Mittwoch, 15. Dezember 2010

Adventskalender 15 - Weihnachten auf Arramoa

Dies ist das 15. Kapitel meiner Adventsgeschichte. Ein Inhaltsverzeichnis findet ihr hier: Adventskalender

Mersad fuhr mit dem leeren Elektromobil wieder zurück zum Hof. Er wollte wissen, wie weit sich die Flüchtlinge wohl auf der Insel schon herumtrieben. Deshalb fuhr er durch die Solarfelder und hielt Ausschau, ob er jemanden finden konnte. So ganz wohl war ihm immer noch nicht bei der Sache. Daran änderte auch die Anwesenheit von Tom nichts. Er war unsicher, ob und wie man die Flüchtlinge wohl am schnellsten wieder von der Insel bekäme. Sie störten hier empfindlich den Betrieb und ihn plagte durchaus die Vorstellung, dieser Vorfall könnte das Ende dieser Beschaulichkeit sein.

Zwar war für ihn nicht wichtig, ob jemand außerhalb des Kreises der Angestellten von den Vorgängen auf der Insel wusste, aber wenn die Insel nicht mehr das geheime Paradies sein würde, dass es war, könnte durchaus auch Thorsten Stahls Interesse daran verlöschen. Er schätzte die Beständigkeit hier und er hatte vor, hier bis zum Ende seines Lebens zu bleiben. Und da konnte er einen Haufen Flüchtlinge nicht gebrauchen.

Auf einmal entdeckte er ein paar schwarze und ein paar weiße Beine, die hinter einem Wassertank versteckt vervorlukten. Er stoppte das kleine Fahrzeug und der Zug mit den beiden Anhängern kam klappernd zum Stehen. "Was macht ihr denn hier? Sagt mir bitte nicht, dass ihr auch noch in den Wassertanks badet.", lachte er. Die Mädchen sahen ihn an, als käme er direkt vom Mars. "Dir geht es also gut?", fragte Jurina vorsichtig. Mersad sprang vom Fahrzeug und setzte sich zwischen die Mädchen ins Gras und lehnte sich mit dem Rücken an den runden Wassertank. "Soweit geht's mir gut.", nickte er.

"Aber wer sind die ganzen Männer?", platzte es dann endlich aus Ga'ilana heraus. "Das ist eine Gruppe von Wirtschaftsflüchtlingen aus Angola.", erklärte Mersad und schaute von einer zur anderen. "Und wie kommen die hier her?" Jurina war vollkommen verdutzt. "Ob du es glaubst oder nicht, sie sind mit einem Boot gekommen." Ga'ilana schüttelte den Kopf. "Du willst behaupten, dass sie mit einem Boot von Angola bis hierher gefahren sind?" Mersad nickte bedächtig. "Genau das möchte ich sagen. Es grenzt an ein Wunder. Und vor allem grenzt es an ein Wunder, dass sie noch leben. Sie waren ungefähr drei Monate auf See."

Jurina und Ga'ilana hatten den Mund offen stehen. Dann fand Jurina endlich die Sprache wieder. "Wir hatten schon befürchtet, die wollten die Insel übernehmen und hätten euch gefangen genommen." Mersad lachte. "Mit so ein paar Lümmeln werd' ich schon fertig. Aber was hat euch eigentlich hier raufgetrieben? Wolltet ihr mal wieder Hühner füttern?" "Wir haben ein Mädchen gesehen. Sie hat ein rotes Kleid an und rennt durch den Wald. Und sie versteckt sich oder läuft weg, wenn man sie gesehen hat. Und da wollten wir mal wissen, was es damit auf sich hat. Da sie immer nach Norden gerannt ist, haben wir gedacht, wir schauen hier mal nach.", erklärte Ga'ilana, wie es zu dem Besuch gekommen war.

Der Bauer überlegte kurz. "Und ich hatte noch gehofft, dass keins von euch Mädels das herausfindet. Tom ist schon hier und kümmert sich darum, dass sie möglichst schnell weiterkönnen. Aber scheinbar nicht schnell genug, als dass ihr nicht rausfindet, dass sie hier waren." "Einer hat uns eben total komisch angeguckt. Das war da drüben, da haben die so ein kleines Lager. Ein riesiger Kerl. Bestimmt zwei Meter groß. Und er hat gesagt: 'Hübsche nackte Mädchen.'", meinte Jurina. Sie klang immer noch etwas bang. "Irgendwie müssen wir die davon abhalten zu euch in den Süden zu kommen. Aber darum soll sich Tom kümmern. Könnt ihr mir den Gefallen tun und es keinem erzählen?" Es klang ehrlich besorgt. "Wenn sich das herumspricht, geht es hier rund auf der Insel." Die Freundinnen nickten. "Aber wir können ja nicht verhindern, dass jemand anders, das Mädchen sieht und vielleicht hierherkommt um nachzuforschen."

Mersad stand auf und strich den beiden noch mal über den Kopf. "Nein. Das könnt ihr nicht. Aber die Leute ziehen gerade alle um in unsere Scheune. Da sind sie noch einmal einen Kilometer weiter weg von euch. Ich hoffe einfach, dass das gut geht. Und passt gut auf euch auf. Bis dann.", verabschiedete er sich. Und Jurina und Ga'ilana winkten ihm noch nach, als er mit seinem klappernden kleinen Zug aus Elektrowagen und Anhänger, in Richtung Hof verschwand. Langsam gingen sie wieder zurück durch die Solarfelder. "Was meinst du macht Tom mit den Flüchtlingen?", wollte Jurina wissen. "Ich werde ihn fragen.", erklärte Ga'ilana fest.

1 Kommentar:

  1. Also der hat "Hübsche nachte Mädchen" gesagt und Jurina hat ihn verstanden? Also spricht sie französisch? Nee, sicher hat Ga'ilana ihr das übersetzt?

    Tja, die Beiden haben nun ein Geheimnis vor den anderen. Sicher kommt Thorsten auch noch zu Besuch, weil er sich die Sache ansehen will?

    AntwortenLöschen

Bitte beim Kommentieren höflich bleiben. Es gibt hier die Möglichkeit Anonym zu kommentieren, aber denke bitte kurz nach ob du das wirklich möchtest. Unterzeichne deinen Kommentar doch mit einem Pseudonym oder deinen Initialen, dass man weiß, welche Kommentare alle von dir sind. Oder noch besser, du nutzt nicht die Auswahl "Anonym" sondern "Name/URL" und lässt das Feld für die URL einfach frei. Dann wird dein Kommentar mit deinem selbst gewählten Namen angezeigt.

Vielen Dank.