Montag, 1. Oktober 2012

Noctambule III - Rückblick: Das Grauen hat ein Ende

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Armand war nicht wütend. Er war auch nicht froh darüber, sein Ziel beinahe erreicht zu haben. Tatsächlich spürte er überhaupt nichts, sondern verfolgte sein Ziel mit einem Gefühl der Leere und Kälte. Der zitternde Mann vor ihm war bereits zerstört, doch er lebte noch und das würde er bald ändern. Armand hatte keinerlei Mitleid mit ihm. Vor ihm lag ein Mann mit der Kraft eines Ochsen, der sich nur an Kinder und Frauen heranwagte anstatt die Auseinandersetzung mit ähnlich starken zu suchen.

"Lass uns überlegen. Ich sollte als erstes verhindern, dass du mir noch einmal davon läufst." erklärte er dem winselnden Nackten vor sich mit ruhiger Stimme, nachdem er neben ihm in die Hocke gegangen war. Jérôme heulte auf und schüttelte heftig den Kopf. Die Augen waren in Panik geweitet und seine Beine schlotterten sogar im Liegen noch von der Überanstrengung des Laufens. 

Mit zwei harten Schlägen der Handkante brachen beide Kniescheiben und Jérôme heulte auf. Sein Oberkörper schoss halb in die Höhe, dann begann er sich zu winden wie ein Aal. Armand sah ihm ruhig zu und ließ ihm die Zeit, um den Schmerz zu verkraften. Dabei erzählte er mit ruhiger Stimme.
"Ihr Menschen glaubt, die Krönung der Schöpfung zu sein. Das ist lächerlich! Meine Knochen wachsen in ein paar Tagen wieder zusammen." Jérôme hörte die dunkle Stimme nur noch dumpf. Demütigender als die Worte selbst war die Tatsache, dass jemand so viel Schmerz auslösen und dabei ganz ungerührt plaudern konnte.
"Ihr glaubt allen Ernstes, eure fehlenden Sinne mit Technik ersetzen zu können. Dabei seid ihr taub, blind und langsam, ohne Reflexe und schwach wie Babys." Allmählich hörte Jérôme wieder klarer, besonders nachdem er begriffen hatte, dass er mit dem Herumwälzen aufhören musste, damit die schmerzenden Beine nicht weiter bewegt wurden. Hechelnd versuchte er, die Schmerzen wegzuatmen und blinzelte seinen Peiniger durch einen Tränenschleier an.
"Bitte…" winselte er mit hoher Stimme. "Bitte…" er bekam kein weiteres Wort heraus, sein eigenes Betteln löste abgrundtiefe Scham in ihm aus. Zu allem Übel hörte er das verächtliche Lachen des Teufels.
"Um was bettelst du jetzt? Um Gnade? Hast du Agnes' Betteln denn beachtet? Hast du Gnade verdient?" Jérôme schloss entsetzt die Augen. Er bereute seine Tat bitter, doch würde das diesen Teufel noch besänftigen?
"Es tut mir leid!" brachte er endlich stammelnd hervor. Das bleiche Gesicht hob sich leicht und die schwarzen Augen bohrten sich kalt in seine.
"Das glaube ich dir. Es wird dir sogar noch viel mehr leid tun!" Die dunklen Augen glühten kurz auf und lösten bei Jérôme kalte Schauer aus. Dann begannen die Augen seinen Körper entlang zu wandern und betrachteten ausgiebig sein Geschlecht.
"Das kleine Ding da wirst du nicht mehr brauchen." überlegte der Teufel. Unwillkürlich wollte Jérôme die Beine zusammenpressen, was sofort wieder höllische Schmerzen in den gebrochenen Knien auslöste.
"Das wird der elfte Finger sein, den ich dir ausreiße." Noch bevor Jérôme die Bedeutung dieser Worte begriffen hatte, spürte er einen eisenharten Griff um sein Handgelenk. Kurz danach explodierte ein neuer Schmerz in ihm. Ohne Pause hörte er das Brechen seiner eigenen Fingerknochen und spürte den schrecklichen Schmerz eines Reißens, mit dem seine Haut und das Fleisch dem kurzen, kraftvollen Zug nachgaben. Trotz der gebrochenen Beine begann er mit ihnen zu zappeln. Schrille Schreie gellten aus seiner Kehle, doch sie wurden mit einer großen Hand erstickt, die seinen Mund bedeckte.
Jérôme sah nichts mehr. Tränen liefen in Strömen über sein Gesicht und verwischten den Blick in den Nachthimmel. Er spürte ein Stück Holz zwischen seinen Zähnen und biss mit aller Kraft darauf ohne darüber nachzudenken, dass dies wieder nur eine höhnische Geste seines Henkers war. Nach einer kurzen Pause gingen die Schmerzen wieder los, diesmal an der rechten Hand.
Jérôme wünschte sich nichts sehnlicher, als das Bewusstsein zu verlieren, doch jedes Mal, wenn der Schmerz ihn zu übermannen drohte, hörte diese Bestie auf und gab ihm Zeit, sich wieder zu erholen. Seine Zähne hatten sich tief in das Holz gegraben aber ihm fehlten Kraft und Willen, sie wieder hinauszuziehen. Dadurch war er jedoch auch geknebelt, was ihm weiteres Betteln verwehrte. Er stieß winselnde, jammernde Laute aus, während er sich erneut einnässte und blutiger Speichel aus seinen Mundwinkeln tropfte.
"Ich könnte dich mit einem einzigen Biss töten. Weißt du, was mich daran hindert? Du würdest diesen Biss genießen und vor allem ekelt es mich an, dein Fleisch an meinem Mund zu spüren. Und es ginge viel zu schnell. Zum Glück habe ich Handschuhe, damit ich dich anfassen kann." Die dunkle, knurrende Stimme war direkt in seinem Kopf obwohl seine Ohren ihn mit diesem hellen Ton quälten, der immer lauter wurde.
Jérôme hatte Angst. Angst vor neuem Schmerz, vor allem vor diesem einen Schmerz, den der Teufel angekündigt hatte. Die Panik schaltete alles andere in ihm aus und er schrie bereits, als er das Leder der Handschuhe an seinem Geschlecht fühlte. Der Schmerz war nicht mehr auszuhalten. Sein Kreischen erstarb schließlich und er drohte an seinem eigenen Speichel zu würgen. Wenn er nicht aufpasste, würde er daran ersticken. Und wenn er nicht erstickte, würde ihn entweder der Blutverlust oder der Teufel selbst töten. Er wünschte sich den erlösenden Tod inzwischen sehnlich. Dann endlich sank er in eine erlösende Bewusstlosigkeit.

1 Kommentar:

  1. *gruselt sich immer noch*

    Armand hat ja zu seinen gefassen sadistischen Seiten, welche er zuweilen an Frauen auszulassen pflegt auch noch sehr viel dämonischere Züge.

    Interessant in diesem Zusammenhang, dass Jerome ihn innerlich als Teufel bezeichnet.
    Und spannend, was wohl der echte Teufel mit ihm anstellen wird, wenn er ihm gegenübertritt.

    Armand hat Jerome für seinen Lebensstil undalle Mädchen bezahlen lassen, die er auf dem Gewissen bezahlt hat. Ich maße mir nicht an zu sagen, ob dieser Preis gerecht war. Er war jedenfalls hoch. :) Aber manchmal legt man sich eben einfach mit dem falschen an.

    LG
    Joe

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