaugenommen schauten Nadja und Jurina Mary fast etwas erwartungsvoll an. "Ich brauch erstmal etwas zu trinken.", unterbrach diese dann schließlich die Stille und bediente sich an dem Tablett mit Softdrinks und Wasser, welches Geoffrey hereingebracht hatte. "Vielleicht lieber einen richtigen Drink.", schlugt Jurina scherzhaft vor. Schon das reichte um Mary einen kleinen Schreck zu versetzen. Um ein Haar hätte sie das Glas fallen gelassen.

"Ist alles okay?", fragte Nadja sofort besorgt. Mary schüttelte leicht den Kopf, nickte dann wieder um sofort wieder zum Kopfschütteln über zu gehen. "Nein, verdammt! Nichts ist okay!", fauchte sie überraschend agressiv und sackte aber sofort wieder in sich zusammen. Sie ließ sich aufs Bett fallen und bekleckerte sich dabei mit dem Wasser aus ihrem Glas. "Och nee...", maulte sie weiter. Dennoch blieb sie einfach sitzen. "Mary?", fragte Nadja vorsichtig und krabbelte auf dem Bett hinüber zu ihrer Freundin.

Als hätte Julija die bedrückte Stimmung in sich aufgenommen verstummte auf einmal ihr fröhliches Glucksen und sie lag ziemlich still da. "Soll ich euch alleine lassen?", bot Jurina auf Ukrainisch an. Nadja nickte nur stumm. "Wir sehen uns später.", verabschiedete sie sich nun wieder auf Englisch von Mary. Doch die reagierte kaum. Jurina nahm ihre Kleine auf und verschwand leise aus dem Raum. Auf Mary hatte das vorerst keinen großen Einfluss. Nach wie vor, saß sie stumm an der Bettkante. Aus ihrem Wasserglas hatte sie noch nicht einen Schluck genommen.

Sanft fasste Nadja ihre Freundin an der Schulter. "Was ist denn los?", flüsterte sie besorgt. Mary konnte sich nicht konzentrieren. Und sie hasste diesen Zustand. Aus der frivolen Neugier auf die wahre Geschichte von Jurina und Nadja war eine Horrorvision entstanden. Die beiden hatten ihr eine Geschichte erzählt, die zwar absolut haarsträubend, aber doch in jedem Punkt plausibel war. Fast verzweifelt versuchte sie eine Lücke im Ablauf zu finden, welche all das zu einem fiesen Scherz verkommen lassen würde. Aber es gab keine. "Ich... Das...", stammelte Mary und Nadja legte beruhigend ihre Hand auf Marys. "Das ist doch mir passiert und Jurina. Und nicht dir."

"Ich kann das einfach nicht fassen.", flüsterte Mary nun nach ein paar Augenblicken wieder. "Weisst du, mir ist das alles auch nicht leicht gefallen. Aber bis gerade hatte es mir geholfen, endlich mal darüber zu sprechen. Ich wollte dich doch damit nicht mit runterziehen.", gab Nadja etwas beschämt zu. Mary schüttelte noch ein paarmal den Kopf und setze dann das Wasserglas an und sog es in einem Zug leer. "All das, was du mir erzählt hast. Es ist ja nicht, als ob ich nicht gewusst hätte, dass sowas auf der Welt passieren kann. Aber Es ist ganz anders, wenn man jemand kennt.", erklärte sie etwas entschuldigend. Nadja nickte und seufzte. 'Und es ist nochmal anders, wenn es dir selbst passiert ist.', dachte sie bei sich. Den Gedanken sprach sie allerdings nicht aus.

1 Kommentar:

  1. Eine kluge Entscheidung von Nadja, das nicht auch noch auszusprechen. Dass Mary gerade massiv überfordert ist, liegt ja auf der Hand. Ihre ganze behütete Welt bricht zusammen und sie wird mit Dingen konfrontiert, die man in Büchern liest oder im Fernsehen mal sieht. Wenn überhaupt.

    Aber sie wird ihren Pragmatismus schon wieder zurück gewinnen. Mary ist ein Stehaufmännchen.. oder -mädchen, die kommt schon wieder zu sich.

    Schön übrigens, dass Jurina so takvoll ist und den Beiden noch mal einen Moment alleine gönnt.

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