Mittwoch, 17. Oktober 2012

Es ist zu spät

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Joe beim Abendessen dabei sein möchte.", erklärte Nadja knapp. Mykola schaute etwas betrübt drein. "Ich würde so gern den Mann kennenlernen, der meine Tochter heiratet.", erklärte er nochmals. Nadja rollte mit den Augen. "Du hast ihn schon kennengelernt. Und wie ich bereits sagte: Ich denke nicht, dass er Wert darauf legt, dich kennenzulernen."

Lukas hatte die Debatte mit scharfem Blick verfolgt. Er hatte sich schon früher nicht für Anna interessiert. Einmal mehr wurde im schmerzlich bewusst, wie sehr er sich von seinem Vater vernachlässigt fühlte. Mykola schaute etwas betroffen auf den Tisch und nahm sich noch ein paar seiner letzten Pommes aus der Schale. "Also wirst du ihn auch nicht fragen?", versuchte er es ein letztes Mal. Nadja schüttelte den Kopf. "Er versteht ohnehin nichts von dem was du sagst. Und ich habe auch keine Lust den ganzen Abend zu dolmetschen und dabei die Beleidigungen auszusparen, die er für dich vermutlich übrig hätte!"

Mykola wollte noch etwas erwidern doch er schluckte es im letzten Moment herunter. Dann wandte er sich an Lukas. "Was ist mit deiner Freundin? Will sie vielleicht dabei sein?", fragte er hoffnungsvoll. Lukas war so überrascht von der Frage, dass er sich an seiner Cola verschluckte. "Was?" "Deine Freundin, du wohnst doch hier mit ihr. Vielleicht möchte sie ja zum Familienessen komen." Lukas schaute seinen Vater übwerwältigt an. Nadja lehnte sich zurück. Sie hatte Mykola gerade klar gemacht, dass er jedenfalls nicht mehr zur Familie gehörte. Nun war es an Lukas damit umzugehen.

"Ich weiß nicht, ob sie kommen möchte.", meinte er verlegen. "Möchtest du denn, dass sie kommt?", hakte Nadja nun doch wieder ein und warf ihrem Bruder einen verschwörerischen Blick zu. "Ich... weiß... glaube...", stammelte Lukas. Dann sammelte er sich. "Nein. Ich möchte nicht, dass sie kommt und das ist auch kein Familienessen. Das ist ein Abschiedsessen und zwar für immer. Du hast dich nie für Anna interessiert. Du hast dich nie für mich interessiert. Warum also sollte das jetzt anders sein. Und selbst wenn du es dir anders überlegt hast. Es ist zu spät."

Mykola knickte erneut in sich zusammen. Er hatte ein wenig gehofft diesen Tag wenigstens versöhnlich ausklingen zu lassen. Aber das blieb ihm verwehrt. Zu viel Groll war angesammelt. Stumm wartete er bis alle aufgegessen hatten und die Getränke leer waren. Dann lächelte er Maria etwas gequält zu. "Lass uns zu den Tigern gehen. Die werden in 20 Minuten gefüttert. Das ist bestimmt eine tolle Show." Maria nickte und schaute etwas hilflos zu ihren Geschwistern. Dann folgte sie ihrem Vater und mit etwas Abstand gingen auch Nadja und Lukas hinterher.

1 Kommentar:

  1. Fein, fein, Lukas und Nadja haben sehr klare Position bezogen. Und Mykola knickt ein, lässt sich quasi von seinen beiden Kindern vor der Kleinen vorführen.
    Langsam sollte Maria dämmern, wie ihr Vater gestrickt ist. Sie könnte die Situation - alleine mit ihm vorauszugehen - nutzen und ihn mal fragen, warum er sich nicht entschuldigt. es gäbe viel, wofür er sich entshculdigen müsste. Und wahrscheinlich ist es dafür auch schon zu spät. Lukas und Nadja haben das ja schon gesagt. Aber an Stelle von Maria würde ich wissen wollen, warum Mykola nicht mal den Versuch dafür startet.
    Vielleicht fragt sie sich das schon nicht mehr, weil sie die Antwort nicht hören will. Wäre auf jeden Fall möglich. Sicher ist aber, dass Maria diesen Tag nie vergessen wird. Mal sehen, was sie daraus für ein Fazit zieht.

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