Samstag, 6. Oktober 2012

Noctambule III: Die falsche Richtung

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Armand hatte Maurice und Jocelyn auf dem Weg zum Stadtrand von allem unterrichtet, was bisher geschehen war. Maurice war fassungslos, Jocelyn hingegen besaß noch die jugendliche Unbeschwertheit, sich über die schönen Dinge zu freuen wie Anyas und Raouls Gesundheit trotz der schrecklichen Erlebnisse.


Es war gut, dass die Pferde erst vor kurzem gewechselt worden waren, denn nun konnten sie zu einem schnellen Tempo angetrieben werden. So erreichten sie den verabredeten Treffpunkt an der Brücke schnell und mussten auf Sergejs Ankunft warten. Sergej hatte beschlossen direkt nach Einbruch der Dämmerung erst einmal die östliche Richtung einzuschlagen und dort nach Bauernhöfen Ausschau zu halten, während Armand und Anya zur Kirche gingen. Da sie dringend die Hilfe von Maurice brauchten, war es zwingend notwendig, jeden Abend den verabredeten Treffpunkt aufzusuchen und dort nach ihm und Jocelyn Ausschau zu halten.

Doch Sergej selbst hatte weder Lust noch Zeit, dort untätig herumzusitzen. In hohem Tempo hatte er weite Strecken zurückgelegt und zwei Höfe entdeckt, die er lautlos umschlichen hatte. Schnell konnte er sicher sein, dass Miriam dort nicht angekommen war, denn im ersten Hof entdeckte er ein junges Ehepaar, das gemütlich in der Küche am Tisch saß und über die bevorstehende Geburt des ersten Kindes redete.
Von Miriam war keine Spur und in allen anderen Zimmern herrschte Dunkelheit. Der zweite Hof war nur ein sehr kleines Haus mit einem alten Ehepaar, das nur noch zwei kleine Felder bewirtschaftete. Hier brauchte Sergej nicht lange, um sicher zu gehen. Der alte Mann hätte Miriam nicht alleine hierher gebracht und selbst wenn, wäre hier kaum Platz für sie gewesen.
Auch wenn Sergej beschloss, in der nächsten Nacht noch einmal nachzusehen, kehrte er mit der Hoffnung um, nun auf der westlichen Seite mehr Glück zu haben. Als er die Brücke erreichte, warteten dort seine Freunde mit Maurice und Jocelyn bereits auf ihn. Er ließ sich überreden, in den Wagen zu steigen und mitzufahren, statt selbst wesentlich schneller zu Fuß vorzupreschen.
Als sie den ersten Hof nach einiger Zeit erreichten, hatten sie bereits einen neuen Plan ausgeheckt, in dem Maurice als suchender Vater auftreten sollte. Für Sergej brannte die Zeit unter den Nägeln, denn Bauern pflegten früh schlafen zu gehen und wenn das ganze Haus erst einmal im Dunkel lag wurde es schwer für ihn, von außen zu erkennen, in welchem Zimmer Miriam sein konnte.
Doch hier hatten sie Glück, denn die Familie schien in der Küche versammelt zu sein. Die drei Freunde lauschten schweigend am Fenster und verfolgten das Gespräch mühelos. Als Maurice sich verabschiedete, waren die drei bereits wieder am Wagen und warteten dort auf ihn.
"Dieser Yanis scheint nicht da zu sein. Das ist doch der, von dem der Abbé gesprochen hatte?" fragte Maurice nach. Armand nickte gleichzeitig mit Anya.
"An der Geschichte mit den Vogelscheuchen stimmt etwas nicht. Ich bin dafür ihn zu suchen." schlug er vor. Sergejs Miene war verbissen.
"Einverstanden. Ich glaube dem Vogel auch nicht. Miriam ist bei ihm, das spüre ich!" knurrte er ungeduldig. Maurice kletterte erneut auf den Bock neben Jocelyn, doch die Vampire blieben vor dem Wagen stehen.
"Wir wissen nicht genau, wo er sein kann. Maurice, du bleibst mit dem auf dem Hauptweg, damit wir dich wiederfinden. Jocelyn, du wirst auf das Baby aufpassen und dich mit ihm hinten in den Wagen setzen. Anya, Sergej und ich laufen voraus über die Felder nach Westen. Wir sind einfach schneller als ihr mit dem Wagen. Anya, du bleibst bei mir in der Nähe." befahl Armand nun und blickte Jocelyn eindringlich an. Das Mädchen streckte die Arme nach dem Baby aus und drückte es zärtlich an sich.
"Jocelyn, ich verlasse mich auf dich. Pass auf, dass meinem Sohn nichts geschieht." Seine dunkle Stimme war so eindringlich, dass sie den Kopf zu ihm hob und sofort nickte.
"Versprochen!" antwortete sie und nickte Anya beruhigend zu, bevor sie nach hinten in den Wagen kletterte. Dort suchte sie sich einen Platz zwischen dem Gepäck und bettete Raoul in ihre Arme in der Hoffnung, hier hinten nicht allzu heftig durchgeschüttelt zu werden, denn Maurice trieb die Pferde zu hohem Tempo an.
Die drei Freunde trennten sich nach einem kurzen, entschlossenen Nicken und verschwanden in wenigen Sekunden aus dem Blickfeld von Maurice. In hohem Tempo jagten sie nun über die unbestellten Felder ohne ins Stolpern zu geraten. Armand und Anya entdeckten rasch den ersten Schuppen, doch war schon beim Annähern deutlich, dass diese windschiefe Holzhütte leer war.
Weder Armand noch Anya sprachen. Armand blieb konzentriert, um sofort einen möglichen Ruf von Sergej wahrzunehmen während Anya immer wieder versuchte, das Geräusch des Wagens zu hören. Doch hatten sie sich bereits zu weit von Maurice entfernt und tiefe Stille hatte sich ausgebreitet.
Miriams Schrei rollte über die Felder und brachte alle drei Vampire sofort zum Stehen, um die Richtung zu ergründen, aus der er gekommen war. Ihr zweiter Schrei war so unendlich qualvoll, dass Anya aufstöhnte. Die Richtung war deutlich. Mit wütender Entschlossenheit starteten alle drei in hohem Tempo durch. Der Schrei war eindeutig aus Nordosten gekommen. Yanis hatte gelogen.

1 Kommentar:

  1. Nun ist es also soweit!!

    Der nächste "Showdown" steht an!

    Yanis wird also nicht einfachen Besuch mit Baby bekommen, sondern gleich dreifachen!

    Darauf ist er nich vorbereitet, nichteinmal Ansatzweise und ich würde mich sehr wundern, wenn er es lebend aus dieser Nummer heraus schafft.

    In gewisser Weise hat er ja nun sein Ziel umgesetzt. Miriam a.k.a. Belle hat ihre "Herrin" gerufen und sie hat es gehört.

    Nun ist Eile geboten! Das wird eine wilde Nacht.

    Halt durch Miriam!

    LG
    Joe

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