Dienstag, 23. Oktober 2012

Irgendwie schade

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Geschafft, aber auch erleichtert, kuschelte sich Nadja in Joes Arme. Als er gehört hatte, dass sie nach Hause kam hatte er seinen PC ausgemacht und war nach unten gekommen. "Das ging ja schnell.", meinte er amüsiert und drückte sie an sich. Nadja sagte erst mal gar nichts. Sie war einfach dankbar, ihn wieder zu spüren. Heute hatte sie ihn mehr als sonst vermisst. Und nur zu gern, hätte sie ihrem Vater erzählt, wer Joe war und wie es wirklich um ihn stand. Doch sie wollte ihn einfach nichtm ehr als Teil ihres Lebens haben, da gingen ihn auch diese Sachen nicht an.

Schließlich löste sie sich wieder von Joe und gab Geoffrey, der in respektvollem Abstan geblieben war, ihre Jacke und Tasche. "Bringen Sie uns bitte etwas zu trinken ins Wohnzimmer, Geoffrey.", meinte Joe höflich. Der Butler nickte und verschwand. Joe führte Nadja sacht ins Wohnzimmer. Er konnte spüren, dass sie fertig war und ihn jetzt brauchte. Auch das verräterische Zucken ihres Körpers, dass Schluchzer ankündigte, entging ihm nicht.

Er platzierte sie auf dem Sofa und nahm Geoffrey, der nur wenige Augenblicke später kam, das Tablett an der Tür ab. "Vielen Dank, wir brauchen Sie dann heute auch nicht mehr. Einen schönen Abend.", entließ er den Butler und schloss die Türe, so schnell es die Höflichkeit zuließ. Vom Sofa konnte er bereits hören, dass Nadja weinte. Schnell stellte er das Tablett ab und setzte sich neben sie.

Nur mühsam widerstand er dem Versuch direkt zu fragen, was denn los wäre. Er wusste inzwischen, dass es besser wäre, zu warten, bis sie von sich aus anfing zu reden. Stumm nahm er sie in den Arm und drückte ihren Kopf an seine Schulter. Nun ließ Nadja ihren Gefühlen freien Lauf und schluchzte heftig. Geduldg saß Joe daneben und ertrug die Situation, so gut es ging.

"Danke.", flüsterte Nadja schließlich als das Schlimmste vorbei war. All ihre Coolness der letzten Tage war in diesen Minuten einfach verschwunden. Ihr sorgfältig aufgebauter Schild gegen die Emotionale Belastung war einfach zusammengebrochen. "Was ist denn passiert?", hakte er sanft nach und reichte ihr ein Glas. "Eigentlich gar nichts. Trotzdem ist es komisch.", seufzte sie und griff nach einer Serviette, die nun als Taschentuch herhalten musste. Dann erzählte sie vom Tag und, dass sie sich eigentlich großartig gefühlt hatte un in jeder Hinsicht überlegen. Sie erzählte, wie erhebend es war, ihrem Vater das Geld zu geben.

"Und warum geht es dir jetzt schlecht?", hakte Joe nach. Nadja zuckte mit den Schultern. "Vielleicht, weil jetzt klar ist, dass ich keinen Vater mehr habe. Bisher war mein Vater immer irgendein Typ der halt noch in der Ukraine war. Und nun ist er der Mann, der sogar dreimal mein Leben ruiniert hat. Der Mann ist einfach nicht mehr mein Vater." Sie drückte sich wieder an Joe. Etwas irritiert, strich er ihr über die Haare. "Und das ist doch irgendwie schade.", flüsterte sie noch leise hinterher.

1 Kommentar:

  1. Tja, das nennt man Trauerarbeit, liebe Nadja. Bisher wurde Mykola einfach aus dem Leben und den Gedanken verdrängt.
    Nun hat er sich wieder massiv in den Vordergrund gedrängt und alles kam wieder hoch. Beim Abschied wird ihr klar geworden sein, dass sie ihn mit einem massiven Fußtritt aus ihrem Leben befördert hat. Sie selbst hat entschieden, dass ihm nicht zu verzeihen ist, sie selbst hat entschieden, dass er nicht mehr ihr Vater ist und auf den Stand des Erzeugers reduziert wurde.
    Das Wissen sickert nun offenbar in ihr Bewusstsein und das tut natürlich auch weh. Sicherlich hat sie sich vieles einfach anders gewünscht. Und doch: Mykola hat sie indirekt zur Hure gemacht. Mykola hat sie aber ebenso indirekt zur nun schwangeren Verlobten eines Millionärs gemacht. Das sollte sie gerechterweise auch bedenken.

    Joe muss nicht irritiert sein. Er hat die schwere Aufgabe, einfach nur da zu sein und die meistert er fabelhaft.

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