Montag, 4. Oktober 2010

Ein neues Leben

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Staatsanwalt am Landgericht Greunert strich sich über seinen Kinnbart und schlug die Akte wieder zu. Die Information der Polizei war mehr als suspekt. Seit fast einem Jahr ermittelte er nun in diesem Fall. Menschenhändler aus Osteuropa. Eine Kriminelle Bande der allerübelsten Sorte. Spezialisiert auf minderjährige Prostituierte. Aber der Fall an und für sich war wenig spektakulär. Organisiertes Verbrechen war schließlich sein Spezialgebiet.

Interessant war lediglich die kleine Aktennotiz des Kriminalkommissars "Zeugin steht zur Verfügung." Greunert griff zum Telefon. Wie konnte eine Zeugin zur Verfügung stehen? Alle Mädchen, die man bei der Razzia damals vorgefunden hatte waren schlichtweg so verängstigt gewesen, dass keine von ihnen auch nur ein brauchbares Wort hatte verlauten lassen. Und inzwischen waren sie freiwillig gegangen oder abgeschoben.


Nadja starrte Joe an. "Du meinst, meine Mama könnte hier arbeiten?", vergewisserte sie sich. "Wenn sie Englisch lernt, was ihr nicht schwer fallen sollte, da sie ja schon Deutsch kann, kann sie hier einen gut bezahlten Job finden. Sie spricht dann drei Sprachen. Das sind ungefähr zwei mehr als der Durchschnittsamerikaner. So was ist gefragt." Nadja klappte nur den Mund auf und zu. "Würdest du das denn machen? Ihr eine Arbeitserlaubnis besorgen?"

Joe zuckte die Schultern. "Ist für eine Firma kein besonderes Problem. Und ich habe das Gefühl, dass es dir gut tut, wenn deine Mama in der Nähe ist. Und natürlich kann ich deinem Bruder und deiner Mama Papiere besorgen." Nadjas Gesicht erhitzte sich und eine Gänsehaut lief über ihren Rücken. Sie hatte in Seattle eine neue Heimat gefunden. Was, wenn auch Mama hier heimisch werden könnte? Dann wären sie wieder eine Familie. "Sie müsste sich eine Wohnung suchen.", meinte Nadja verträumt.

"Sie können auch noch ein wenig hier wohnen bleiben. Es ist ja nicht als würde ich sie am 11. Januar rausschmeißen. Aber vielleicht will sie ja ohnehin nochmal zurück um ein paar Dinge zu regeln?" Joe strich ihr bedächtig übers Haar und gab ihr einen sanften Kuss. Doch Nadja hörte kaum noch richtig zu. Sie war in einem Traum gefangen, in dem ihre Mama nur ein paar Minuten mit dem Auto entfernt in der Stadt wohnte. Joe lächelte sacht.

"Vielleicht solltest du ein wenig darüber nachdenken und es vor allem mit deiner Mama mal besprechen. Sicher wird sie es schaffen Englisch zu lernen, aber ob sie das möchte, muss sie ja selbst entscheiden." Nadja nickte und tuschte von seinem Schoß. "Ich rede mit ihr." Sanft lächelte sie ihm zu und beugte sich dann für einen zärtlichen Kuss nach vorn. "Arbeite nicht zu viel." Damit entschwand sie und schritt bedächtig die Treppe hinunter. Ein neues Leben in Amerika für sie alle.

1 Kommentar:

  1. Da bin ich ja mal gespannt, welche Zeugin zur Vrfügung steht.. Hoffentlich nicht Nadja, das würde alles wieder aufmischen.

    Nun bin ich mal gespannt, was Lelya zu Nadjas Vorschlag meint :-)

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