Freitag, 14. Oktober 2011

Augenringe

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja war zwar nachts nicht aufgewacht und sie erinnerte sich am nächsten Morgen auch nicht mehr an ihre Alpträume. Dennoch hatte die Nacht spuren hinterlassen. Sie fühlte sich wie gerädert und völlig schlaff. Sie wartete ab, bis Joe aufgestanden und im Bad verschwunden war. Sie drehte sich noch einmal herum und zog die Decke fest. Doch es nutzte nichts. Schlafen konnte sie nicht mehr und es plagten sie zudem auch ziemliche Kopfschmerzen.

Seit sie in Seattle lebte, hatte sie keinen einzigen Tag in der Schule versäumt. Bis auf letzte Woche, wegen des Autounfalls. Aber heute Morgen fühlte sie sich so mies, dass sie darüber nachdachte die Schule auszulassen. Dabei konnte sie nicht einmal konkret sagen warum es ihr so schlecht ging. Schließlich, als Joe das Bad frei machte, schälte sie sich aber doch aus dem Bett und huschte ins Bad. Sie ließ unter der Dusche minutenlang das heiße Wasser über ihren Körper laufen und begann nur sehr lansgam sich wieder besser zu fühlen.

Nach der Dusche verwarf sie den Gedanken, die Schule zu schwänzen und zog sich die Schuluniform an. Auf dem Weg zum Frühstück klopfte sie an die Türe des Gästezimmers. Jurina war gerade mit dem Stillen fertig. Als ihr Blick auf Nadja fiel zog sie die Augenbrauen zusammen. "Du siehst ja aus wie ne Leiche.", meinte sie etwas entsetzt. Nadja nickte zögerlich. "Ich hab nicht so gut geschlafen." "Das sieht man.", seufzte Jurina. Sie legte Julija auf dem Bett ab und kam auf Nadja zu um sie in den Arm zu nehmen.

Etwas verunsichert ließ Nadja sich umarmen und fühlte sich sofort etwas besser. "Danke.", flüsterte sie. "Was ist denn los?", hakte Jurina nach, "Warum hast du so schlecht geschlafen. Du warst gestern Abend schon so komisch, nachdem Mary weg war." Nadja zuckte die Schultern. "War nicht einfach, das alles zu erzählen.", quetschte sie hervor. Jurina lag noch ihre Erwiderung auf der Zunge, aber sie schluckte sie herunter. "Lass uns Frühstücken gehen. Ein Glas Orangensaft und ein kräftiger Kaffee und du fühlst dich wieder besser.", schlug sie vor.

Nadja hatte zwar nicht das Gefühl, dass dies die Ursache für ihre schlechte Verfassung beseitigen konnte, aber dennoch nickte sie. Schaden würde es jedenfalls nicht. Nur gut, dass Joe heute noch keinen allzu genauen Blick auf sie geworfen hatte. "Ich geh nochmal schnell ins Bad.", meinte sie noch und ging schnell in ihr Zimmer. Vor dem Spiegel betrachtete sie sich eingehend. Die Folgen der schlechten Nacht waren unübersehbar. Nadja machte sich nicht viel aus Makeup. Seit der Zeit in Deutschland trug sie fast nie welches. Dementsprechend gering war auch die vorhandene Auswahl.

Ein Abdeckstift, mit dem sie die gelegentlichen Pickel vertuschte, musste herhalten um die Augenringe zu übermalen. Das Ergebnis war zwar nicht berauschend aber allemal besser als vorher. Seufzend betrachtete sie sich abschließend im Spiegel und fragte sich, was ihr eigentlich so zu schaffen machte. Die Zeit in Deutschland war doch vorbei. Dimitri, Boris und ihre Spießgesellen saßen in Deutschland im Gefängnis. Und nach allem, was sie gehört hatte, würden die es dort keineswegs leicht haben. Sie selbst lebte dagegen in Seattle den Traum ihrer Kindheit und hatte doch eigentlich nichts um sich darüber zu beklagen. Dennoch wühlten sie die Erinnerungen so unglaublich auf. Sie schüttelte sich noch einmal, rang sich ein Lächeln ab und ging hinunter ins Esszimmer.

1 Kommentar:

  1. Oha. Das nimmt Nadja ja schlimmer mit als ich dachte. Leider wird Joe eher nicht bemerken, wie es ihr geht. Es sei denn, er bezrachtet sie genauer, um zu pruefen ob sie immer noch sauer auf ihn ist.
    Jurina hat mit ihrer Tochter sicher genug um die Ohren und ist aussetdem zu jung, um jetzt entsprechend helfend zu handeln. Bin gespannt wie sich das klaert.
    Liebe Gruesse
    Kay

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