Freitag, 23. September 2011

Wer ist der junge Mann?

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Maricruz stand noch immer in der Küche. Normalerweise wäre sie um diese Zeit längst fertig mit ihrer Arbeit. Geoffrey und sie wechselten sich wöchentlich ab, die Küche nach dem Abendessen noch auf Vordermann zu bringen. Aber heute zählte das alles nicht. Das Abendessen hatte Joe kaum angerührt und die beiden Mädchen waren ja gar nicht erst erschienen. Doch wenigstens war jetzt klar, dass es Jurina soweit gut ging. Sie hatte zwar großen Spaß daran gehabt, die kleine Julija heute zu betreuen. Aber als sie nicht, wie gewohnt, die Brust bekam sondern mit einem Fläschchen vorlieb nehmen musste, war sie doch etwas unwirsch geworden.

Die Köchin schaute bei ihrer Arbeit immer wieder liebevoll hinüber zu der Babyschale welche sie auf die Küchenanrichte gestellt hatte. Zwischendurch ging sie auch mal hin und schaukelte sie ein wenig hin und her. Julija schlief im Moment nicht mehr sondern schien alles um sich herum zu betrachten. Ihre Arme zappelten ein wenig unkontrolliert hin und her und sie strampelte auch etwas mit den Beinen. Maricruz bereitete einen Snack vor, der sich leicht warm halten ließ. Schließlich gab es trotz des Krankenhausbesuchs noch eine gute Chance, dass heute noch jemand wieder nach Hause kam und dann vielleicht einen gewaltigen Hunger hatte. Dafür wollte sie vorbereitet sein.


Joe schlich wie ein Tiger auf und ab, während Lelya und Jurina mit dem Formular beschäftigt waren. Die Warterei ging ihm noch mehr an die Nerven, als die Ungewissheit vorher, nicht zu wissen, wo Nadja war. Als Lelya ihm einen tadelnden Blick zuwarf setzte er sich schließlich hin und stützte den Kopf in die Hände, während seine Füße den Schoß auf und ab wippen ließen. Lelya seufzte und versuchte weiterhin ruhig zu bleiben. Sie konnte Joe zwar nur zu gut verstehen aber sie war viel zu pragmatisch und stoisch veranlagt, um sich so zu verhalten. Einmal mehr warf sie Joe einen Blick zu, doch der bemerkte es nicht. Seine Augen waren fest auf die Türe gerichtet in welcher Dr. Levin vorhin verschwunden war.


Dr. Levin stand hinter dem jungen Arzt und dem Medizintechniker, welche den Kernspintomographen bedienten. Sein Blick war auf die Monitore geheftet. Zwar schaute er zwischendurch kontrollierend durch die Scheibe, wo man Nadjas Körper in der Röhre stecken sehen konnte. Aber der Pulsmonitor verriet nur wenig Aufregung und sie zappelte auch nicht mit den Beinen. Die ersten Bilder, welche das Gerät ausspuckte verrieten noch nicht viel. Er würde noch abwarten müssen und sich intensiv damit beschäftigen. Doch im Moment überlegte er eher, was es zu bedeuten hatte, dass dieser junge Mann vorhin so aufgebracht war.

Er war erheblich zu jung um der Vater des Mädchens zu sein. Erst hatte er vermutete es wäre vielleicht der Freund der Mutter, aber dafür war er eigentlich auch ein wenig zu jung. Die beiden schien jedenfalls nicht viel zu verbinden. Und selbst wenn es so war, wieso war er dann um so vieles aufgebrachter als die Mutter selbst? Ob er etwas mit dem Unfall zu tun hatte? Er wischte den Gedanken beiseite und gab noch einige Anweisungen, wie die beiden die Untersuchung durchzuführen hätten. Dann ging er zurück in die Notaufnahme. Die Untersuchung würde noch wenigstens zehn Minuten dauern. In der Zeit konnte er sich auch noch einem anderen Fall widmen.


Unzählige Leute waren aus der Notaufnahme herausgekommen und wieder hineingegangen. Und jeden einzelnen hatte Joe mit Argusaugen verfolgt und abgewartet, ob er zu ihm oder zu Lelya gehen würde um von Nadja zu berichten. Doch er war ein ums andere Mal enttäuscht worden. Doch endlich stand Dr. Levin wieder in der Türe und winkte sie nur heran. Lelya und Jurina hatten das Formular abgearbeitet und am Empfang abgegeben. Joe hatte zwar kurzerhand angeboten für die Behandlungskosten aufzukommen. Doch Jurina hatte nur eine Kreditkarte aus der Tasche gezogen und höflich abgelehnt. Jetzt stützte Lelya Jurina, welche aber auch schon wieder erheblich weniger wacklig auf den Beinen war. Ungeduldig ging Joe nebenher. Er wollte nicht vorweg rennen. Endlich standen sie bei Dr. Levin. "Die Untersuchung ist beendet. Sie können jetzt zu ihr. Die Auswertung dauert noch ein paar Minuten. Ich muss mich mit einem Kollegen besprechen der Fachmann für die Erkennung ist. Ich komme gleich nach." Mit den Worten wies er nur auf einen Untersuchungsraum und verschwand.

1 Kommentar:

  1. Und wieder müssen wir warten *grummel*
    Dass der Arzt sich wundert, warum Joe so aufgebacht ist, verstehe ich ja, aber wieso kommt er nicht auf den naheliegendsten Gedanken? So fern ist das nun doch gar nicht? Meistens kommt man doch auf die "unanständigsten" Gedanken zuerst :)
    Aber egal, es kann ihm ja auch wurscht sein. Aber Mr. Nevermind, du hast es gut hinbekommen, Joes fast niedliche Ungeduld und Sorge zu beschreiben, Kompliment. Ich sehe ihn vor mir und musste schmunzeln.

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.