Mittwoch, 10. Oktober 2012

Zeit zu gehen

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Muss ich das jetzt entscheiden?", war Mykolas direkte Rückfrage. Pjorczyk sah ihn etwas genervt an. "Wann denn sonst?", meinte er verwirrrt. "Naja, ein andermal, wenn ich vielleicht mit Maria gesprochen habe.", erklärte Mykola recht stumpf. Lelya unterdrückte ein Stöhnen. "Ist es so schwer zu kapieren, dass ich nicht will, dass du dich ihr näherst?", ging sie dazwischen.

Nun erwachte in Pjoczyk die Professionalität wieder. "Mein Mandant hat nach derzeitiger Regelung das gemeinsame Sorgerecht. Sie können ihm den Kontakt zu seiner Tochter nicht erwehren.", erklärte er trocken in Lelyas Richtung. Allerdings auf Englisch. "Genau deswegen sind wir doch hier. Damit wir uns darauf verständigen können, dass er eben dieses Sorgerecht nicht mehr wahrnehmen wird.", gab Pierce nun seinem Kollegen zu bedenken. "Darauf möchte sich mein Mandant aber wohl nicht einlassen."

Mykola und sein Anwalt gingen wieder zum Tuscheln über. "Wollen Sie unbedingt ihre Tochter sehen? Ich warne Sie. Auf die angebotenen Zahlungen besteht kein Rechtsanspruch. Und wenn Sie ihrer Frau die Hölle heiß machen, dann ist das Ergebnis vermutlich, dass man Sie alle Mann hoch in die Ukraine zurückschickt. Dort hat ihre Frau keinen lukrativen Job und sie werden dankbar für 800 Hrywnja von der Stütze sein, bis sie wieder Arbet haben." "Aber ich möchte nicht gehen, ohne mich von ihr zu verabschieden.", meinte Mykola gequält. "Und der Rest? Wenn Sie sich von ihrer Tochter verabschiedet haben, wollen Sie das Angebot dann annehmen?" Mykola nickte.

"Mein Mandant möchte nicht gehen, ohne seine Familie verabschiedt zu haben. Danach wird er ihr Angebot annehmen.", verkündete Pjorczyk. "Dann fliegt er Economy Class.", antwortete Joe sofort stumpf. Pierce kicherte etwas auf. "Wie stellst du dir das vor?", warf Lelya dann zurück. Mykola zuckte die Schultern. "Ein Nachmittag im Zoo und ein Abendessen?" Lelya rollte mit den Augen. "Du wirst zu deinem Tag mit Maria Nadja nd Lukas mitnehmen. Ich werde nicht dabei sein. Wenn du Dummheiten machst ist der Nachmittag sofort zu Ende!" Lelya wiederholte ihr Angebot noch auf Englisch und nickte Pierce zu.

"Einverstanden!" "Also ich fasse zusammen.", Pierce räusperte sich kurz, "Sie verbringen einen Nachmittag und ein Abendessen mit Maria, wobei Sie Nadja und Lukas mitnehmen werden. Im Anschluss fliegen Sie widerstandslos zurück in die Ukraine. Das Flugticket wird von uns gestellt. Ebenso erhalten Sie 3100 Dollar, wahlweise auch den Gegenwert in Hrywnja als Barmittel auf die Hand. Von da an, bis zu dem Monat in dem Maria 18 wird erhalten Sie weiterhin monatlich 100 Dollar auf ein hinterlegtes Konto oder wahlweise auch als Baranweisung zur Abholung an einer Western Union Bank oder einer Post in der Ukraine. Das klären wir gern och im Detail. Dafür unterzeichnen Sie hier und heute eine Vereinbarung, in der Sie förmlich auf ihr Sorgerecht verzichten."

Pierce hatte immer wieder Pausen gemacht, damit Pjorczyk nicht alles am Stück übersetzen musste sondern die einzelnen Sätze angeben konnte. Als alles gesagt war nickte Mykola. Danach wurde es sehr geschäftig. Der Anwalt packte seinen Laptop aus und einen kleinen mobilen Drucker. Er begann den vorformulierten Vertrag leicht zu verändern und die neuen Ergebnisse einzubinden, sowie die vereinbarten Summen einzutragen. Schließlich ließ er sich von Lelya und Pjorczyk beim Übersetzen helfen und alles wurde ausgedruckt. Wenig später wanderten Lelyas und Mykolas Unterschriften auf die diversen Papiere. Dazu noch die Vermerke der Anwälte, dass der Vertrag in ihrem Beisein geschlossen wurde. Dann war es Zeit zu gehen.

4 Kommentare:

  1. Gut, dass Maria nicht mit ihm alleine sein wird. Wer weiß, was er ihr dann noch einreden könnte.

    Pack dein Zeug und veschwinde!

    Er hat in der Ukraine doch nichts mehr und auf dem Schiff hatte er Spaß und Geld. Dann soll er doch dahin zurück. Dann macht er aus seinem Leben doch noch was sinnvolles.

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  2. Nadja und Lukas werden Mykola schon die Laune verderben, denke ich. Sie werden wenig Lust haben, die Kindermädchen spielen zu müssen und Mykola wird wenig Lust haben, sich mit diesem ablehnenden Nachwuchs herumzuschlagen. Das gefällt mir :-)

    Es ist schon verblüffend wie leicht sich Mykola überreden ließ. Lelya wird die nächsten vier Jahre regelmäßig mit den Zähnen knirschen, weil sie die Abbuchungen an Mykola erinnern, aber danach ist dann auch endlich ein für allemal wirklich Ruhe.
    Trotzdem hoffe ich ja jetzt irgendwie doch noch, dass Mykola erfährt, wer Joe eigentlich wirklich ist. Mich überrascht ja, dass er wirklich so unendlich gleichgültig ist, seinen zukünftigen Schwiegersohn nicht mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Aber wahrscheinlich bin ich da wieder mal zu doof und verstehe nicht, dass es wirklich solche Menschen gibt.

    So.. und nun ab in den Flieger, Mykola! Schiff wäre doof, die Titanic ist ja schon längst vorbei gefahren und die neuen gehen ja kaum noch unter. Vielleicht bleibt er ja wegen Schmuggels in irgendeinem düsteren Land hängen?

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  3. Puhh, das wäre geschafft, Mykola hat den Vertrag unterschrieben und verzichtet auf das Sorgerecht :-D: Ich bin ja nur mal auf sein saudummes Gesicht gespannt, wenn er erfährt, wer Joe ist und wie viel Kohle er noch hätte rausschlagen können. Oder wenn er erfährt, dass er bald Opa wird. Ich hoffe ja, dass Nadja und Lukas ihm dies und noch ein paar andere Sachen an dem Nachmittag unter die Nase binden :-P. Und dann schnurstracks in den Flieger und winke winke.
    Mich wundert ja etwas, dass er nicht mal versucht hat die Summe zu verhandeln. Nicht mal sein Anwalt ist auf die Idee gekommen, dass da ggf. noch mehr hätte drin sein können. Der Anwalt scheint echt eine Niete zusein, nicht mal er hat versucht Joe zu durchleuchten. Aber um so besser, so kann Lelya die Summe alleine aufbringen und braucht Joe gegen über kein schlechtes Gewissen zu haben.
    Mykola bekommt das Geld doch bar, vielleicht wird er unterwegs ja noch ausgeraubt oder am Flughafen gibt es Schwierigkeiten wegen der Summe Bargeld die er mit sich führt. Irgendwelche Bösen Überraschungen würde ich Mykola ja echt noch gönnen :-P.

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  4. Genau, Minito! Die Summe Bargeld brachte mich ebenfalls auf diesen Gedanken, dass er beim Zoll Probleme bekommen könnte. Aber ich vermute mal, dass die Summe dafür nicht hoch genug ist. Schade eigentlich. Das hätte mir gefallen :-)

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