Samstag, 3. September 2011

Lügen der Vergangenheit

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Jurina war relativ früh ins Bett gegangen. Nadja und Joe saßen noch auf der Couch und schauten den Film zu Ende. Insgesamt war es ein eher ruhiger Abend. Als sie schließlich hochgingen lauschte Nadja intensiv, ob sie etwas hören würde vom Babygeschrei. Natürlich wusste sie, dass Babys zuweilen in der Nacht versorgt werden wollten, aber bisher hatte sie nicht allzu viel davon mitbekommmen. Auf Arramoa hatte sie niemals im Kinderdorf, wo die frisch gebackenen Mütter lebten, geschlafen.

Sie war zwar oft tagsüber dort gewesen und hatte auch bei den unangenehmeren Pflichten, wie dem auswechseln voller Windeln mitgeholfen, aber wenn es Abend wurde, war sie immer zurück zu den Anderen gegangen und hatte in aller Seelenruhe schlafen könnten. Als sie nun neben Joe im Bett lag, starrte sie noch eine ganze Weile in die Dunkelheit und lauschte, ob sie etwas hören würde. Geoffrey hatt das Gästezimmer für Jurina aber offensichtlich mit Bedacht gewählt. Zwischen Jurinas Zimmer und Joes Schlafzimmer lagen zwei unbenutze Räume und auch die Wäschekammer.

Fast schon war Nadja eingeschlafen, als sie dann doch ganz entfernt einen langgezogenen Aufschrei von Julija hörte. Sie schaute auf die Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. Der Aufschrei ging in ein kurzes Schluchzen unter und war danach so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Offensichtlich hatte Jurina die Kleine wieder beruhigt. Nadja kuschelte sich an den schlafenden Joe. Sie wusste gar nicht recht, warum sie unbedingt auf ein Schreien von Julija gelauscht hatte. Es änderte doch nichts an ihrer Faszination für den Gedanken ein Baby zu haben.


Am nächsten Morgen wartete Mary bereits auf dem Parkplatz auf Nadja. Sie stand an eine Laterne gelehnt und winkte Nadja, als diese ihren Golf abgestellt hatte. "Guten Morgen, Süße.", begrüßten sie sich. Nadja warf sich den Rucksack über die Schulter und wollte hinübergehen zum Sportplatz. "Dann willst du es also drüben besprechen.", meinte Mary süffisant. Nadja drehte sich herum. "Was besprechen?", meinte sie verwirrt. Mary war einfach stehengeblieben und sah Nadja eindringlich an. Der Blick gefiel Nadja gar nicht.

Sie ging die zwei Schritte zurück zu Mary. "Was ist los?" Es klang schrecklich verunsichert. "Ich meine deine Freundin Jurina. Was ihr mir da gestern erzählt habt stimmt doch hinten und vorne nicht.", warf Mary ihr einfach mal an den Kopf. Nadja zuckte am ganzen Körper zusammen. "Ich weiß nicht, was du meinst.", gab Nadja sich unschuldig. Aber immer noch bekam sie keine Sicherheit in die Stimme. "Irgendwas ist doch da faul an der Sache. Deine Freundin reist von der Ukraine, mit einem 14 Wochen alten Baby, mal eben so nach Seattle?"

Nadja hasste es zu lügen. Sie hasste ihre Vergangenheit, und dass sie keinem davon erzählen konnte. So oft hatte sie schon einfach herausplatzen wollen und Mary und auch allen anderen die Wahrheit erzählen wollen. Dann waren wieder die Gedanken an die Zeit in Dimitris Puff hochgekommen. Und sie wäre lieber vor Scham im Boden versunken, als nocheinmal irgendjemand davon zu erzählen. Joe kannte die Wahrheit und es hatte nur für ein merkwürdiges Gefühl gesorgt. Ihr Mutter ahnte zwar, was wohl wirklich in Deutschland passiert war, aber dennoch stand eigentlich nur eine unausgesprochene Wahrheit zwischen ihnen.

Mit ihrer oberflächlichen Geschichte hatten die Mädchen in der Clique sich bisher zufrieden gegeben. Aber nun war Jurina aufgetaucht und hatte dieses sorgefältige Geblide durcheinander gebracht und Mary stocherte nun in einer Vergangenheit, die Nadja einerseits nicht erzählenwollte, aber andererseits auch nicht durch Lügen verdecken. Tränen drückten sich langsam hoch in ihre Augen und sie wandte den Kopf ab. Mary sah sie erschrocken an: "Ist alles klar?", meinte sie und wollte Nadja in den Arm nehmen.

2 Kommentare:

  1. AAhh.. jetzt lass Nadja sich nicht abwenden! Da ist doch jemand, der ihr helfen will und sich so bewährt hat, dass er die Wahrheit verdient hat!
    Klar , ich verstehe auch, dass Nadja nicht darüber reden will, aber jetzt nochmal zu lügen, das wäre nicht richtig und gut schon mal gar nicht.
    Toll, jetzt hibbel ich immer noch!

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  2. hm, wenn Mary sooo eine gute und vertraute Freundin ist, dann wäre vielleicht jetzt der Zeitpunkt, mit offenen Karten zu spielen!? LG C.H.

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