Donnerstag, 17. Februar 2011

Nocatmbule: Ungleicher Kampf

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Isabelle war völlig überrumpelt worden von Armands Angriff. Sie flog in hohem Bogen von der Kutsche herunter und schlug hart auf dem Boden auf. Der Aufprall hatte ihr kurz die Sinne geraubt. Stöhnend quälte sie sich wieder auf die Beine. Sie war zornig auf sich selbst und natürlich auch auf Armand. Sein Auftauchen war nicht geplant und nun drohte ihr Vorhaben zu scheitern. Das durfte nicht passieren.


Die Kutsche hatte in einiger Entfernung angehalten. Isabelle spurtete hinterher und setzte zu einem Sprung an, der sie förmlich in die Kutsche fliegen ließ. Das Gefährt schwankte, als sie landete. Keine Sekunde zu spät. Denn die junge Frau vor ihr war gerade dabei, aufzustehen.
Anya hatte von Georges Schlägen benommen in der Ecke gelegen. Der Regen in ihrem Gesicht weckte sie schließlich aber der Schock lähmte sie immer noch. Sprachlos starrte sie auf den schwer verletzten, stöhnenden Herzog. Sein Hals war seitlich aufgerissen. George hatte gewütet. In rhythmischen Schwällen quoll das Blut aus der Wunde und verteilte sich über Schulter, Arm und Brust.
Doch dann setzte ihre Erinnerung wieder ein. Sie war sicher, für eine Sekunde Armand gesehen zu haben. Er war hier! Aber wo? Mühsam rappelte sie sich auf und spürte beim Abstützen den Griff des Dolchs neben sich. Hastig griff sie danach. Im nächsten Moment schwankte die Kutsche und sie drohte das Gleichgewicht zu verlieren. Sie erkannte Isabelle sofort wieder.
Mit einem bösartigen Grinsen packte Isabelle den bewaffneten Arm von Anya und verdrehte ihn auf dem Rücken, bis Anya aufschreiend den Dolch losließ. Anya versuchte mit allen Mitteln, sich zu befreien. Aber sie hatte nichts gegen die enorme Kraft Isabelles einzusetzen. Die Vampirin hielt sie mühelos mit einer Hand und hatte noch genug Freiraum, um den Dolch aufzuheben.
Anya erstarrte völlig, als sie die scharfe Klinge an ihrer Kehle spürte. Zitternd rang sie nach Atem. Ihre Wangen brannten noch von den Schlägen, der Schock saß ihr in den Gliedern und würde auch nicht verschwinden, solange sie das schreckliche Stöhnen des Herzogs ertragen musste. Und nun spürte sie auch noch die Zunge Isabelles an ihrem Hals, die langsam an ihrer Hauptschlagader entlang glitt. Keuchend versuchte sie, nicht gegen die Klinge an ihrer Kehle zu zucken.
"Du wirst mir viel Spaß machen, Kleine." raunte Isabelle und hob ihren katzenhaften Blick zu den kämpfenden Männern, die gerade zehn Meter entfernt über den Boden rollten. Sofort wurde ihr Blick wacher. Sie packte Anyas Kopf an den Haaren und zwang sie, dorthin zu sehen.

Ein Blitz erhellte die Szene kurz. Anya konnte Armand erkennen, der über George hockte und mit beiden Händen die Kehle zudrückte. Sie wollte ihn rufen, aber die Angst, ihn damit von seinem Gegner abzulenken schnürte ihr die Kehle zu.
"Jetzt wirst du erleben, wie dein Herrchen stirbt." hauchte Isabelle mit genüsslichem Schnurren in Anyas Ohr. In diesem Moment riss Armand den Mund weit auf. Sogar auf die Entfernung konnte Anya das scharfe Gebiss erkennen.
Aber Armand biss nicht zu. Eine unsichtbare Faust schien ihn zu treffen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht krümmte sich Armand plötzlich zusammen. Seine Hände lösten sich von Georges Hals und pressten sich an seine Schläfen. Brüllend sank er zur Seite und wälzte sich schmerzerfüllt über die regennasse Straße. Anya verstand überhaupt nichts mehr. Was geschah dort?
George rappelte sich mühsam hoch. An der linken Seite war seine Kleidung blutüberströmt von der Verletzung, die Anya ihm zugefügt hatte. Taumelnd stand er vor Armand und ein böses Grinsen verzerrte sein Gesicht. Dann wandte er es Isabelle und Anya zu. In seinen Augen funkelte es.
Anya drehte den Kopf zu Isabelle und erkannte die Ursache. Konzentriert starrte diese auf Armand, die Lippen schmal und auf einander gepresst. Irgendwie schaffte sie es wohl, Armand auf die Entfernung diese Schmerzen zuzufügen. Hilflose Verzweiflung schüttelte Anya. Sie begann zu zappeln und versuchte, nach Isabelle zu treten. Aber ihr Fuß verfing sich nur in dem langen Kleid und brachte sie zum Taumeln.
Das allerdings genügte schon, um Isabelle aus der Konzentration zu reißen. Sie legte ihren Blick auf Anya und lachte leise, während sich ihr Griff verstärkte und Anyas Arm noch mehr verdreht wurde.
"Du hast keine Chance!" raunte Isabelle entspannt und hob den Kopf wieder zu George.
"Fang auf!" Mit einer kräftigen Bewegung warf sie George den Dolch zu. Er klirrte vor George auf den Boden und rutschte auf ihn zu. George bückte sich gelassen danach. Armand stöhnte noch immer und versuchte, seine Glieder wieder unter Kontrolle zu bringen. In Anya tobte Todesangst.
"ARMAND!!!"
Ihr gellender Schrei riss Armands Kopf hoch. Anya! Verschwommen erkannte er die Kutsche und musste blinzeln, um seinen Blick zu klären. Anya stand in der offenen Kutsche. Sie war völlig durchnässt, ihr Gesicht kreidebleich. Aber das Schlimmste war, dass sie in Isabelles Armen hing, die gerade genussvoll ihre Hand an Anyas Kehle legte.
Mühsam versuchte er sich aufzurappeln. Ein kleiner Stich am Hals ließ ihn zurücksinken. George stand über ihm, einen langen Dolch in der Hand, den er an Armands Kehle gelegt hatte und ein siegessicheres Funkeln in den Augen.
"Du warst nicht eingeplant, Armand. Du warst nicht mal eingeladen!" säuselte er mit kaltem Lächeln. Armand pumpte mühsam frische Luft in seine Lungen. George konnte ihm jeden Moment den Dolch in den Hals jagen und ihn danach mühelos töten. Die Schmerzen, die er Isabelle verdanken musste, hatten seine Muskeln so heftig verkrampft, dass sie noch immer nicht gehorchen wollten. Hilflose Wut ließ ihn kurz zittern. Hasserfüllt starrte er seinen Feind an.
Aber George legte nur den Kopf schief und betrachtete Armand mit beinahe liebevollem Blick.
"Ich könnte dich jetzt töten, weißt du. Du hast mir die Nase gebrochen!" meinte er vorwurfsvoll. Die Klinge glitt von Armands Hals abwärts über seine Brust und legte sich genau über sein Herz. Mit einem kleinen Ruck stieß die Spitze durch die Kleidung, bohrte sich in die Haut und zog sich wieder zurück. Armand presste stöhnend die Lippen aufeinander. Er wollte nicht antworten. Er begann zu versuchen, Isabelle zu beeinflussen und Anya loszulassen. Aber er prallte gegen eine Mauer und der Schmerz hinderte ihn an tieferer Konzentration.

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