Dienstag, 23. Oktober 2012

Noctambule III; Emsige Vorbereitungen

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Jocelyn schaute verdutzt zu Miriam herunter, dann hielt sie sich selbst die Seife an die Nase, schnupperte und zuckte schließlich mit den Schultern.
"Na gut. Behalte ich sie eben selbst. Ich dachte, das wäre ein schönes Hochzeitsgeschenk." meinte sie ohne wirklich böse zu sein. Dennoch schaute Miriam noch einmal bekümmert hoch.


"Tut mir leid." hauchte sie. Jocelyn drückte Miriams Schulter sanft und machte weiter. Schließlich breitete Anya das Kleid aus und hielt es vor Miriam hoch, damit sie es betrachten konnte. Miriams Augen leuchteten auf, ihre Lippen zitterten, aber sie brachte keinen Ton hervor.
Anya sah das verräterische Glitzern in den Augen ihrer Freundin und lächelte.
"Jocelyn hat es gekauft. Die Zeit reichte nicht, um eines für dich schneidern zu lassen. Gefällt es dir?" Miriam nickte stumm. Noch immer brachte sie keinen Ton heraus.
"Es ist kein richtiges Hochzeitskleid, aber es ist weiß und ich habe noch einen passenden Schal dazu gefunden. Zwar kein Schleier, aber besser als nichts, oder?" ergänzte Jocelyn mit erheblichem Stolz. Miriam hob ihre Augen zu Jocelyn. Nun liefen die Tränen der Freude hemmungslos und Jocelyn beugte sich zu ihr, um sie sanft zu umarmen.
"Hat mir richtig Spaß gemacht." murmelte sie dabei und löste sich wieder von Miriam. "So, aber nun wird nicht geweint! Das schadet deinem hübschen Teint!" meinte sie burschikos und trocknete Miriams Gesicht tupfend ab.
Gemeinsam mit Anya begannen sie nun, Miriam behutsam das Kleid anzuziehen. Ohne Schmerzen ging das nicht vonstatten, besonders da Miriam ihre Hände durch die engen Ärmel schieben musste. Jede Bewegung an ihren Fingern löste neue Schmerzen aus und sie stöhnte immer wieder.
"Brauchst du Tropfen?" fragte Anya besorgt, als sie das verbissene, angespannte Gesicht ihrer Freundin sah. Doch diese schüttelte den Kopf energisch.
"Ich will meine Hochzeit mitbekommen." quetschte sie lallend heraus und Anya nickte stumm. Endlich waren sie fertig mit dem Ankleiden. Jocelyn trat einen Schritt zurück, stemmte die Hände in de Hüften und betrachtete Miriam zufrieden, die recht erschöpft aber glücklich auf dem Stuhl saß.
"Das Kleid ist ein wenig groß. Ich stecke es ein wenig zusammen, ja? Und dann mache ich dir eine wunderschöne Frisur!" schlug Jocelyn eifrig vor. Anya musste über den Eifer des Mädchens lächeln und strich ihr über den Kopf.
"Dann werde ich mich auch umziehen gehen. Ruf mich, wenn du Hilfe brauchst und wenn du fertig bist." meinte sie und beugte sich über Miriam, um sie sacht zu drücken. Miriam schien überfordert zu sein.
Die Schmerzen in den Armen brannten wie Feuer und wurden noch verschlimmert durch die Berührungen des Stoffes an ihren Beinen, denn der Reifrock passte nicht unter das zu eng geschnittene Kleid. Hinzu kam die lähmende Wirkung der Tropfen, die ihre Wahrnehmungen verlangsamten. Noch immer überflutete sie die Freude über das Kleid, sodass sie sich auf Jocelyns Worte nur schwer konzentrieren konnte.
Jocelyn plapperte ununterbrochen, während sie Miriams Haare kämmte bis sie glänzten. Als sie die Erschöpfung Miriams bemerkte, holte sie ein Kissen und stopfte es hinter ihren Rücken, damit sie es etwas bequemer hatte. Miriam lächelte dankbar und schloss die Augen. Vielleicht hatte sie noch etwas Zeit für ein wenig Schlaf, bevor es wirklich los ging. Ihr Kopf fiel zur Seite und Jocelyn ließ seufzend von ihr ab, denn so konnte sie nicht weiter frisieren. Still setzte sie sich auf das Bett und betrachtete die kranke, schlafende Braut auf dem Stuhl.
"Ich glaube, dein glücklichster Tag in deinem Leben hätte anders aussehen müssen." murmelte sie traurig und faltete wartend die Hände, bis Miriam wieder aufwachen würde.

1 Kommentar:

  1. Da bringt Jocelyn es im letzten Satz auf den Punkt. :)

    Hoffen wir nun, dass Sergej einen Priester gefunden hat. Vielleicht sogar einen, der nicht großartig beeinflusst werden muss?

    Wäre doch schön, wenn jemand die Liebe zwischen den beiden erkennt. Und ich bin sicher, das ein Priester einem armen Mädchen, dass kurz vor ihrem Tode zu stehen scheint, einen Wunsch nicht abschlagen kann.

    Wo wollen sie die Hochzeit eigentlich veranstalten? Im Krankenzimmer? Ich glaube kaum, dass Miriam stehen kann, geschweige denn gehen.

    LG
    Joe

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