Sonntag, 10. Juli 2011

Eine Sucht

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja sah ihre Freundin erwartungsvoll an. Doch Gretchen fühlte sich sichtlich unwohl schließlich atmete sie tief durch und zuckte die Schultern. "Ich habe keine Ahnung, was zwischen euch ist." Sie sah Nadja kurz in die Augen. "Aber es ist auch für uns zwei doch gar nicht wichtig.", fügte sie schnell an. Nadja ließ sich davon gar nicht groß beeindrucken. "Joe und ich sind ein Paar.", flüsterte sie fast geheimnisvoll und Gretchen rang sich ein Lächeln ab.

Sicher, sie hatte ein gutes Verhältnis zu Nadja. Aber irgendwie fühlte sie sich bei der Einweihung in diese Information, welche ja wohl offensichtlich ein Geheimnis war, unwohl. Sie hatte zwar schon oft darüber nachgedacht, wie das mit Nadja und Joe eigentlich lief, und sie war sich fast sicher gewesen, dass zwischen den beiden mehr war als nur Freundschaft. Dennoch hatte sie sich mit ihren Spekulationen irgendwie wohler gefühlt als mit der Wahrheit, die sie gerade verkündet bekommen hatte.

"Das ist doch toll für euch.", meinte Gretchen etwas gequält. Nadja bekam vom Zwiespalt ihrer Freundin nichts mit. Sie war viel zu aufgeregt, als dass sie in der Lage gewesen wäre den Zwiespalt in dem Gretchen steckte mitzubekommen. "Ja, wir sind schon zusammen, seit ich hier wohne. Und letzte Woche hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten werde." Nadja plauderte locker weiter. Sie erzählte zwar nicht von Sex oder anderen intimen Details, doch durchaus verbreitete sie die Geschichte der Beziehung zwischen ihr und Joe. Gretchen nickte nur immer und starrte ins Wasser. Nur selten schaute sie Nadja kurz zwischendrin an. Das Unwohlsein vergrößerte sich zwar nicht weiter. Dennoch blieb ihr die Situation extrem unangenehm.

Als so gar keine Fragen von Gretchen kamen ging ihr irgendwann der Gesprächsstoff aus und sie schloss ihre Erzählungen mit einem: "Ist doch ein irres Geheimnis, oder?", ab. Gretchen nickte wieder. "Ja. Total cool für dich. Du weisst schon mit 17, mit wem du den Rest deines Lebens verbringen wirst.", fasste Gretchen etwas ungeschickt zusammen. Doch immernoch prallte ihre Abneigung gegen das Gespräch an Nadja einfach ab. Längst hatten sie ihre Cocktails leer getrunken. Gretchen stand schließlich auf und griff nach einem Handtuch um sich die Füße abzutrocknen. "Ich muss mich jetzt so langsam fertig machen. Ich muss wieder heim, bevor meine Eltern kommen.", meinte sie entschuldigend.

Jetzt war es an Nadja, verdutzt zu gucken. "Ich hab' gedacht, du bleibst vielleicht noch zum Abendessen?", meinte sie etwas enttäuscht. Doch Gretchen schüttelte schnell den Kopf. "Nein, ich muss zu Hause essen. Wenn ich erst nach dem Essen komme, ohne Bescheid zu sagen, dann wird meine Mutter auf jeden fall sauer." Sie ging zu dem kleinen Stapel den sie aus ihren Klamotten gebildet hatte und huschte hinter die Stellwand um sich wieder umzuziehen. "Danke für den Bikini.", rief sie, während des Umziehens.

Nadja versuchte während der Autofahrt zu Gretchen das Thema noch einmal aufzugreifen, doch es schien an Gretchen einfach abzuperlen. Sie weschselte wieder auf ein Schulthema, die Hausaufgaben oder etwas anderes, für Nadja vollkommen Belangloses. Unten vor der Wohnung verabschiedeten sie sich. Gretchen ging mit einem unguten Gefühl nach oben in die Wohnung und hoffte, dass sie vor ihrer Mama wieder da war. Nadja fuhr etwas bedröppelt nach Hause. Das Geheimnis mit Mary zu teilen war unglaublich gewesen und es hatte so etwas wie eine Sucht in ihr ausgelöst. Nur hatte das Erlebnis mit Gretchen heute diese Sucht nicht ein zweites Mal befriedigen können.

1 Kommentar:

  1. Auch das muss Nadaj lernen, dass nicht jeder sich mit ihr einfach so mitfreuen kann. Dafür sind die Menschen zu verschieden.
    Da niemand Nadjas Vorgeschichte und ihre schrecklichen Erlebnisse kennt, muss Nadja sich auch mal überlegen, dass für ein armes Mädchen wie Gretchen Neid aufkommen könnte, auch wenn Gretchen dagegen ankämpft. Das ehrt Gretchen zwar, aber aus ihrer Sicht fällt Nadja alles in den Schoß: Ein freies Leben, Sex mit einem erfahrenen Mann, ein Millionär als Verlobten, keine Probleme damit, eine Eliteschule zu bezahlen, Klamotten ohne Ende und ein eigenes Auto.. Es wird an der Zeit für Nadja, auch einmal über andere nachzudenken.

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