Sonntag, 24. Juli 2011

Hat jemand Nadja gesehen?

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja brauchte einige Minuten in der Toilettenkabine bis das Schlimmste überstanden war. Zu ihrem Glück war in dieser Zeit niemand hereingekommen. Als die Tränen endlich aufgehört hatten tupfte sie ihr Gesicht mit einem Taschentuch trocken. Ihr graute ein wenig davor, sich herauszuwagen und in den Spiegel zu sehen. Sie hatte schon immer extrem rote Augen vom Weinen bekommen und heute würde da sicherlich keine Ausnahme sein. Als sie es endlich gewagt hatte sich vor den Spiegel am Waschbecken zu stellen, wurden ihre Befürchtungen noch weit übertroffen.

Die Augen sahen fast schon aus, wie nach einer Schlägerei. Die Lider waren verquollen und der ganze Bereich um die Augen war rot. Panisch öffnete sie den Wasserhahn und lies sich kaltes Wasser über die Hände laufen um sich damit das Gesicht abzutupfen. Anfangs war sie noch vorsichtig, um ihre Kleidung nicht voll zu tropfen, aber als das nichts half wurde sie immer ungehemmter und stand schließlich mit etwas gebessertem Gesicht dort. Immernoch war klar erkennbar, dass sie geheult hatte. Und nun war zusätzlich der Kragen ihrer Bluse nass geworden.

Zweimal atmete sie tief durch und versuchte fürs Erste ihre Gedanken wieder in den Griff zu bekommen. Womit hatte das alles angefangen? Sie hatte Gretchen von ihrer Verlobung mit Joe erzählen wollen und sie eingeweiht. Gretchen hatte völlig unpassend reagiert und war sofort danach nach Hause gefahren. Schon da hatten sie kein Wort mehr über die Verlobung geredet. Sie hatte sich also offensichtlich nicht darüber gefreut. Mit Sicherheit weil sie eifersüchtig war und Joe für sich selbst wollte. Außerdem hatte sie seitdem kaum ein Wort mit Nadja gewechselt und war ihr sogar aktiv aus dem Weg geganen.

Und nun wollte Mary sich der Sache annehmen und Gretchen zur Rede stellen. Nadja hatte zwar gesehen, dass dies zu Problemen führen könnte, aber doch nicht dazu, dass beide nicht mehr mit ihr redeten? Was war das eben in der Kantine gewesen? Warum hatte auch Mary ihr jetzt die kalte Schulter gezeigt? War sie so wütend, weil sie nicht mehr die einzige war, die in das Geheimnis eingeweiht wurde? Sie konnte doch mit dieser Aktion nicht ihre beiden besten Freundinnen auf einmal verloren haben? Was hatte Gretchen Mary erzählt, was gewesen war? Nadja zog ihre laufende Nase einmal hoch. Sie hatte schon mehrfach geschneuzt allerdings ohne Ergebnis. Wieder starrte sie in den Spiegel und versuchte ihrem eigenen Abbild standzuhalten. Doch sofort bahntens ich wieder die Tränen ihren Weg.

So konnte sie auf keinen Fall zurück in den Unterricht. Sie schloss sich wieder in der Kabine ein und wartete das Ende der Pause ab. Bis dahin war es zum Glück nicht mehr so lang. Schließlich verkündete das erste Klingeln, dass es Zeit war in die Klassenräume zu gehen. Nach dem zweiten Klingeln, welches den Unterrichtsbeginn bezeichnete wartete sie noch zwei Minuten ab um auch ja keinem Nachzügler zu begegnen und huschte dann über das Schulgelände in Richtung Hauptgebäude. Dort war im Erdgeschoss das Zimmer der Schulschwester. Zwar wäre Nadja lieber einfach abgehauen, doch wollte sie den damit verbundenen Ärger nicht riskieren. Lieber meldete sie sich bei der Schulschwester einfach krank und legte sich dort für zehn Minuten auf die Liege um sich dann nach Hause schicken zu lassen. In ihrer momentanen Verfassung stellte es auch kein größseres Problem dar, einen leidenden Gesichtsausdruck zu machen.


Etwas verdutzt sah Mary sich im Klassenraum um. Der Platz neben ihr war frei. Und Nadja saß auch auf sonst keinem Stuhl. Damit hatte sie nun nicht gerechnet. "Hat jemand von euch Nadja gesehen?", kam dann auch schon die Frage der Lehrerin, nachdem sie die Anwesenheit kontrolliert hatte. Ihr Blick ging sofort zu Mary. "In der Mittagspause war sie noch da.", platzte sie heraus und biss sich sofort auf die Zunge. Auch von den anderen kamen vorwurfsvolle Blicke. Die Lehrerin zuckte mit den Schultern. "Das Klingeln gilt für alle.", meinte sie gelassen und trug Nadjas fehlen in ihre Mappe ein. Dann begann sie mit dem Unterricht.

1 Kommentar:

  1. Jetzt sollte Mary mal mit dem Nachdenken beginnen und Gretchen vielleicht auch. Meine Güte, da will eine nur ihre Freude teilen und wird nach und nach von den anderen geschnitten? Das ist ja nun wirklich kindisch. Und aus diesem Alter sollten sie nun eigentlich alle miteinander raus sein.

    Nadja sollte sich einfach mal ein wenig beruhigen und die Sache mit kühlem Kopf angehen. Dafür wäre Joe geeignet, der ja ihr größtes Vertrauen genießen sollte. Aber der arbeitet. Blöd...

    Aber das wird sich sicherlich noch aufklären, hoffe ich.

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