Sonntag, 4. September 2011

Noctambule II: Nicht einschlafen!

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Zwei. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule II

Anya lauschte nach seinen Schritten und überlegte kurz, ob sie nicht einfach einen brennenden Scheit nehmen und ihn damit angreifen sollte. Aber noch brannte das Feuer nicht stark genug und die Holzscheite begannen gerade erst zu zündeln, als er schon wieder hinter ihr stand. Bevor sie irgendwie reagieren konnte, schlang sich ein breites Lederband um ihren Hals und zog sich zusammen.

Anya schrie auf, griff nach dem Leder und versuchte es zu lockern. Sie fiel nach hinten gegen seine Beine und kämpfte gegen den luftraubenden Zug, aber ihre Finger hatten nicht die Kraft, das Leder wegzureißen, denn George schien es zu einer Schlaufe gebunden zu haben.
Er packte ihre Hände, zog sie kraftvoll von ihrem Hals weg und drehte sie auf den Rücken. Anya warf sich auf die Seite, versuchte zu treten und ihre Hände wegzureißen, aber George lachte nur. Mit dem Knie drückte er sie erneut auf den Bauch und fesselte ihre Hände mit dem gleichen Lederriemen auf den Rücken. Er zog den Riemen stramm, verschlang ihn mehrfach und ließ sie schließlich zufrieden los.
Anya zerrte an ihren Händen, aber sie musste feststellen, dass jeder Zug sich sofort auf ihren Hals übertrug und ihr die Luft raubte. Drückte sie ihre Hände jedoch weiter den Rücken hoch, lockerte sich der Riemen an der Kehle wieder. Hasserfüllt drehte sie sich und starrte ihn an. Was sie bei Armand mit Sicherheit erregend empfunden hätte, machte sie jetzt nur wütend und sie hasste diese Hilflosigkeit ihm gegenüber.
Da sie erwartete, dass George nun über sie herfallen würde, presste sie die Beine fest zusammen und stieß ein heftiges Fauchen aus, das ihr Gebiss beeindruckend zur Geltung brachte. Aber George lachte nur und blickte auf sie herunter.
"Wie niedlich. Denkst du, das würde mich erschrecken?" Er hockte sich neben sie und betrachtete anzüglich ihren nackten Körper.
"Du hast doch so gefroren. Nun hast du ein hübsches Feuerchen und kannst mir nicht weglaufen, denn das hast du doch vor, oder?" Er strich mit dem Handrücken über ihre Wange, doch sie wich ruckartig aus und fauchte erneut. George lachte amüsiert und holte aus.
Die Hand, die sie eben noch gestreichelt hatte, verpasste ihr eine saftige Ohrfeige, die ihren Kopf herumwarf. Dann erhob sich George und sah ernst auf sie herunter.
"Wir werden später eine Menge Spaß haben. Jetzt halte ich erst einmal mein Versprechen und bringe dir jemanden. Du sollst dich ja wohl fühlen, nicht wahr?" Er schob eine Hand in seine Jackentasche und zog das Halsband von ihr heraus. Mit einer kleinen Bewegung ließ er es los und Anya konnte zusehen, wie es durch die Luft flog und genau in dem frisch entfachten Feuer landete.
"NEIN!" Ihr Schrei ließ ihn zu ihr herunter sehen. Ohne zu lächeln zwinkerte er ihr zu und verließ den Raum. Anya zischte ihm wütend hinterher und kämpfte erneut gegen die Fesseln, während sie das Zuschlagen der Haustür hörte.


Wut, Zorn und Verzweiflung kämpften in ihr, während sie äußerlich gegen die Fesseln ihrer Hände kämpfte. Sie hatte sich soweit es ging nach hinten gebogen, um mehr Spielraum für ihre Hände zu haben und hoffte, dass der Lederriemen nachgab, wenn er nicht mehr so gespannt war. Aber irgendwie hatte George ihre Hände so geschickt gefesselt, dass sie sie kaum drehen oder bewegen konnte.
Wenigstens ließ das Würgen am Hals nach, aber auf Dauer würde sie nicht so weit zurückgebogen bleiben können. Immerhin wärmte sie das Feuer ein wenig, auch wenn er sie nur gezwungen hatte, es anzuzünden, damit er ihr Halsband verbrennen konnte. Sie fluchte über sich selbst, weil sie jemals geglaubt hatte, George würde Wert darauf legen, dass sie sein Kind in sich trug.

Das Gegenteil war der Fall. Ob sie es nun austrug oder verlieren würde, war ihm herzlich egal. Stattdessen hatte sie ihm eine Waffe gegen Armand mit sich selbst in die Hände gespielt, die er so schnell nicht wieder hergeben würde. Das allerdings gab ihr keine Garantie auf gute Behandlung.
Anya war inzwischen klar geworden, dass sie naiv gewesen war. Ihr Entschluss stand fest. Sie wusste zwar noch nicht wie, aber sie musste einfach verschwinden. Wieder zerrte sie an den Fesseln und versuchte, das harte Leder zu lockern. Aber sie schürfte sich nur ihre Haut auf und spürte bereits eine schmierige Blutschicht zwischen ihren Gelenken und dem Leder. Vielleicht half das ja? Verbissen verletzte sie sich selbst weiter in der Hoffnung, dadurch ein blutiges Gleitmittel zu erhalten, während sie zusah, wie sich das Leder ihres Halsbandes in den Flammen krümmte und wand bevor es schließlich doch zu brennen anfing.
Ihre Verzweiflung stieg ins Unermessliche. Die Zeit tropfte dahin und bald würde er zurückkommen und sein Versprechen einlösen. Nicht nur das, ihr Beute zu bringen.
Der Gedanke ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Denk nach! Beruhige dich und denk nach! schrie sie sich selbst in Gedanken an und zwang sich, ruhig liegen zu bleiben. Konzentriert überdachte sie ihre Lage noch einmal. Der Hunger hatte sie massiv geschwächt. Stärker denn je zuvor hatte sie das Gefühl, jede Kraft verloren zu haben und ihre Angst um das Kind wuchs weiter. Dann endlich hatte sie eine Idee.
Ächzend quälte sie sich auf die Knie und stand auf, wobei sie sich mit dem Lederriemen fast selbst strangulierte. Nach Luft röchelnd taumelte sie in den Nebenraum zu der Wasserschüssel, in der noch immer das gebrauchte Wasser war, mit dem sie sich gewaschen hatte.
Zeit für Ekel blieb ihr nicht. Die Schüssel stand auf einem niedrigen Tischchen, worüber sie nun mehr als froh war. Sie drehte sich um und musste sich ziemlich verrenken, um ihre gefesselten Hände in die Schüssel legen zu können.
Kaum waren die Handgelenke mit dem Lederriemen im Wasser untergetaucht, als sie schon begann, ihre Hände mit aller Kraft auseinander zu drücken. Durchnässtes Leder war viel leichter dehnbar als trockenes, das wusste sie sehr gut. Hätte er sie mit einem nassen Lederband gefesselt, hätte es sich während des Trocknens sogar noch zusammen gezogen. Jetzt musste sie nur lange genug Zeit haben, das Leder einzuweichen. Ungeduldig dehnte sie weiter, hustete und röchelte dabei aber, weil die Halsschlaufe ihr in dieser Haltung die Luft raubte.

Sie verlor jedes Zeitgefühl und hatte allmählich kein Gefühl mehr in den Fingern. Immer wieder drehte sie ihre Handgelenke, stöhnte über die schmerzenden Schultern und hustete. Dann endlich spürte sie, wie das Leder Millimeter für Millimeter nachgab. Sofort schoss neues Adrenalin durch ihren Körper. Sie konnte nicht sehen, dass sich das Wasser inzwischen blutrot gefärbt hatte, es hätte sie auch nicht davon abgehalten weiter zu machen.
Endlich zwängte sie mit einem schmerzhaften Ruck eine Hand aus den Fesseln. Sofort griff sie nach dem Riemen am Hals und zerrte ihn locker, dann befreite sie ihre andere Hand und sank vor Schwäche auf die Knie.
Die Haut an ihren Gelenken war völlig weggerieben, das Blut lief in kleinen Rinnsalen ihre Arme entlang. Fast gierig leckte sie es ab und rief sich dann selbst zur Ordnung.
Mühsam rappelte sie sich wieder auf die Beine und griff nach dem Riemen, um zurück ins warme Wohnzimmer zu taumeln. Erschöpft sank sie vor dem Feuer zusammen und ermahnte sich selbst immer wieder, jetzt nicht einzuschlafen. Sie durfte die Rückkehr von George nicht verpassen.

1 Kommentar:

  1. Uiuiui... Da hat George so lange am Käfig gerüttelt und die Tigerin mit dem Stock geärgert, dass sie nun den Käfig aufgebrochen hat.

    Anya wird es schon gelingen wach zu bleiben. Und wenn George ankommt, hat er vermutlich jemand dabei, der ihm nicht nur keine Hilfe ist, sondern auch noch seine Konzentration erfordert. Wenn Anya jetzt einen veritablen Knüppel findet oder etwas vergleichbares, dann hat er wirklich schlechte Karten!!

    Oder vielleicht sollte Anya doch einfach weglaufen? Sie würde schon irgendwo ein Opfer finden und sich stärken können. Und wenn sie dem dann die Klamotten abnimmt ist sie wieder gesellschaftsfähig.

    Aber tja: Das kommt davon, George, wenn man den Bogen überspannt. Du wirst ziemlich bitter bezahlen.

    Aber ich bin gespannt, welche Rolle die Suche der Gardisten im Hafenviertel noch spielen wird.

    Liebe Grüße
    Joe

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