Samstag, 10. September 2011

Noctambule II: Der Rest ist für dich

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Als sich der Schlüssel in der Haustür drehte, zuckte Anya zusammen. Sie war tatsächlich weggedämmert. Hastig schlang sie sich den Lederriemen um den Hals und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, nachdem sie den Riemen mit zusammengebissenen Zähnen um die zerschundenen Handgelenke gelegt hatte.
George brauchte wesentlich länger als sonst, was ihr etwas mehr Zeit hab. Als er das Wohnzimmer betrat, erkannte Anya auch den Grund für sein Trödeln.

Auf der Schulter trug er ein Bündel, das Anya erst für ein Kleiderbündel hielt. Wenn nicht ein paar Beine und schäbige Stiefelchen herausgeschaut hätten. Mit geweiteten Augen erkannte sie, welche Last George herein schleppte.
Er zog den leblos wirkenden Körper von seinen Schultern wie eine Puppe und Anya öffnete sprachlos den Mund.
Was er in den Armen hielt, was nichts anderes als ein höchstens dreizehnjähriges Mädchen. Ihre Kleidung war ungepflegt, teilweise kaputt und schmutzig. Sie trug Röcke in mehreren Schichten übereinander als Ersatz für Unterkleidung und die Stiefel waren mindestens eine Nummer zu groß für sie, was auf Diebstahl hinwies.
Das Mädchen war bewusstlos und ihre strähnigen Haare fielen frei auf ihre mageren Schultern. Am schlimmsten war für Anya, dass George das Mädchen gefesselt und geknebelt hatte, damit sie unterwegs keine Aufmerksamkeit mit Schreien auf sich lenkte und ihn nicht mit Gezappel störte.
Dass George ungeschoren mit seiner Beute durch die Straßen hatte gehen können, lag wohl in erster Linie an der späten Stunde, wo nur noch Betrunkene und Huren auf den Straßen waren. Wahrscheinlich hatte George die Kleine zwischen den Huren herausgepickt. Das Mädchen wirkte nicht gerade unschuldig, fand Anya und betrachtete die ungeschickt aufgetragene billige Schminke.
Nichts desto Trotz war vor ihr ein Kind in den Händen eines skrupellosen Mannes, der nun ihren Kopf an den Haaren packte und das Gesicht zu Anya drehte.
"Leckeres kleines Häppchen oder?" fragte er und verpasste der Kleinen einige kurze Ohrfeigen, die tatsächlich halfen. Sie öffnete blinzelnd die Augen und starrte George mit wieder erkennendem Entsetzen an. Sofort begann sie ängstlich zu wimmern und den Kopf zu schütteln. George lächelte sie gewinnend an und strich über ihre Haare.
"Lass sie frei! Das ist doch noch ein Kind!" zischte Anya ungläubig. George hob den Kopf leicht und sah sie durch seine langen Wimpern hindurch an.
"Richtig. Jung, frisch, unverdorben und äußerst schmackhaft. Genau das Richtige für dich, meinst du nicht? Zwar nicht viel, aber wir wollen ja auch nicht gleich übertreiben, nicht wahr?" lächelte er und blickte fast liebevoll auf das Mädchen, das sofort heftig den Kopf schüttelte und Anya hilfesuchende Blicke zuwarf. Ihre flehenden Laute waren durch den Knebel nur dumpf, aber Anya verstand ihre Angst und ihr Zorn auf George wuchs.
Noch rührte sie sich nicht, denn George war zu aufmerksam. Sie brauchte eine günstige Gelegenheit.
"Sie heißt Joscelin. Ist das nicht ein schöner Name?" fragte George sanft und strich über ihre tränennasse Wange. Anya fauchte erneut. Sie sah George eindringlich an und schüttelte den Kopf.
"Ich kann nicht glauben, dass du so tief gesunken bist, dich sogar an Kindern zu vergreifen!" zischte sie. George sah sie mit schiefem Kopf an, als müsse er überlegen.
"Aber Anya, ich habe dir das Beste vom Besten ausgesucht, was du verdient hast!" Seine Stimme klang übertrieben vorwurfsvoll. Anyas Körper wurde von einer Gänsehaut überzogen und es schüttelte sie vor Verzweiflung und Zorn.
"Ja, verhöhn mich ruhig! Mach, was du willst, aber lass das Kind in Ruhe!" Sie hatte sich nun auf Bitten verlegt, aber in seinen Augen glomm nur ein weiterer freudiger Funken auf.
"Wie stellst du dir das vor? Soll ich sie laufen lassen, nachdem sie uns gesehen hat? Was glaubst du, was sie tun wird?" Er blickte fast mitleidig zu dem Mädchen herunter, die verstanden hatte und nun heftig flehend den Kopf schüttelte. Sie weinte und zitterte am ganzen Körper. Er drückte sie an sich, als wolle er sie trösten.
"Ich weiß, was ich tue. Ich werde ein wenig mit ihr spielen und danach ein bisschen von ihr probieren. Den Rest darfst du dann haben, was meinst du?"
Anya wurde übel bei dem Gedanken, was das Mädchen durch George aushalten musste und bleckte die Zähne.
"Nein!" schrie sie nun in das wimmernde Betteln der Kleinen hinein. George lachte und hob das strampelnde Mädchen hoch, als würde sie überhaupt nichts wiegen.
"Nein? Gut, dann werde ich erst probieren und dann spielen." lachte er.

1 Kommentar:

  1. Ha! Ich hatte recht, er will Anya knapp halten!

    Und nicht nur das. Er möchte auch noch selber etwas davon naschen und das nicht nur vom Blut.

    Ich bin ja mal gespannt. Ich hätte ja erwartet, dass Anya mit einer Keule hinter der Türe wartet, wenn er hereinkommt. Aber was sie da treibt ist auch sehr perfide.

    Ich bin gespannt. Wenn er sich gerade beschäftigen will, wäre der optimale Zeitpunkt doch noch mit einer Keule zuzuschlagen! Irgendwie habe ich aber langsam ein klein wenig Hoffnung, dass dies doch nicht das letzte Ereignis für die kleine Joscelin ist.

    Anya hat ihren Anstand noch nicht abgelegt und verweigert die 'Nahrung'. Nicht zuletzt schließlich mit Aussicht auf bessere Narung sobald sie George überwältigt und sich befreit hat.

    Ob Anya den Mumm hat George zu töten? Es würde mich nicht wundern.

    Liebe Grüße
    Joe

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