Montag, 22. Oktober 2012

Noctambule III: Lavendel

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Miriam schien es endlich etwas besser zu gehen. Der Arzt hatte tatsächlich noch einmal eine neue Flasche Laudanum mitgebracht. Nachdem Sergej ihm unmissverständlich klar gemacht hatte, dass er Miriam nicht einmal ein Haar abschneiden würde, beugte er sich der Entscheidung und traf eine andere Maßnahme.

Unter den wachsamen Augen Sergejs verabreichte er Miriam eine größere Dosis an Tropfen und wartete geduldig, bis sie zu wirken begannen und Miriam in einen tiefen Dämmerzustand glitt.
Er hatte fast zwei Stunden damit verbracht, Miriams Beine und Hände intensiv zu reinigen, tiefer denn je zuvor. Dabei hatte er viel abgestorbenes Gewebe entfernt und versucht, das unruhige Grummeln hinter sich von Sergej zu ignorieren.
Auch wenn der Arzt gesehen hatte, dass der Wundbrand weiter voran schritt, schien es Miriam danach deutlich besser zu gehen. Am siebten Abend hielt Armand ihn an der Tür beim Hinausgehen auf und reichte ihm einen großen Betrag, der viel zu hoch zu sein schien. Doch Armand winkte ab und nickte ihm knapp zu.
"Ihr habt sehr gute Arbeit geleistet und wir alle sind Euch dankbar. Aber morgen werden wir nicht mehr hier sein. Habt Dank!" Der Mund des Arztes klappte zu einem Widerspruch auf, doch Armand schob ihn nun aus der Tür und schien keine weitere Erwiderung zu dulden.
Nachdem er die Tür geschlossen hatte, drehte er sich um und blickte in das lächelnde Gesicht Anyas. Sein Gesicht wurde weich, als er sie in seine Arme zog.
"Dann wollen wir mal die Vorbereitungen treffen, hm?" murmelte er nach einer Minute des stummen Festhaltens. Anya nickte an seiner Brust und löste sich aus seiner Umarmung. Gerade rechtzeitig, denn Jocelyn hüpfte die Treppe herunter, in beiden Armen ein strahlend weißes Kleid, das noch mit zartem Papier umschlagen war.
"Hilfst du mir?" fragte sie Anya mit aufgeregt leuchtenden Augen. Sie wartete Anyas Reaktion gar nicht ab, sondern huschte in das Krankenzimmer, in dem noch immer Sergej saß und die Hand Miriams hielt.
"Oh. Störe ich? Macht nichts. Genaugenommen störst du jetzt! Husch, hinaus! Wir Frauen haben zu tun!" erklärte Jocelyn dem verblüfften Sergej rotzfrech und legte den weißen Stoff sorgsam auf dem Bett ab. Sergej erhob sich, beugte sich über Miriam und küsste zärtlich ihre Stirn, die gerade einmal kurz fieberfrei und nicht verschwitzt war. Miriam blickte lächelnd zu ihm auf. In ihren Augen lag aufgeregte Unruhe, die sich auf seltsame Art mit einer gewissen Trägheit vermischte, die auf die Tropfen zurückzuführen war. Lächelnd blickte sie Sergej hinterher, der sich an Anya vorbei drückte und das Zimmer verließ. Anya schloss die Tür sorgsam und wandte sich ihrer Freundin zu. Dabei rieb sie sich die Hände und zwinkerte vergnügt.
"So, Mademoiselle!" erklärte sie mit strengem Ton. "Raus aus den Federn! Wir haben heute noch etwas vor!" Sie begann zu lachen, als Jocelyn loskicherte und schlug Miriams Bettdecke zurück. Die drei Frauen wurden emsig. Danke Anyas Kraft war es keine besondere Schwierigkeit, Miriam aus dem Bett zu heben und vorsichtig hinzusetzen. Behutsam wurde ihr das Kleid ausgezogen und beim Waschen geholfen wie schon so oft in den Tagen zuvor.
Doch dieses Mal zauberte Jocelyn eine Seife aus ihrer Schürze, die betörend nach Lavendel duftete. Anya verzog das Gesicht und drehte die Nase zum Fenster.
"Was denn? Die Seife war teuer! Das ist so ziemlich das Beste auf dem Markt!" empörte sich Jocelyn. Miriam kicherte leise, doch Anya stieß ein Stöhnen aus.
"Der Gestank ist kaum auszuhalten!" Sie schlug die Hand Jocelyns beiseite, die ihr die Seife noch hinhielt und lief direkt zum Fenster. Jocelyn begann zu lachen.
"Das ist für deine Nase wohl das Falsche, was?" höhnte sie und hielt Miriam die Seife an die Nase, die sofort daran schnupperte und ein genießendes Geräusch ausstieß. Doch dann schüttelte sie den Kopf und schaute entschuldigend zu Jocelyn hoch.
"Wenn Anya es nicht riechen will, dann Sergej auch nicht." murmelte sie schwach.

1 Kommentar:

  1. Vergesst Knoblauch... Lavendel ist es, was Vampire fernhält :)

    Memo an mich - Mehr Lavendel kaufen. :D

    Nun ist es also soweit. Miriam bekommt ihren Bräutigam. Ich hoffe, sie wird der Zeremonie angemessen beiwohnen können, und nicht in ihrem Dämmerzustand nur ein leises "Ja klar" hauchen können.

    Und Armand hat dn Arzt ausbezahlt. Das, und seine Aussage, lassen den Schluss zu, dass sie sich endlich verkrümeln wollen. Das wiederum heißt, Sergej wird, vermutlich kurz nach der Hochzeit, endlich aus Miriam das machen, was mit diesen "lächerlichen Verletzungen" binnen Stunden fertig wird.

    Oder er wollte nur einfach nicht, dass der Arzt wiederkommt und sie bleiben dennoch in dem Haus.

    Sieben Tage sind also nun vergangen? Den Sanghieri wird wohl bald klar werden, dass sie woanders suchen müssen.

    Irgendwie riecht das schon wieder nach Ärger.

    LG
    Joe

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