Dienstag, 20. September 2011

Alles in Odrnung?!

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja lag zitternd auf der Liege. Sie konnte das kalte Material noch durch den Stoff des Hemdchens, dass man ihr angezogen hatte, und des Tuches, dass einen einwandfreien Hygienischen Zustand herstellen sollte, spüren. Die Ärzte hatten ihren Kopf in eine art Schraubstock aus Hartgummie eingespannt. Sie solle sich möglichst nicht bewegen, hatte es geheißen. Dann hatte sie noch Ohrstöpsel bekommen und einen Knopf in die Hand, auf den sie drücken sollte, wenn sie es nicht mehr aushielt.

Dann hatte man sie allein gelassen. Sie fuhr mit den Augen hin und her. Durfte sie das überhaupt noch? Ängstlich starrte sie wieder nach oben. Der pochende Schmerz zwischen ihren Schläfen konnte sie kaum klar denken lassen. Sie hatte nach Joe gefragt und nach ihrer Mama. Und auch nach Jurina. Doch sie hatte keine echten Antworten bekommen. "Wir kümmern uns um alles.", war immer wieder nur versprochen worden. Dann hatte man sie schlussendlich allein in diesem Raum gegangen und die Türe verriegelt. Eben noch war sie im Wrack ihres Wagens gefangen gewesen. Nun war sie es wieder. "Alles in Ordnung? Dann fangen wir jetzt an.", krächzte ein Lautsprecher. Die Stimme war geradezu unmenschlich verzerrt. Und dennoch irgendwie beruhigend.

Ein Ruck ging durch die Liege und langsam fuhr sie mit dem Kopf in die Röhre, die sie schon beim Hereinkommen so ehrfürchtig betrachtet hatte. "Das ist doch gar nicht so schlimm.", schoss es ihr durch den Kopf und brav richtete sie ihre Augen auf das rote Kreuz, dass sich nun über ihr befand. Dann ging ein infernalisches Dröhnen durch die Röhre. Es knallte und rappelte, dass sie fürchtete, im nächsten Augenblick würde alles um sie herum explodieren. Und das, obwohl man ihr einen Lärmschutzkopfhöhrer angezogen hatte. Reflexartig presste ihr Daumen den Knopf herunter.

Das Geräusch verstummte. "Alles in Ordnung.", krächzte der Lautsprecher wieder, "Der Krach ist normal. Einfach versuchen nicht hinzuhören. Und wieder auf das Kreuz schauen." Rumpelnd fuhr die Anlage wieder an und das Krachen und Knallen ging von neuem los. Nadja zwang sich nicht auf den Knopf zu drücken. Sie presste die Augen zusammen und zitterte am ganzen Körper. Das Geräusch war dem Knirschen so ähnlich, dass der Golf vor Stunden erst verursacht hatte.


Nervös ging Joe in der Eingangshalle auf und ab. Nach dem dritten Nachfragen, war die Empfangsdame unwirsch geworden. Er wollte nicht riskieren, dass man ihn mit Absicht noch länger warten ließ und war um eine Ecke gegangen, um ihren Blicken auszuweichen. Er wartete nun schon über eine Dreiviertelstunde. Und wie beharrlich er auch bohrte, er bekam keine Auskunft, wo sie sich befände, oder in welchem Zustand sie wäre. Alles was man ihm gesagt hatte war, was Lelya auch schon berichtet hatte. Sie sei außer Lebensgefahr und werde derzeit untersucht. Und er dürfe nicht zu ihr. Auch über Jurina bekam er keine Auskunft. "Wir werden sie informieren, wenn es Neuigkeiten gibt oder die junge Dame bereit ist, sie zu empfangen und selbst berichten kann.", war die lapidare Ansage.

Wütend ließ er sich wieder neben Lelya in einen der Wartesessel fallen. "Beruhig dich.", mahnte Lelya in mütterlichem Tonfall und griff nach seinem Arm und zog ihn an sich. "Ich verstehe nicht, wie du so ruhig sein kannst. Der Wagen war ein Wrack!" Joe hatte aufgebracht klingen wollen. Doch die Geste an seinem Arm raubte ihm den Zorn und er verfiel in einen kläglichen Tonfall. "Jede Schramme, die das Auto bekommen hat, hat Nadja nicht bekommen.", meinte Lelya völlig nüchtern. Sie selbst hatte arge Mühe so ruhig zu bleiben. Joes Aufregung war da wenig hilfreich. Aber sie mahnte sich selbst immer wieder, die Fassung zu bewahren. Auf- und abzurennen würde ihrer Tochter jedenfalls gar nicht helfen.

Auch sie hatte natürlich gefragt, ob sie zu ihr dürfe oder sonst irgendetwas tun könnte. Doch auch sie hatte man schlichtweg auf den Platz verwiesen und zum Warten genötigt. Allerdings hatte sie sich damit zufrieden gegeben, einmal zu fragen. Joes Tatendrang betrachtete sie halb amüsiert, halb genervt. "Vielleicht hast du recht.", meinte Joe jetzt versöhnlich. "Ich hole uns erstmal Kaffee.", entschied er dann. Lelyas Ruhe ertrug er nur schwer. Auch wenn ihm rational klar war, dass er mit seinem Aktionismus hier nicht weiterkam, fiel es ihm unglaublich schwer, sich im Zaum zu halten.

Als er mit dem Kaffee vom Automaten zurück kam stand ein Mann mit Kittel vor Lelya. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und erklärte offensichtlich irgendetwas. Joe beeilte sich und bekleckerte sich dabei die Hände mit dem heißen Gebräu. Fluchend stellte er die Becher ab. "Was ist los?", erkundigte er sich. Der Arzt warf einen prüfenden Blick auf Joe dann einen fragenden zu Lelya. Als diese nickte. "Ich bin Dr. Levin. Ich habe die Mädchen hier aufgenommen und bin derzeit der behandelnde Arzt.", erklärte er nüchtern und reichte Joe die Hand. "Wie geht es beiden?", hechelte Joe fast atemlos, "Ist alles in Ordnung?"

1 Kommentar:

  1. Jajaaaa, heißer Kaffee in Pappbechern tut richtig weh, alleine schon beim Tragen. Und es ist ja immer so, dass man stundenlang wartet und genau in dem Moment, wo man dringend auf Toilette muss oder einfach NUR einen Kaffee holt, passiert das sehnsüchtig erwartete. Armer Joe.

    Und armes ICH, weil ich nun immer noch nicht weiß, was in dieser elenden Röhre entdeckt - oder hoffentlich nicht entdeckt - wurde.

    Leyas stoische Ruhe ist schon interessant. Und auch weise, denn die Unruhe hilft ja wirklich niemandem, aber sie wäre verständlich. Aber Lelya ist ja sowieso eher die Zurückhaltende. Also hoff ich jetzt auf morgen. Joe und Lelya müssen ja genauso lange warten :D

    Liebe Grüße
    Kay

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