Donnerstag, 28. Oktober 2010

Noctambule: Erholsamer Schlaf

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Er genoss es, sie zu tragen. Leicht verschreckt lag sie in seinen Armen und starrte zu ihm auf. Ihr Gewicht war für ihn so gut wie gar nicht zu spüren. Er war durch seine nächtliche Jagd gestärkt und fühlte sich zufrieden. Das war auch Anyas Verdienst. Ohne es zu wissen hatte sie eine neue Form der Befriedigung durch ihren Gehorsam in ihm ausgelöst.

Außerdem genoss er den Anblick ihres zierlichen Körpers, der von den Malen seiner Schläge noch gezeichnet war. Sie würden sich schnell zurückbilden und die helle Haut seiner Sklavin wieder makellos erscheinen lassen.
Erst dann würde er sich erlauben, sie erneut zu zeichnen.
Als er sich auf den Sessel setzte, legte er sie auf seinem Schoß ab und hielt sie in seinem Arm fest. So konnte er in ihr müdes, erschöpftes, kleines Gesicht hinunter sehen und ihr gleichzeitig das Gefühl tiefster Geborgenheit vermitteln. Er wusste, wie dringend sie dieses Gefühl nun brauchte und hatte alle Zeit der Welt, ihr dies auch zu geben.

In Anya breitete sich eine erschöpfte Ruhe aus. Sie hatte nicht viel und auch nicht gut geschlafen. Ihr Körper war ununterbrochen neuen, schmerzhaften Reizen ausgesetzt und die ständige Angst und Unsicherheit forderten nun ihren Tribut.
Mit schweren Lidern sah sie in sein Gesicht auf. Es kostete sie unendlich viel Kraft, die Augen offen zu halten. Sein ebenmäßiges Gesicht mit diesen wunderschönen, feinen Zügen verschwamm kurz und sie blinzelte, um ihn wieder richtig zu erkennen.
Er ließ sie nicht aus den Augen. Wieder einmal verunsicherte sie sein ruhiger, ausdrucksloser Blick, doch fand sie keinerlei Bedrohung, Zorn oder Gier in seinen Zügen. Erleichtert atmete sie tief durch.
Wieder drohten ihre Augen zuzufallen, doch nun ließ eine neue Erkenntnis ihre Augen offen. Weit offen.. Er war ein Vampir. Er würde sie früher oder später töten! Ihr eigenes Herz begann wieder heftiger zu schlagen, aber ihre Erschöpfung verhinderte, dass sie klare Gedanken fassen konnte.
Erneut suchte sie seinen Blick und verlor sich in seinen schwarzen, endlos tiefen Augen. Die Augen schienen größer zu werden, näher zu kommen. Bald sah sie nur noch diese schwarzen Pupillen, die von langen, samtigen Wimpern umrahmt wurden. Dann wurde alles schwarz. Anyas Körper hatte gesiegt. Sie schlief.

Das Knistern und Knacken des Feuers im Kamin war das einzige Geräusch, das außer den tiefen Atemzügen Anyas den düsteren Raum füllte. Anya war so tief in seinen Armen eingeschlafen, dass ihr Zustand einer Ohnmacht glich. Erst nach einiger Zeit gestattete er sich ein sanftes Lächeln.
Seine Augen glitten mit liebevoller Intensität über ihre entspannten Züge. Sie war so anders als Marie. An Marie hatte er die dunkle, energische Schönheit genossen. Anya versinnbildlichte hingegen zarte Unschuld.
Maries feuriges Temperament hatte schnell nach der Erfüllung neu entdeckter Leidenschaft gegiert. Sie hatte ihn herausgefordert, ihn mit ihrem Ungehorsam auf Trab gehalten und mit ihrer Leidenschaft mitgerissen. So sehr, dass es eines Tages geschah.

Er hatte sie in seiner brodelnden Leidenschaft getötet. Trauer erfüllte ihn während er die zarte junge Frau in seinen Armen betrachtete. Völlig anders als Marie und dennoch begehrte er sie mit einer Heftigkeit, die ihn selbst erschütterte. Seine freie Hand strich sanft eine blonde Strähne aus ihrem Gesicht. Sie reagierte nicht darauf.
Lächelnd registrierte er die Entspannung in ihren Zügen. Vorsichtig stand er auf und trug sie vor den Kamin, wo er sie auf dem weichen Bärenfell ablegte. So nah am Kamin würde sie nicht frieren und sich in aller Ruhe ausschlafen können.
Wieder strich er die Haare aus ihrer Stirn, dann sank er wieder in den Sessel, streckte seine langen, bestiefelten Beine elegant aus, atmete tief durch und versank in ihre Betrachtung.

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