Samstag, 16. Oktober 2010

Schrei auf der Treppe

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Damals in Deutschland, da...", sie holte noch einmal tief Luft um neu anzusetzen, "Also das waren Verbrecher, die mich da gefangen gehalten haben. Und jetzt sollen sie verurteilt werden. Noch diesen Monat ist der Prozess. Und neulich war doch Tom da. Das ist der Mann, der mich damals freigekauft hat." Hilflos starrte Nadja ihre Mama an und hoffte, dass das schon genug gewesen sein könnte.

"Und was hat das mit mir zu tun?", fragte Lelya verwirrt und schaute Nadja tief in die Augen. Eine Träne mehr bahnte sich den Weg aus dem Auge über die Wange. "Du bist hierin Sicherheit.", sagte sie leise. "Und in Kiew bin ich das nicht? Jetzt erklär doch endlich was wirklich los ist!", sie klang fast etwas ärgerlich.

"Damit die Kerle verurteilt werden können muss ich nach Deutschland fliegen und vor Gericht eine Aussage machen. Deshalb war Tom hier um mich zu fragen, ob ich das tun werde. Und ich will so sehr, dass sie in den Knast kommen. Aber sie haben noch Freunde in der Ukraine. Leute die frei sind. Und sie werden damit drohen dir und Maria etwas zu tun, wenn ich aussage." Lelya starrte entsetzt in Nadjas Gesicht. Sie hatte nicht viele Gedanken daran verschwendet, was die schlimme Zeit ihrer Tochter wohl gewesen sein könnte. Ihr war klar, dass es wohl mit Sex und Prostitution zu tun gehabt haben musste. Doch wusste sie zu wenig von diesem Gebiet, als dass sie sich eine präzise Meinung hatte bilden können.

Und nun erzählte Nadja etwas, dass der Mafia glich. Von Banden mit mächtigen Freunden in verschiedenen Ländern. Bei solchen sollte Nadja gewesen sein? "Und deshalb muss ich hierbleiben?", vergewisserte sie sich. Noch immer wusste sie nicht, was sie davon halten sollte. "Wenn du und Maria hierbleiben können sie euch nichts tun. Hier seid ihr in Sicherheit.", bekräftigte Nadja flehend. "Und wenn wir zurückgehen nach Kiew?", fragte Lelya stumpf. Nadja schaute traurig zu Boden. "Dann werde ich nicht aussagen. Und die Kerle kommen davon."

Lelya seufzte schwer. Sie versuchte zu erahnen ob Nadja sie belog. Doch davon war nichts zu spüren. Dennoch schien all das so unwirklich. Eine internationale Bande sollte sie in Gefahr bringen, wenn Nadja eine Aussage machte? Ob sie da nicht vielleicht zu viel interpretierte. Oder gar die ganze Geschichte nur dazu benutzte, sie hier zu behalten. "Und das ist wirklich wahr mein Kind? Das sagst du nicht nur, damit ich hierbleibe?", fragte sie vorsichtig. Nadjas schlimmste Befürchtung schien sich zu bestätigen: Mama glaubte ihr nicht. Bisher hatte sie stumm geweint doch nun quoll ein gequälter Schrei gefolgt von langen Schluchzern aus ihrer Kehle und machte ihren Emotionen Luft.

Lelya erschrak, als sie das hörte. In dieser Sekunde war sie sicher, dass Nadja die Wahrheit sagte. "Tut mir leid. Ich glaube dir ja.", raunte sie ihr ins Ohr und drückte sie an sich. Etwas hilflos saß sie mit ihrer so erwachsenen Tochter, welche nun heulte, wie ein kleines Mädchen, auf der Treppe und wusste nicht, was sie tun sollte. Könnte sie überhaupt in den USA bleiben. Und war es richtig, das aus diesem Grund zu tun?

1 Kommentar:

  1. Tja, wenn sie eine bessere Idee hat, Marias Sicherheit zu gewährleisten, dann her damit. Aber ich denke, dass jetzt ein Gespräch zwischen Lelya und Joe fällig ist. Das ist schon ziemlich ernst, was Nadja da gebeichtet hat. Und ich finde, es ist sehr überzeugend.

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