Samstag, 13. Oktober 2012

Der Wagen ist irre

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Als die Begrüßun abgeschlossen war nickte Nadja Lukas kurz zu und deutete auf die Beifahrertür. Der deutete mit einer winzigen Kopbewegung an, verstanden zu haben. "Dann wollen wir mal los.", erklärte Nadja und Lukas rutschte auf den Beifahrersitz. Mykola schaute etwas überrascht zu. Er hatte noch nie im Auto gesessen wenn eines seiner Kiner gefahren waren. Schon gar nicht konnte er sich vorstellen, dass Nadja fuhr, die war schließlich noch nicht einmal 18. Und nun wurde er auch noch auf den Rücksitz verbannt?

Es passte ihm zwar nicht so recht, doch schließlich saßen sie gemeinsam im Auto und Mykola konnte nicht anders, als sich fast ehrfurchtsvoll umzusehen. Schließlich startete Nadja den Motor und der kernige Sound gab einen Vorgeschmack auf das, was danach folgen sollte. Nadja wendete den Wagen behutsam aber routiniert auf dem engen Parkplatz. Als sie sich wieder in den Verkehr einfädeln wollte, passte sie die erste Lücke ab, welche Mykola in jedem Fall für zu knapp gehalten hatte. Doch gelassen trat Nadja aufs Gas und der Wagen schoss, trotz der Tatsache, dass er mit vier Personen besetzt war, gewaltig nach vorne und hatte nur einen Wimpernschlag später den Vordermann eingeholt.

"Wo hast du so ein Auto her?", entfuhr es Mykola nun recht atemlos. Nadja grinste nur breit und reckte den Kopf etwas um das Gesicht ihres Vaters im Rückspiegel erkennen zu können. "Gefällt er dir? Ein Golf mit V6-Motor. Der hat irgendwas von fast 300 PS. Wurde von Spezialisten getuned.", erklärte sie ausweichend. Mykola erstarrte fast. Sein kleines Mädchen fuhr ein Auto das mehr Leistung hatte, als alle Wagen die er je gefahren hatte zusammen. Wahrscheinlich war man allein durch den Gegenwert dieses Autos in der Ukraine fast Millionär und hätte ausgesorgt.

"Der Wagen ist irre. Aber woher hast du so ein Spielzeug? Hast du ihn dir geliehen?" Schon im nächsten Augenblick schüttelte er den Kopf über seine Frage. Wer würde schon solch ein Auto verleihen? "Den hat mir mein Verlobter geschenkt.", sagte Nadja kühl. "Geschenkt?", quiekte Mykola völlig perplex, "Bist du seine Hure? Wieso schenkt er dir solche Autos?" Nadja stoppte den Wagen aprupt und fuhr an den rechten Straßenrand. Dann drehte sie sich im Fahrersitz herum und sah ihren Vater vernichtend an. Der Blick war so brutal und das Manöver war so überraschend gekommen, dass er sich etwas erschreckt in seinen Sitz drückte.

"Hast du mich gerade als Hure bezeichnet und meinen Verlobten als einen alten Hurenbock?", zischte sie tonlos. Mykola schluckte doch fand er schließlich seine Fassung wieder. "Es ist ungewöhnlich, dass er dir ein so teures Geschenk macht und da liegt der Gedanke nahe, dass du vielleicht nur hinter seinem Geld her bist.", quetschte er mühsam hervor. Nadja erstarrte für einen Augenblick. Dann schnallte sie sich ab und glitt im Sitz komplett herum. Sie streckte den linken Arm durch die Vordersitze und gab ihrem Vater eine Ohrfeige.

3 Kommentare:

  1. *Applaus* in der Situation hätte ich nicht anderes reagiert.
    Aber auch anderes herrum: was erwartet sie denn, wenn sie mit ihrem Waagen da ankommt und angibt? Sie kommen aus Verhältnissen sie weit unten liegen. Sie soll bloß aufpassen, dass ihr Vater nicht mitbekommt, in was für einen tollen Mann sie sich verliebt hat. Nicht dass er sie noch kiddnappen läßt und Lösegeld vordert!
    Oder..wenn dass mit demNachwuchs klappt, er sich an diesen rannmacht?`!
    *klinge ich paranoiet?*

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  2. Ui ui ui, das geht jaschon gut los. Fein gemacht Nadja, sie hat ihre Angst vor dem ehemals strengen Vater anscheinend komplett abgelegt. Sie hat gut reagiert, sie weiss, dass er ihr wohl nichts tun wird, schliesslich ist Lukas ja auch noch dabei. Irgendwo kann man Mykola ja verstehen, dass er auf solche Vermutungen kommt, aber er hätte es auch diplomatischer ausdrücken können. Oder wird ihm gerade bewusst, dass er noch viel mehr Kohle hätte rausschlagen können? Tja Pech gehabt, in ein paar Stunden sitzt er im Flieger und wird seine Kinder nicht mehr sehen. Dieser Tag wird so gar nicht verlaufen, wie er sich das vorgestllt hat. Schon die Degradierung nach hinten im Auto hat ihm nicht gepasst, dann die Ohrfeige. Und wer weiss was auch noch im Zoo und im Restaurant passiert, er wird viellleicht doch am Abend froh sein, endlich wieder alleine zu sein^^.

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  3. Gut gemacht, Nadja! Sie hat gelernt, dass sie sich nicht alles gefallen lassen muss.
    Aber ich vermute, in dieser Ohrfeige lag wesentlich mehr als nur der Zorn über diese Aussage. Da war wohl der gesammelte Frust zu allem, was er ihr je angetan hat.

    Nun frage ich mich allerdings mehreres:
    Wie reagiert Maria? Hat sie so schnell alles mitbekommen und auch verstanden? Stellt sie sich dennoch aus Trotz gegen Nadja und zu ihrem Vater? Bei Lukas mache ich mir keine Sorgen, allerdings bei Maria schon.

    Wie geht der Tag nun weiter? Bringt Mykola es über sich, kleine Brötchen zu backen und nun tatsächlich versöhnlich zu werden? Oder bricht die alte Wut aus ihm heraus? Immerhin ist Maria direkt neben ihm. Hoffentlich angeschnallt, denn sonst kann ich mir sehr gut vorstellen, dass er sie aus dem Auto zerren will. Aber da dürfte Lukas schnell genug sein.

    Auch die Idee von Schmusekatze ist nicht weit hergeholt. Wenn Mykola nun Rachegelüste hegt und bereift, wer Joe ist und wie Nadja lebt, könnte er sich entschließen, doch nicht in den Flieger zu steigen. Der Vertrag mag hinfällig sein, dann steht ihm allerdings das alte Sorgerecht zu und das Geld ist eh dann schon ausgegeben oder zumindest in Mykolas Händen. Nur die 100 monatlichen Dollar würden wegfallen. Ob er illegal in den Staaten bleiben könnte oder wollte?

    Fragen über Fragen *seufz*

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