Freitag, 16. September 2011

Noctambule II: Fund in der Asche

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

"Ich rieche Blut. Relativ frisch." murmelte er leise. Sergej nickte heftig und begann, weiter zu torkeln. Diesmal steuerte er einfach direkt den nächsten Soldaten an und packte ihn an den Schultern.
"Mir ham Grieg, habsch Reschd?" Er schüttelte den Mann, der deutlich bessere Laune hatte als sein Kamerad und grinsend versuchte, den Betrunken zu beruhigen, indem er ihm auf dessen Schulter klopfte.


"Nein, Mann. Wir suchen nur einen Brandstifter und Mörder. Beinah hätten wir ihn erwischt!" erklärte er dabei und schob Sergej in die Arme seines Freundes. Sergej riss die Augen weit auf.
"Nein! Isses wahr? Und der wohnt hier?" lallte er torkelnd. Armand sah das knappe Nicken des Soldaten und lenkte Sergej wieder auf die Straßenmitte.
"Komm schon, altes Haus. Ich kenn ein paar hübsche Mädchen."
"Ohja! Ohja!" Bereitwillig ließ Sergej sich wegführen und belehrte Armand noch eine Weile lautstark über die Übel eines Krieges, bis sie aus der Hörweite der Soldaten waren.
"Und jetzt? Die suchen George?" Sergej zog sein Halstuch wieder gerade und löste sich aus der stützenden Umarmung Armands. Dieser zuckte die Schultern.
"Ich weiß nicht, warum. Aber er hat offenbar Probleme. Ich will in dieses Haus hinein. Da drin roch es nach frischem Blut." Sergej nickte und tippte sich an die Stirn.
"Na klar. Da gibt es keine Gartenmauer und das Haus wird bewacht. Wir spazieren einfach rein, nicht wahr?" Armand blieb stehen und spähte die Gasse entlang, deren Ende sie gerade erreicht hatten.
"Ja. Wozu können wir Menschen manipulieren?" murmelte er nachdenklich vor sich hin, was Sergej veranlasste, sich an die Stirn zu schlagen.
"Wo hab ich nur meine Gedanken!"
"Bei Miriam, vermute ich." meinte Armand nur grinsend und kehrte um.

Die Soldaten hatten ihre Positionen nicht verändert. Alle drei lehnten an Hauswänden, einer direkt vor dem Haus, einer etwas weiter die Straße hinauf, der andere ein Stück die Straße abwärts. Der erste Soldat, dem sie sich näherten betrachtete sie beide sehr skeptisch, denn Sergej wirkte nun äußerst nüchtern.
Als seine Augen die des Soldaten trafen, befiel diesen plötzlich eine seltsame Lähmung. Noch bevor er den Gedanken, dass diese Augen seltsam glühten, zu Ende denken konnte, sackte er in sich zusammen und rutschte schlafend die Hauswand herunter.
Sein Kamerad in der Mitte wurde durch das Herunterrutschen erst aufmerksam, aber auch für ihn war es zu spät. Während Armand sich um ihn kümmerte, nahm sich Sergej den dritten vor. Schon war vom ersten ein Schnarchen zu hören und ein Arbeiter, der an ihm vorbei ging, schüttelte nur grinsend den Kopf.
Die beiden Freunde warteten ab, bis der Arbeiter die Gasse verlassen hatte und öffneten dann die nur provisorisch angelehnte Haustür. Sergej lehnte sie vorsichtig wieder an, als sie ihm Haus waren, dann folgte er Armand, der langsam und möglichst lautlos das erste Zimmer betrat. Es war das Schlafzimmer mit dem zerwühlten Bett und dem aufgerissenen Schrank.
Armand witterte erneut und durchsuchte die restliche Kleidung in dem Schrank, während Sergej das Bett betrachtete.
"Das alles ist merkwürdig. Wenn George fluchtartig das Haus verlassen hat, warum holt er sich dann noch Kleider aus dem Schrank?"
"Vielleicht war er das gar nicht, sondern die Soldaten. Die haben doch sicher alles durchsucht." wandte Sergej ein. Armand zuckte die Schultern und verließ das Zimmer wieder. Das lange Haarbüschel auf der anderen Seite, fast unter dem Bett, blieb ungesehen.

Als Sergej ihn einholte, stand er nachdenklich vor der umgekippten Schüssel. Die Wasserlache auf dem Boden war zum größten Teil vom trockenen Holzfußboden aufgesogen worden und es war nur noch ein dunkler Fleck zu sehen.
Armand ging in die Hocke und fuhr mit dem Finger über die feuchten Stellen. Nachdem er an dem Finger gerochen hatte, nickte er und richtete sich wieder auf.
"Er war verletzt und hat seine Wunde hier ausgewaschen. Das muss aber schon vor der Flucht geschehen sein." mutmaßte er.
"Als er noch Zeit hatte. Wer oder was hat ihn also verletzt?" rätselte sein Freund, der sich gerade aus dem offenen Fenster lehnte und nach oben sah, nachdem er den Hof als uninteressant eingestuft hatte.
"Und warum ist er nicht hier hinaus geflohen? Ist ganz leicht auf das Dach zu kommen." Er machte Armand Platz, der sich ebenfalls hinaus lehnte, aber ratlos wieder zurück rutschte. Schweigend ging er hinüber auf die andere Seite des Hauses und betrat das Wohnzimmer.

Viel Mobiliar fand er hin drin nicht. Ein Spiegel hing an einer Wand, ein Sessel stand neben dem Kamin und ein kleiner Tisch lag umgefallen daneben. Während er auf den Fußboden starrte, wo mehrere Blutspritzer verteilt waren, betrachtete Sergej den Kamin.
Eher ratlos und ohne besonderen Grund stocherte er mit dem Fuß in der erloschenen Asche herum und stutzte.
Die Asche war offensichtlich auseinander getreten worden, um das Feuer zu löschen. Vermutlich von Soldaten, aber das war ihm egal, denn er entdeckte etwas dumpf Metallisches in der Asche, was er nicht zuordnen konnte. Daher ging er in die Hocke und wischte mit dem Zeigefinger die Asche beiseite.
"Armand, das solltest du dir mal ansehen." raunte er heiser und drehte sich um. In seiner Handfläche lagen zwei Metallstückchen. Sie hatten ihre glänzend polierte Oberfläche eingebüßt und wirkten nun rau und grob. Doch ihre Form war klar zu erkennen. In Sergejs Hand langen die Buchstaben A und S.

1 Kommentar:

  1. Ui! Jetzt kommt es darauf an, was Armand daraus folgert.

    Er könnte ohne weiteres auf die richtige Idee kommen, nämlich, dass George das Band verbrannt hat. Oder er kommt auf die Falsche und glaubt, dass Anya es selbst war.

    Erwähnte ich schon: ARMAND MACH KEINE DUMMHEITEN!

    Und Sergej du hättest das eigentlich mal für dich behalten können. *grmpf*

    Gruß
    Joe

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