Freitag, 26. Oktober 2012

Das Herz

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe fühlte sich in der Umgebung sichtlich unwohl. Er ungemütlich auf seinem Stuhl und wusste nicht recht, wo er seine Hände lassen sollte. Er hatte einen kleinen Tablet-Computer eingesteckt um während der Wartezeit etwas lesen zu können. Doch jetzt war nicht daran zu denken. Auch die ausliegenden Zeitschriften, verschmähte er. Nadja dagegen blätterte seelenruhig in einem Magazin.

"Wie kannst du so ruhig sein?", flüsterte Joe ihr halblaut zu. Die anderen Frauen die herumsaßen betrachtetn ihn teils mit einem leichten Lächeln und teils mit einem etwas überheblichen Blick. Andere schienen noch zu grübeln, welches Verhältnis wohl zwischen ihm und Nadja bestand. Es war ihm von Anfang an klar gewesen, dass er in dieser Praxis der einzige Mann sein würde. Doch das Gefühl, dass ihm das verursachte, war noch weit unangenehmer, als er gedacht hatte. Noch nie hatte er sich so fehl am Platze gefühlt.

"Wie kannst du so hibbelig sein?", grinste Nadja nur und nahm liebevoll seine Hand, "Es ist doch gar nichts passiert." Joe schüttelte den Kopf, griff aber dankbar fester nach ihrer Hand. "Ach ich weiß nicht.", gab Joe beschämt zu. Nadja ließ ihm seine Hand und lehnte sich an ihn. "Wir sind bestimmt gleich dran.", ermunterte sie ihn und hauchte ihm noch einen Kuss auf die Wange. Dann widmete sie sichw ieder ihrem Magazin.

Es war ihr angenehm, dass Joe so aufgeregt war. So ging ihre eigene Nervosität gegenüber seiner völlig unter. Sie hatte sich an alles gehalten, was die Ärztin empfohlen hatte. Die Morgenübelkeit war zum größten Teil ausgeblieben. Ein einziges Mal hatte sie sich kurz nach dem Frühstück übergeben müssen. Doch ansonsten war die Schwangerschaft fast spurlos an ihr vorbei gegangen. Es gab für sie selbst zwar das ein und andere Anzeichen, ihre Brüste waren beispielsweise sehr viel empfindsamer geworden und taten teilweise bereits bei zärtlichem Liebesspiel mit Joe schon weh, doch an äußeren Anzeichen hatte sie nichts vorzuweisen. Es war fast etwas gespenstisch.

Endlich wurden sie hereingerufen. Joe waren die 15 Minuten Wartezeit wie eine Ewigkeit vorgekommen. Dr. Berg begrüßte beide höflich. "Es ist immer schön, wenn der Vater mit zu den Terminen kommt.", lobte sie und schüttelte die Hand. Dann nahmen sie im Beratungszimmer Platz und die Ärztin schlug Nadjas Mappe auf. "Da du erst jetzt kommst und in Begleitung deines Freundes..." "Verlobten.", verbesserte Nadja höflich. Joe musste kurz grinsen. "Natürlich! Deines Verlobten... Jedenfalls sagt mir das, dass es bisher keine Komplikationen gegeben hat? Du hattest keine Blutungen oder sonstige Bescherden über das was ich dir gesagt hatte hinaus?"

Nadja schüttelte den Kopf. "Nein. Es geht mir eigentlich kaum anders als vorher." Sie berichtete brav von allem, was ihr aufgefallen war und die Ärztin nickte. "Dann machen wir es doch kurz. Leg dich doch einfach mal auf die Liege und wir starten das Ultraschall. Nadja legte sich hin und Joe bekam einen Stuhl auf der anderen Seite zugewiesen. So konnten sie alle auf den Monitor des Geräts schauen. Nadja schob auf Anweisung der Ärztin ihr Top hoch und öffnete den Bund der Jeans und ließ sie sich etwas nach unten schieben. Dann verteilte die Ärztin etwas Gel auf ihrem Unterbauch und setzte den Untersuchungskopf an. Es dauerte nur Augenblicke, bis sie die richtige Stele getroffen hatte. Gebannt starrten drei Augenpaare auf den Monitor. In den grauen Schlieren war klar und deutlich ein pulsierender kleiner Punkt zu erkennen und bei nährem Hinsehen zeichneten sich auch die Konturen eines kleinen Menschen ab. "Das Herz.", flüsterte Nadja ehrfürchtig und griff nach Joes Hand. "Ganz richtig!", bestätigte die Ärztin, "Das Herz!"

1 Kommentar:

  1. Das ist mit Sicherheit ein magischer, andächtiger Moment. Und diesmal wird nicht nur Joe Verzaubert sein :-)

    Wie weit ist Nadja jetzt? Ich habe ein wenig den Überblick verloren. Ob Joe sich ein Mädchen wünscht? Und er soll ja nicht sagen, die Hauptsache wäre gesund! Das ist langweilig... Das wollen ja alle Eltern. :)

    LG Kay

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