Dienstag, 13. September 2011

Gefangen

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Splitter von Beton- und Putzbruchstücken lagen auf dem Boden. Gesplittertes Glas mischte sich dazwischen und glitzerte im Licht der untergehenden Sonne. Festgekeilt steckte das Ungetüm aus Blech zwischen den Wänden. Die glänzenden Flächen, welche vorhin noch für den Stolz der Besitzerin verantwortlich gewesen waren, waren größtenteils matt verkratzt und zerknickt.

Nadja fror unheimlich. Es war eigentlich gar nicht so kalt. Aber seit die Sonne hinter der Mauer versunken war und das Wrack ihres Wagens in den Schatten gelegt hatte, war die Wärme gewichen und hinterließ eine Klamme Atmosphäre. Ein weiteres Mal versuchte sie ihr Handy zu erreichen, dass beim Aufprall unter den Sitz gerutscht war und nun schon zum vierten Mal wie wild klingelte. Doch sie kam einfach nicht heran. Jurina war nicht wach zu bekommen. Sie atmete noch und hatte, soweit Nadja das in der Aufregung hatte fühlen können, auch Puls. Aber sie regte sich nun schon seit einer Stunde nicht.

Schmerzen hatte Nadja eigentlich keine gehabt. Ihr rechter Arm war vermutlich gebrochen, wie sie selbst diagnostiziert hatte. Doch die aufkeimende Panik und die Kälte, die sie jetzt beschlich brachten nun auch Schmerzen mit sich. Das Schleudermanöver war völlig außer Kontrolle geraten. Nadja selbst hatte es auch schon ausprobiert, wie es war, den Wagen ohne die Fahrhilfen an seine Grenzen zu bringen. Einmal hatte sie sich dabei auf einem nassen Parkplatz sogar nicht weniger als zweimal um die eigene Achse gedreht. Joe hatte gelacht und Geoffrey angewiesen, die Reifen, welche dabei einen saftigen Bremsplatten gesammelt hatten, austauschen zu lassen.

Doch diesmal war es völlig anders gelaufen. Das Parkdeck hatte eine kleine Stufe an einer Stelle. Beim Fahren fiel sie nicht weiter auf, doch als die Reifen des Golfs schleudernd seitlich dagegen krachten hob er ab und überschlug sich. Zweimal drehte sich das Fahrzeug um die eigene Achse und rutschte dann in Richtung der Ausfahrt zum nächsttieferen Parkdeck. Es knallte und Airbags schossen aus den vielen Stellen der Innenverkleidung. In der Kurve zwischen der Betonwand, welche das Treppenhaus für die Fußgänger von der Rampe für die Autos trennte, und einem Pfeiler keilte sich der Wagen schließlich ein. Glas splitterte und Blech krachte. Als Nadja die Orientierung wiedererlangt hatte, versuchte sie panisch aus dem Wagen zu kommen. Doch genau vor ihrer Tür war die Säule und versperrte sogar den Weg durch das Fenster.

Auf der Fahrerseite hatte der Wagen vorher noch eine Ecke gestreift, welche ihren Abdruck in der B-Säule hinterlassen hatte und es Nadja unmöglich machte vom Beifahrersitz aus die Türe aufzstemmen. Das Fenster ließ sich nicht mehr öffnen. Minutenlang hatte Nadja versucht sich zu befreien und immer wieder versucht Jurina zu wecken. Blut war kaum zu sehen. Das meiste stammte wohl aus einer Schnittwunde, die sie an der Hand hatte. Weder das eine noch das andere war ihr gelungen. Als sie endlich auf die Idee kam zu telefonieren, stellte sie fest, dass bei den Überschlägen das Telefon aus der Tasche gefallen war und sich unerreichbar unter dem Sitz verkeilt hatte. Der ließ sich auch nicht mehr vor und zurück stellen.

Nichts regte sich sonst. Nadja hatte das letzte Parkdeck des allerletzten Parkhauses gewählt. Zufällig kam hier an Wochentagen niemand vorbei. Und der Lärm des Unfalls schien auch unbemerkt geblieben zu sein. Resigniert drückte sich Nadja wieder in den Sitz und hielt ihren pochenden Arm ruhig. Schließlich übermannte sie eine merkwürdige Müdigkeit und sie schlief im Wagen ein. Erst das Klingeln des Handys weckte sie wieder. Hoffnung keimte auf. Würde Joe sie finden? Sie hatte ihm ja niemand gesagt, wo sie hingefahren waren.

1 Kommentar:

  1. Schlechter konnten die Beiden es wohl nicht treffen. Ein einsames Parkdeck, auch noch ganz oben, Jurina bewusstlos - und ich hoffe doch sehr, dass sie nur einfach bewusstlos ist, Nadja unter Schock und einen gebrochenen Arm.
    Ich nehme mal an, dass Nadja einfach nur friert, weil sie unter Schock steht. Aber wieso ist Jurina nur bewusstlos? Haben die Airbags sie nicht aufgefangen? Am Lenkrad dürfte sie sich rein theoretisch nicht verletzt haben, aber dafür fehlt mir mal wieder die Ahnung - wie so oft.
    Fein. Und das Handy klingelt unerreichbar. Joe sollte sich gefälligst mal richtig Sorgen machen. Oder sieht jemand von den anderen Parkhäusern mal rüber? Kann man das überhaupt?

    Es ist ja nicht gerade prickelnd, eine Großstadt wie Seattle zu durchsuchen. Und niemand weiß auch nur annähernd, wo sie sein könnten. Vielleicht kann unser Nerd Joe ja das Handy orten anstatt den Akku leer zu klingeln?

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