Donnerstag, 10. Februar 2011

Ihr Zeuge

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Zach versuchte noch die Vernehmung von Michelle, Anita und Gretchen zu verhindern. Aber da war nichts zu machen. "Sie hatten die Liste mit den Zeugen rechtzeitig vor Prozessbeginn. Einsprüche werden jetzt nicht mehr angenommen.", war die stumpfe Antwort des Richters und so durfte der Staatsanwalt die Mädchen eine nach der anderen aufrufen.

Sie erzählten brav, wie es zwischen ihnen und Sebastian gelaufen war und der Staatsanwalt hakte das ein und andere Detail, was Sebastian noch schlechter aussehen ließ nach. Was er vergaß ergänzten Grant und Davis an Fragen und die ganze Sache entwickelte sich für Zach vom Unangenehmen zum Unerträglichen. Normalerweise war er derjenige, der solche Siegerpositionen innehatte.

Ihm blieb schlussendlich nichts übrig, als durch kurze Nachfragen nochmals zu betonen, dass die Mädchen die Joints freiwillig angenommen hätten. Das war allerdings eigentlich auch schon vorher gesagt worden, nämlich als der Staatsanwalt herausgestellt hatte, dass Sebastian das Gras verteilt hatte. Das änderte jedoch wenig daran, dass nach diesen Aussagen das Bild von drei waschechten, wenn auch nicht wirklich brutalen, Vergewaltigungen im Raum stand.

Dieser Teil der Zeugenbefragung schien, sowohl für Sebastian als auch für Zach, ewig zu dauern. Als Gretchen als letzte der drei wieder Platz nahm, atmete Zach hörbar durch. Eigentlich war es zu spät, für das was jetzt kam, doch konnte er wenigstens noch ein bisschen an Nadjas und Pamelas Glaubwürdigkeit rütteln und Joe sogar als Lügner entlarven. Dann konnte er darauf im Plädoyer herumreiten und noch 100 mal sagen, dass die anderen Mädchen ja gar nicht zur Polizei gegangen waren. Dann käme er vielleicht billig davon.

Martin musste sich auf den Stuhl neben dem Richter setzen und wurde ebenfalls vereidigt, allerdings wurde er zusätzlich auch noch belehrt, dass er sich nicht selbst belasten müsste. Da auch er ein Zeuge der Anklage war, hatte wieder der Staatsanwalt das erste Wort. "Welche Rolle haben Sie auf der erwähnten Party mit Pamela Berringer gespielt?", wollte der wissen. Martin zuckte die Schultern: "Gar keine. Die hat mir nur ständig meine Drinks weggesoffen." Zach grinste zufrieden. Martin war perfekt präpariert und wusste genau was er zu sagen hatte. Daran würde sich sogar Davis Jones die Zähne ausbeissen.

"Das heisst, Sie haben die Cola mit dem Schnaps für sich selbst gemischt?", hakte der Staatsanwalt etwas überrascht nach. "Ja.", gab Martin nur zu. "Und... Warum haben sie nicht verhindert, dass Pamela davon trinkt?" "Die hat mir ja ständig einfach mein Glas aus der Hand genommen und es ausgetrunken." Pammy, saß im Zuschauerraum auf der Bank und rutschte wütend hin und her. "LÜGE!", schrie sie dann plötzlich unbeherrscht nach vorne. Der Richter warf einen ärgerlichen Blick nach hinten. Zach überlegte kurz ob es sich lohnen könnte zu beantragen, man solle sie aus dem Gerichtssaal entfernen. Doch Grant stand bereits auf und flüsterte mit ihr und sie nickte.

"Können wir fortfahren?", fragte der Richter genervt. "Natürlich, euer Ehren.", sagte Grant und setzte sich wieder. Der Staatsanwalt schaute ein bisschen hilflos zu Davis. Er war ein junger Mann und dies war einer seiner ersten allein geführten Prozesse. Und sein Gesichtsausdruck verriet, dass er sich mit einem von Zach präparierten Zeugen überfordert fühlte. Davis nickte nur und stand auf. "Wieviele Gläser hat sie Ihnen abgenommen?" Martin zuckte wieder die Schultern. "Na, so vier oder fünf bestimmt." "Und jedes einzelne hat sie ihnen aus der Hand genommen und in einem Zug heruntergestürzt, bevor sie einschreiten konnten?" Martin blickte unsicher zu Zach, doch der Richter hatte das bemerkt. "Beantworten Sie die Frage.", insistierte er. "Äh ja..", gab Martin dann zu.

Davis überlegte kurz. "Was meinen sie, wieso hat sie Ihr Glas genommen, statt ein eigenes zu haben?" Martin kaute auf seiner Unterlippe, bevor er antwortete: "Naja, vielleicht um mich zu ärgern?" "Ärgern? Hatten Sie streit mit Pamela?" "Ne! Nicht so ägern. Eher so... Necken.", verbesserte Martin sich. "Necken sie einander häufiger? War das ein übliches Verhalten?" "Ja. Das kommt schon vor.", nickte er. "Nennen sie ein Beispiel.", forderte Davis. Martin druckste herum. Doch auch eine Ermahnung des Richters förderte nichts zu Tage. "Hab keins.", gab er schließlich zu.

"Haben Sie Pamela darauf hingewiesen, dass sich Schnaps in der Cola befindet?" Martin überlegte wieder kurz. "Kann sein, dass ichs erwähnt habe.", behauptete er dann. "Kann sein?", bohrte Davis weiter, "Ja, oder nein?" "Ich weiß es nicht mehr.", platzte Martin heraus. Augenblicklich wurde der Anwalt ruhig und nickte: "Ich fasse Ihre Aussage nun zusammen und sie bestätigen mir bitte, ob ich alles richtig verstanden habe. Sie haben auf der Party, Schnaps für sich selbst dabei gehabt, und in ihren eigenen Drink gemischt. Diesen bekamen sie vier- bis fünfmal von einem zwölfjährigen Mädchen 'abgeluchst', welche jedes mal augenblicklich das Glas leergetrunken hat, so dass sie keine Gelegenheit zum Einschreiten hatten. Ist das so korrekt." Martin nickte. "Ja. So war es." "Gegenmaßnahmen waren Ihnen nicht möglich?", bohrte Davis weiter. "Was für Gegenmaßnahmen?" Martin schaute völlig perplex. "Naja, vielleicht das Glas besser festhalten?" "Hab ich nicht dran gedacht."

Das genügte Davis. "Keine weiteren Fragen.", sagte er nur und ließ damit Martins lächerliche Aussage mit Absicht so stehen. "Ihr Zeuge.", erklärte der Richter zu Zach. Der nickte und stand auf. Er strich sich den Anzug glatt und rief sich ins Gedächtnis, was er für diesen Augenblick geplant hatte. "Vielen Dank.", meinte er nur.

2 Kommentare:

  1. Es ist aber auch verdammt schwer, sich vor einem 12-jährigen Alkoholjunkie zu schützen! Dafür muss man Verständnis haben! Die können gefährlich werden, so mit beißen, kratzen und spucken...

    Wie vereinbart sich das eigentlich mit seiner Aussage bei der Polizei? Hatte er da nicht zugegeben, Pammy Alkohol "gegeben" zu haben?

    AntwortenLöschen
  2. Hm warum hat er nicht gesagt das sie ihn benutzt hat und mit ihm geflirtet hat, das sie den Alkohol wollte und ihm dafür schöne Augen gemacht hat. Also das hätte man dem Dicken abgekauft glaub ich :) ...aber das hatter ja nich

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.