Montag, 18. Oktober 2010

Noctambule: Und wieder im Käfig

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Müde und erschöpft kauerte Anya in ihrem Käfig. Sie konnte die Beine nicht ausstrecken. Entweder saß sie mit angewinkelten Beinen aufrecht oder sie rollte sich auf dem Boden zusammen. Immerhin fror sie nicht, denn er hatte den Kamin ja noch einmal für sie geschürt und Feuerholz nachgelegt.
Während er sich in seinem verdunkelten Zimmer auf seinem Bett ausgestreckt hatte und ruhte, wusste sie nicht, dass alle seine Sinne bei ihr waren. Jeden Laut würde er sofort hören, jede Gefahr die ihr drohen könnte, würde ihn in Sekunden bei ihr sein lassen.
Doch das war Anya nicht bewusst. Sie nutzte die Zeit in erster Linie, um eine bequeme Haltung zu finden und in ihrer Müdigkeit rollte sie sich schnell ein und schloss die Augen.
Aber der Schlaf blieb oberflächlich. Dreißig Stunden lagen nun ohne Schlaf hinter ihr, aber in diesen dreißig Stunden waren die seltsamsten Dinge ihres Lebens geschehen.
In unruhigen Kurzschlafphasen begann sie, ihre Eindrücke mit schnellen Träumen zu verarbeiten.
Gestern Morgen noch hatte sie den üblichen Alltag im Haus ihrer Herrin und Arbeitgeberin begonnen ohne darüber nachzudenken, dass ihrem Leben keine weiteren Perspektiven gegönnt waren.
Dass ihr Leben sich mit einem einzigen Schlag komplett wandeln würde, hatte sie mit dem Einsetzen des Gewitters bereits geahnt. Und die letzten 12 Stunden hatte sie die wohl intensivsten Gefühle ihres Lebens durchlebt.
Von Todesangst über Verzweiflung, Wut und höchste Lust hatte dieses seltsame Geschöpf, das nun hier irgendwo im Hause war, ihr sämtliche Extreme aufgeführt, die sie sich vorstellen konnte.
Und nun kauerte sie mit allmählich schmerzenden Muskeln nackt in diesem zu kleinen Käfig. In ihren Wachphasen starrte sie in die Flammen des Kaminfeuers und grübelte. Auf ihrer Zunge blieb der Geschmack seines Spermas und erinnerte sie ununterbrochen daran, weswegen sie hier war.
Sie würde diesen Raum nicht verlassen dürfen, bis sie ihre Lektionen begriffen hatte. Im Geiste rief sie sich die Regeln auf, die er ihr verkündet hatte. Seine Worte und jeder einzelne Stein in diesem Raum, jedes Möbelstück und auch ihre Nacktheit unterstrichen den Platz, den sie von nun an einnehmen würde. Sie war seine Sklavin, Dienerin seiner Lust und hatte jedes Recht auf eigene Entscheidungen, ja sogar auf ihren Körper verloren.

Er hatte ihr einen Orgasmus versagt und sie war zu erschöpft, um auch nur daran zu denken, sich ihn nun selbst mit ihren Fingern zu gönnen. Ob sie das überhaupt durfte? Voller Scham errötete sie.
Unter der Decke im Dunklen hatte sie sich früher in ihrem Bett fast jeden Tag ihre Lust verschafft. Hier, so nackt und bloß würde sie sich unmöglich selbst befriedigen können, sogar nicht, wenn sie alleine war. Er könnte ja jederzeit hereinkommen und sie dabei überraschen.

Er hatte sich an ihrem Körper bedient, sich an ihren Schmerzen berauscht und sie benutzt, wie es ihm gerade in den Sinn kam. Offenbar hatte sie sich einen Orgasmus noch nicht verdient, überlegte sie. Oder es hatte einfach nicht in sein eigenes Lustkonzept gepasst. Sie grübelte lange darüber aber kam zu keinem Ergebnis.
Sie hatte ihm ihre Dienste selbst angeboten. Zugegeben, ihr Angebot war erzwungen worden. Und dennoch durchfuhr sie bei der Erinnerung daran ein erregter Schauer, der rasch wieder verschwand, denn ihre Muskeln und Sehnen meldeten sich immer deutlicher.
Ihr Körper sehnte sich nach Bewegung, ihre Gliedmaßen wollten sich strecken und entspannen. Jede Bewegung brachte den hängenden Käfig zum schaukeln und löste ein knarrendes Geräusch der Kette aus. In dieser Stille wirkte das leise Quietschen so laut, dass sie selbst versuchte, es zu vermeiden.
Aber sie wurde unruhiger, probierte jede Lage aus, die ihr einfiel, drehte sich auf den Rücken, auf die andere Seite, hockte sich hin und rollte sich wieder zusammen. Mit der Zeit halt nichts mehr und ein leises Stöhnen erfüllte den Raum, als ihre Beine begannen zu kribbeln und drohten einzuschlafen. An Schlaf war für sie nun nicht mehr zu denken.
Sie massierte ihre Füße und Waden, knetete ihre Oberschenkel und stemmte ihre Beine gegen die Gitter, um die Muskeln durch Anspannung und Entspannung frisch zu durchbluten.
Aber schließlich gab sie auch das auf und sackte zusammen.
Eine andere Erschöpfung ergriff sie, eine seelische Erschöpfung. Sie beschloss darauf zu vertrauen, dass er ihr nur zumuten würde, was sie auch ertragen konnte.
Diese Erkenntnis weckte schließlich den Ehrgeiz, seine Erwartungen zu erfüllen und diesen verdammten Käfig zu ertragen bis er sie daraus befreien würde. Und wieder einmal hoffte sie inständig, er würde bald erscheinen und sie erlösen.

1 Kommentar:

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