Donnerstag, 29. September 2011

Es tut mir leid

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadjas Augen waren ein wenig feucht, als sie die Tüte mit dem persönlichen Kram im Auto deponiert hatten. Aber immer wieder rieb sie sich die Augen und schob es auf die Kopfschmerzen um es zu verbergen. Zwar hatte sie eigentlich keine Schmerzen mehr, aber es war ihr einfach zu peinlich, vor Joe zu zeigen, dass sie dem Auto tatsächlich hinterhertrauerte. Joe ging die Sache so pragmatisch an, dass sie sich fast etwas albern vorkam.

Die Diskussion mit dem Mechaniker war kurz gewesen. Eine Reparatur des Wagens hatte er eigentlich fast ausgeschlossen. "Da is' auf jeden Fall der ganze Rahmen verzogen. Da werdense keine Freude mehr dran ham.", war sein plumper Kommentar. Also hatte Joe kurzerhand die Entsorgung beauftragt. Die Mechaniker wollten allerdings noch brauchbare Ersatzteile ausbauen. Nadja seufzte etwas. Sie hatte den Golf echt gern gehabt. Joe ging in Gedanken schon durch, welchen Wagen er wohl stattdessen für Nadja spontan bekommen könnte.

Der Anblick des ramponierten Wagens löste in Nadja einmal mehr Gewissensbisse aus. Zwar hatte sie sich eigentlich längst damit abgefunden eben von Joes Geld zu leben. Aber für den Verlust des Wagens fühlte sie sich wirklich schuldig. Offensichtlich war hier ein ganz schöner Wert vernichtet worden. "Bist du gar nicht böse?", flüsterte sie schließlich leise, als könnte der Fahrer sie hören. "Böse?", fragte Joe irritiert, "Wie kommst du darauf ich könnte böse sein?" "Weil ich das Auto kaputt gemacht habe.", flüsterte sie weiter und senkte den Blick. "Also erstens mal ist das Einzige was zählt, dass du nicht schlimm verletzt bist. Der Arm heilt wieder und deinen Kopf hältst du ein bisschen ruhig. Dann kommst du wieder in Ordnung. Und außerdem: Du bist doch gar nicht gefahren?", meinte Joe nur sehr bestimmt. "Und selbst wenn, wirst du es wohl kaum mit Absicht gemacht haben." Nadja nickte stumm. "Es tut mir leid.", flüsterte sie leise. "Das weiß ich doch.", meinte er sanft und zog sie enger in seinen Arm. Joe beschloss die Überlegungen für das nächste Auto erstmal zu verschieben. Ein Leihwagen stand ohnehin schon in der Tiefgarage. Er müsste am Vormittag geliefert worden sein.


Mary klappte ihr Smartphone wieder zusammen. Seit gestern Abend versuchte sie Nadja zu erreichen. Aber sie war weder an ihr Handy gegangen, noch an ihr Festnetztelefon, noch hatte sie sich bei Facebook eingeloggt. Das kam ihr extrem spanisch vor. Sicher hatte Nadja eine Freundin zu Besuch. Aber deswegen auf keinem einzigen Kommunikationskanal zu antworten fand sie schon merkwürdig. Mary beschloss sich auf jeden Fall noch die Nummer von Geoffrey zu besorgen um in so einem Fall im Haus direkt anrufen zu können. an Nadjas Privatnummer nahm Geoffrey nämlich nicht ab. Heute war Nadja auch noch nicht in die Schule gekommen und weiterhin keine Reaktion auf Anrufe die hinterlassenen SMS. Mary betrachtete den Schulbus kurz. Dann entschloss sie sich bei Nadja vorbei zu fahren. Den Wagen ihrer Mama würde sie wohl heute kaum bekommen. Also musste sie es mit dem Bus bewerkstelligen. Kurzerhand rief sie sich den Fahrplan auf dem Smartphone auf und schulterte ihren Rucksack. Es würden über vierzig Minuten Fahrt werden. Aber sie musste jetzt einfach wissen, was mit Nadja war.

1 Kommentar:

  1. Ha! Ich hab mich schon gefragt, wo Mary bleibt und ob sie denn gar nicht nachsehen will. Nun passt es ja gut, dass sie mit dem Bus kommt. Dann braucht sie lange genug, um nicht zu früh anzukommen und erwischt ihre Freundin. Sicher wird sie ziemlich erschreckt sein von dem Vorfall, aber wie ich Mary kenne, wird sie in ihrem pragmatischen Sinn erkennen, dass ja alle gesund sind und man bitte zur Tagesordnung übergehen kann. Denn aus Marys Sicht ist da ja noch ein Punkt offen.
    Bin gespannt, ob ich sie richtig einschätze :)

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