Sonntag, 25. September 2011

Kein Ort für ein Baby

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja kiekste auf, als der Arzt, wie selbstverständlich ihren gebrochenen Arm erwähnte. Sie selbst hatte sich das ja im Auto schon diagnostiziert. Aber nun die Gewissheit zu haben, dass sie mit dem Schmerz wohl noch eine Weile würde leben müssen, war keineswegs so beruhigend, wie der Arzt es zu sagen schien. Joe schaute Dr. Levin skeptisch an. "Das war die schlimmste Nachricht?", hakte er nach. Der Arzt setzte ein leichtes Lächeln auf und nickte. "Ja, das war das Schlimmste.", bekräftigte er.

Nadja starrte ihn etwas verwirrt an. "Und mein Kopf?", flüsterte sie leise. Die Hand des Arztes deutete auf den großen Monitor an der Wand. "Das sind die Bilder von Ihrem Kopf, welche vorhin in unserem MRT gemacht wurden. Ich habe mich mit Kollegen besprochen um auch wirklich sicher sein zu können. Aber eine Blutung innerhalb Schädels kann mit Sicherheit ausgeschlossen werden." Alle Anwesenden atmeten hörbar auf. "Und meine Kopfschmerzen?", meinte Nadja etwas kläglich. "Sie haben zwar keine Blutung, aber dennoch eine saftige Gehirnerschütterung.", erklärte er weiter.

Jurina hatte nicht alles verstanden, was der Arzt gesagt hatte. Dafür sprach er zu schnell und verwendete zu viele Begriffe, die sie nicht kannte. Überhaupt fiel es ihr seit dem Unfall schwer, sich zu konzentrieren. Aber dennoch hatte sie mitbekommen, dass es Nadja wohl soweit gut ging und sie nicht mehr in Gefahr schwebte. Ihre Erleichterung war unglaublich und Tränen pressten sich langsam in ihre Augenwinkel. Sie ging zu Nadja und hockte sich neben den Rollstuhl und schlang die Arme um ihre Freundin. "Es tut mir so leid. Aber ich bin so froh, dass dir nichts weiter passiert ist."

Nadja seufzte und legte ebenfalls den Arm um ihre Freundin. "Schon gut. Du hast es ja nicht mit Absicht gemacht." Der kleine Wortwechsel hatte auf Ukrainisch stattgefunden und Lelya übersetzte es gewohnheitsmäßig für Joe. Der konnte nur lächeln. Die weiteren Worte des Arztes waren reine Routine. Nadja und Jurina sollten die Nacht über zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben, damit man bei einer eventuellen Verschlechterung des Zustandes, oder unerwarteten Komplikationen direkt reagieren könnte.

Zwar sehnte Nadja sich nach nichts mehr, als heute Nacht neben Joe zu liegen und mit ihm zu kuscheln, jedoch sah sie die Notwendigkeit ein. Und ihre fiesen Kopfschmerzen würden bei einer Autofahrt nach Hause auch keineswegs angenehm sein. Insofern war ihr Widerstand gegen diese Entscheidung recht schnell gebrochen. Jurina war da weniger einsichtig. "Ich muss zu meinem Baby.", meinte sie kläglich. "Wir könnten die Kleine doch herbringen lassen.", erklärte Joe sachlich. Dr. Levin sah Jurina irritiert an. So wie sie Mühe hatte, ihn zu verstehen, so ging es ihm mit ihrem starken Akzent. "Baby?", fragte er irritiert, "Sie sind Mutter?"

Nicht ohne Stolz berichtete Jurina von Julija und Dr. Levin zuckte die Schultern. "Ein Krankenhaus ist kein Ort für ein Baby. Von der Geburtsstation einmal abgesehen. In dem Fall würde ich sagen, dass Sie besser nach Hause fahren und sich um ihre Tochter kümmern. Aber ich gebe ihnen noch ein paar Ratschläge mit. Und bei der kleinsten Verschlechterung rufen Sie an und kommen sofort wieder her." Jurina nickte eifrig und hörte sich gehorsam an, was der Arzt ihr zu sagen hatte, worauf sie achten solle. Lelya half gelegentlich mit der ein und anderen Übersetzung. Dann brachte man Nadja noch gemeinsam auf ein Krankenzimmer. Lelya versprach Jurina bei Joes Haus abzusetzen und verabschiedete sich dann. Joe blieb noch fast eine Stunde bei Nadja, bis sie eingeschlafen war. Dann fuhr auch er nach Hause und fiel völlig geschafft ins Bett.

1 Kommentar:

  1. Das ist mal wieder typisch ^^. Die Mädchen sind mehr oder weniger verletzt und haben einen Schock und Joe fällt völlig geschafft ins Bett.

    Aber sich Sorgen zu machen, erschöpft bekanntermaßen ja auch. Wahrscheinlich sorgt nun die Erleichterung, dass nichts Schlimmeres passiert ist, für einen tiefen Schlaf. Und am nächsten Tag kann er seine Nadja ja schon wieder abholen. Wobei mir irgendwo die Behandlung von Nadjas Arm entgangen ist. Oder kommt das noch? Ich scheine ja hinter dem Mond zu leben und habe mir auch noch nie etwas gebrochen, aber ich dachte immer, das müsste schnellstens behandelt werden?

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