Donnerstag, 15. September 2011

Noctambule II: Armand ist zurück

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Armand hatte sich den ganzen Tag über nicht vom Bett gerührt und das Zimmermädchen hinausgeworfen, das den Raum reinigen wollte. Am Abend war er erholt genug, um den Rückweg mit einem frischen Pferd anzutreten. Um nicht aufzufallen, gönnte er sich ein Abendessen, während sein Pferd gesattelt wurde, und bezahlte mit großzügigem Trinkgeld.

Der Ritt nach Marseille zurück wurde kein Gewaltakt wie der Weg bis zur Station. Er trieb sein Pferd an, doch waren die Pausen länger und das Tempo nicht so halsbrecherisch. Dennoch war das Pferd verschwitzt und erschöpft, als er es abgab und erneut ein großzügiges Trinkgeld hinlegte, damit der Stallknecht seine Empörung über den Zustand des Tieres im Zaum hielt.
Müde schaffte er den restlichen Weg zu Fuß und erreichte den Bauernhof noch vor Anbruch des Tages.
Als er das Wohnzimmer betrat, sprang Sergej aus einem Kurzschlaf auf und betrachtete seinen Freund prüfend.
"Ich habe schon angefangen, mir Sorgen zu machen. Ist alles in Ordnung?" Armand fiel erschöpft auf das Sofa und streckte die schmerzenden Beine aus.
"Mit mir ja. Aber ich habe sie nicht gefunden." murrte er und ächzte erleichtert, als die Erleichterung des Liegens sich kurz schmerzhaft bemerkbar machte und dann sofort in Müdigkeit umschlug. Sergej ging zur Weinflasche und schenkte seinem Freund ein Glas ein. Armand nahm es dankend und nippte daran.
"Ich habe keine Ahnung, wo ich noch suchen soll." Armand knurrte bei seinem Satz, um den Frust zu verstecken, an dem er seit letzter Nacht nagte.
"Wir fangen einfach noch einmal von vorne an. Wo bist du überhaupt gewesen?" hakte Sergej nach.
"Ich wollte nach Florenz. Aber ich hätte sie auf dem Weg schon einholen müssen. Daher bin ich umgekehrt. Ein Brief zu den Sanghieri ist unterwegs, die wissen also Bescheid. Sie muss irgendwo hier in der Umgebung sein." Armand hatte die Augen geschlossen und strich sich über die Stirn.
"Und wenn sie nicht gefunden werden will, dann werden wir sie auch nicht finden, vermute ich." Sergejs Satz ließ Armand die Augen wieder öffnen. Der Seitenblick zu seinem Freund war alles andere als freundlich.
"Möchtest du mir weiterhin soviel Mut zusprechen?" Sergej warf ihm ein Schulterzucken zu und schürzte die Lippen.
"Kann ich machen. Ich habe herausgefunden, wo sich George aufhält." Mit einer fließenden Bewegung saß Armand wieder und starrte Sergej an.
"Wo?"
"Im Hafenviertel. Er hat in einer kleinen Gasse ein ziemlich heruntergekommenes Haus besetzt. Gemietet würde ich nicht unbedingt behaupten." grinste Sergej.
"Glaubst du, dass er Anya haben könnte?" Sergej überlegte und schüttelte dann den Kopf.
"Ist nicht unmöglich, aber das hätte er uns doch schon mitgeteilt. Das wäre schon ein seltsamer Zufall und ich denke nicht, dass sie freiwillig zu ihm geht." grinste er dann. Armand blieb skeptisch.
"Zeig es mir!" verlangte er und stellte sein Glas ab. Jede Müdigkeit und Erschöpfung war vergessen.
"Jetzt?" Sergej war verblüfft, als Armand energisch nickte.
"Jetzt!"


Die beiden Freunde legten ein halsbrecherisches Tempo hin, denn die Dämmerung würde nicht mehr lange auf sich warten. Es war riskant für sie, doch Sergej hatte vollstes Verständnis. Er würde genauso handeln, wenn es um Miriam ginge.
Sie erreichten die Gasse bald und änderten ihr Tempo in ein lässiges Spazieren, denn auch wenn noch wenige Menschen unterwegs waren, so krabbelten doch die ersten Arbeiter aus dem Bett und würden bald auf dem Weg zu ihrer Arbeit sein.
Beide entdeckten sofort die drei Soldaten, die in unregelmäßigen Abständen in der Nähe des Hauses verteilt herumlungerten und jeden genau musterten, der an ihnen vorbei ging. Sergej begann, ein leichtes Torkeln hinzulegen, wobei Armand ihn immer wieder abstützte und dabei amüsiert grinste. Sergej war immer schon der bessere Schauspieler gewesen und auch jetzt wirkte er überzeugend, als er den ersten Soldaten verblüfft betrachtete.
"Hamwer schon wieder Grieg, Soldad?" lallte er den Uniformierten freundlich an. Der schüttelte nur unwirsch den Kopf und fuchtelte scheuchend mit der Hand.
"Nein. Geht weiter, Monsieur!" verlangte er und Sergej nickte heftig zustimmend, während er konzentriert zu versuchen schien, gerade zu laufen. Mit einem kleinen Seitenblick deutete er auf das Haus von George, als sie direkt davor waren und blieb mit unsicheren Schritten stehen. Dabei drehte er sich mit dem Rücken zum Haus, damit Armand die Front betrachten konnte und begann einen Redeschwall.
"Unn isch bin sischer, mir ham Grieg! Hier is ne ganze Armee, siehse! Isch will aba nich wieder innen Grieg.. soviel Blut. Un.. Un… Dregg.." während er sich derart beschwerte, schien Armand ihn zu beruhigen wollen, aber seine Augen wanderten suchend über die Fenster.
Er erkannte das zerbrochene Fenster, aus dem noch der Vorhang heraus hing und sog witternd die Luft ein.

1 Kommentar:

  1. Da wird aber mal sehr überzeugend ein Betrunkener gegeben. Isch will auch nich in' Grieg....

    Also - Armand ist wieder zurück! Warum er jetzt an die Sanghieris geschrieben hat, ist mir zwar nicht ganz klar. Aber bittesehr.

    So und nun geht es auf. Wenn ein Vampir so riechen kann, wie ein Hund, dann dürfte es ein leichtes sein, zumindest den blutenden George zu finden. Und, egal wie weit er sich regeneriert hat: Er ist von Anya übel zugerichtet worden. Die Soldaten hat er zwar besiegt, aber auch die haben ihm nochmal zugesetzt und Sergej und Armand sind wieder vereint.

    AB MIT SEINEM KOPF!!!

    Gruß
    Joe

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