Donnerstag, 14. Oktober 2010

Schlaflied

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Müde starrte Nadja auf das Handy. Ein ungutes Gefühl machte sich breit. Sie brachte ihre Mutter in Gefahr, wenn sie gegen die Kerle in Deutschland aussagen würde. Eine Gänsehaut lief ihren Rücken hinunter und sie schüttelte sich kurz. "Verdammt.", fauchte sie.

Auf Toms Frage, ob ihre Mama bereit wäre umzuziehen hatte sie nicht antworten können. Mama schien den Gedanken in Amerika zu leben keineswegs so attraktiv zu finden, wie Maria, Anna, Lukas und sie selbst. Doch nun müsste sie erst recht hierbleiben. Oder Nadja konnte nicht aussagen.

Doch wie wollte sie ihrer Mama beibringen, warum sie nicht nach Hause fahren dürfte, ohne ihr reinen Wein über die Geschehnisse im Puff einzuschenken. Bei ihrem Besuch vor über einem Jahr hatten sie nur stumm darüber gesprochen und sich mehr wissend angeschwiegen, als dass sie ehrliche Worte getauscht hatten. Seitdem hatten sie weder in Briefen noch in Telefonaten auch nur ein Wort darüber verloren.

Eine unausgesprochene Lüge stand zwischen ihnen beiden. Nadja schlich leise aus dem Zimmer. Sie hörte Lelyas Stimme im zweiten Stock, wo sie Maria ins Bett brachte. Ein ruhiger Singsang hallte leise durch das Treppenhaus. Sie sang das Schlaflied, welches schon Nadja so oft gehört hatte. Stumm setzte sie sich auf die Treppenstufen und hörte weiter zu. Schließlich verebbte der Gesang und eine Türe wurde geschlossen. Langsam näherten sich die Schritte auf der Treppe.

"Was sitzt du denn hier?", fragte Lelya überrascht. Nadja schaute auf und das Gesicht war verheult. Fürsorglich nahm Mama ein Taschentuch und tupfte die Tränen weg. "Was ist los, meine Große? Hast du dich gestritten?", fragte sie ruhig und strich Nadja über die Wange. Nadja schüttelte nur den Kopf und presste ihren Kopf an die Brust ihrer Mama. Lelya verstand und schloss ihre Tochter in die Arme und sprach gar nichts. Nach einigen Augenblicken aber hob sie die Stimme.

"Na komm. Genug geheult. Jetzt erzähl was los ist.", forderte sie in mütterlich strenger Art. Unglücklich schaute Nadja sie an. Noch brachte sie keinen Ton über die Lippen. Der Hals war wie zugeschnürt. Das Weinen hatte aufgehört und sie wischte die letzten Tränen mit dem Handrücken weg. "Du musst hierbleiben.", quetschte sie schließlich heraus. Mama lachte kurz auf. "Weil du beim Schlaflieder singen lauschen willst?", kicherte sie leise. "Das können wir auch am Telefon machen."

2 Kommentare:

  1. Lelya bringt ihre 13-jährige Tochter ins Bett und singt ihr was vor??
    Ich muss mit meiner Mutter reden... meine ganze Kindheit ist versaut!

    Tja, Nadja wird ihrer Mutter nun wohl doch reinen Wein einschenken müssen. Sonst habe ich keine Ahnung, wie sie aus dem Dilemma herauskommen kann. Das schafft sie schon!

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  2. :D...

    Lässt tief in die Kindheit von Mister Nevermind blicken...und ja, ich bin neidisch :P

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