Montag, 12. September 2011

Noch nicht zurück

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe war der Besuch von Jurina eine willkommene Abwechslung. Er kannte Jurina schließlich noch flüchtig von seinen Besuchen auf Arramoa. Ihm war schon damals aufgefallen, wie verbunden sich Nadja und Jurina zu jedem Zeitpunkt gefühlt hatten. Eigentlich hatte er sich auch gewundert, dass Jurina nicht früher aufgetaucht war. Doch die Schwangerschaft erklärte das natürlich. Sie hatte wohl nicht mit einem dicken Babybauch durch die Weltgeschichte reisen wollen.

Wenn es nach ihm ging konnte Jurina jedenfalls noch eine Weile im Haus bleiben. Er machte sich keine größeren Sorgen, dass sie sich auf Dauer einnisten könnte. Wenn es ihm über wurde, würde er Nadja darauf ansprechen. Aber für den Augenblick war das in weiter Ferne. Und Nadja hatte auf diese Weise eine Freundin im Haus, was ihm in der momentanen arbeitsreichen Phase ein willkommenes Plus an Heimarbeitszeit bescherte, welche er ohne das schlechte Gewissen, Nadja zu vernachlässigen, nutzen konnte.

Joe sah auf die Uhr und klappte die Unterschriftenmappe zu. Er räumte noch die Sachen auf seinem Schreibtisch zusammen. Es war gleich 20 nach Sechs. Er klemmte sich die Mappe unter den Arm und ging beschwingt hinaus. Die Mappe landete für den nächsten Morgen auf Brendas Schreibtisch und er hängte sich seine Laptoptasche über die Schulter und schritt zum Fahrstuhl. Er betrachtete sich, nicht unzufrieden, in den verspiegelten Türen. Seit Nadja bei ihm eingezogen war, war er nur noch von etwa halb acht, bis kurz nach sechs im Büro. Früher war es umgekehrt gewesen. Da war er oft vor sechs bereits bekommen und erst lange nach acht Uhr gegangen. Und diese Änderung, sowie das regelmäßige und abwechslungsreichere Essen, dass Nadja eingefordert und natürlich auch bekommen hatte, tat seine Wirkung.

Anfangs hatte er Bedenken gehabt, was passieren würde, wenn er seine Bürozeiten so einschränkte. Aber tatsächlich war genau gar nichts passiert. Er hatte sich ein wenig umorganisiert und erledigte manche Dinge nun auch Abends zu Hause noch. Und nutzte natürlich die Fahrzeit mit dem Chauffeurservie zum Arbeiten. Der Fahrspaß, selbst zur Arbeit zu fahren, fehlte ihm nicht sonderlich. Im Berufsverkehr hielt der sich auch mit luxuriösen Autos arg in Grenzen und ließ sich ohne weiteres mit Nadja am Wochenende nachholen. Aber er war kürzer im Büro und dennoch war Freitags meistens alles erledigt, samstags zu arbeiten blieb die Ausnahme. Sicherlich mutete er seinen Führungskräften seitdem mehr zu. Aber dafür wurden die schließlich bezahlt.

Er ließ sich in die Limousine fallen. Er freute sich heute Abend mehr als sonst auf zu Hause. Die kleine Julija war wirklich ein wunderschönes Baby und Nadja ging toll mit ihr um. Auch hatte sie besonders gute Laune, seit Jurina aufgetaucht war. Und vielleicht konnte man durch diesen Anstoß, ja mal das Thema Familienplanung in Angriff nehmen. Nicht, dass es sofort Kinder geben sollte. Aber man könnte ja mal grundsätzlich darüber sprechen, wie Nadja sich die Zukunft dahingehend überhaupt vorstellte.


Maricruz war etwas unruhig. Zwar machte Julija keinerlei Anstalten größeres Ungemach zu bereiten. Aber so langsam gierte sie offensichtlich doch nach ihrer Mutterbrust. Sie quietschte längst nicht mehr fröhlich, sondern hing quengelig in dem Tuch, dass Maricruz sich um die Brust geschlungen hatte. Das letzte Fläschchen hatte sie eher widerwillig angenommen und immer wieder gebockt. Maricruz hatte freudig festgestellt, dass es kein Problem war, mit dem Baby vor dem Bauch das Essen zuzubereiten. So blieb die bereitgestellte Babyschale unangetastet. Aber sie war doch etwas beunruhigt, dass die Mädchen noch nicht aufgetaucht waren.

Schließlich hatten Jurina und Nadja bei der Abfahrt zugesichert, sie seien auf jeden Fall wieder daheim, bevor Joe nach Hause käme. Und jetzt war schon halb sieben vorbei. Der Hausherr konnte unmöglich noch lange auf sich warten lassen. Und die Damen waren noch nicht zurück.

Geoffrey bekam davon natürlich nichts mit außer, dass auch er etwas verwundert darüber war, dass die Mädchen offensichtlich beschlossen hatten ihren Trip zu verlängern, ohne vorher Bescheid zu sagen. Das sah Nadja gar nicht ähnlich. Wann immer sie bei einer Freundin zu Abend aß oder sich sonstwie verspätete informierte sie Geoffrey wenigstens mit einem kurzen Anruf oder einer SMS. Das war zwar nicht unbedingt der Standard, den Geoffrey kannte oder auch von Butlerkollegen hörte, jedoch hatte er sich natürlich dankbar daran gewöhnt und dass dies heute ausblieb war rätselhaft für ihn.

Als Joe die Halle betrat sah er sich verwundert um. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass mindestens Nadja ihn begrüßen würde. Geoffrey bemerkte sofort den fragenden Blick. "Ich muss leider vermelden, dass die Damen von ihrem Ausflug noch nicht zurück sind.", meinte er so neutral wie möglich.

2 Kommentare:

  1. da haben sie wohl bei dem ganzen spaß, die zeit vergessen *um die ecke drift*

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  2. Naja, ich wäre da schon eher wie Maricruz besorgt, denn eine Mutter lässt eigentlich ihr Baby in diesem Alter nicht so lange alleine. Und für Nadja ist dieses Verhalten auch eher untypisch.
    Allerdings ist es sicherlich auch untypisch, seinem Butler SMS zu schicken :-) Aber es passt zu Nadja.
    Jetzt hoffe ich ja nur, dass sie wirklich nur die Zeit vertrödelt haben und nichts passiert ist. Meine Nerven.. *haare rauf* so geht das nicht!

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