Montag, 20. Dezember 2010

Noctambule: Rückblick - Die wahre Adaliz

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Sie hatte es tatsächlich geschafft, ihn auszutricksen und war verschwunden. Nach einer langen Nacht voller heißem, lautem und sehr fantasievollem Sex hatte er sich an sie gekuschelt und war so tief eingeschlafen, dass er ihr Verschwinden nicht bemerkt hatte.
Voller Misstrauen schoss er aus dem Bett, als er verschlafen ins Leere neben sich gegriffen hatte.
Rasch hatte er sich angezogen und war auf die Suche gegangen. Mehrere Stunden hatte er die verruchtesten Ecken der Stadt abgeklappert, ohne eine Spur von ihr zu finden. Er hielt sich im Schatten, immer wieder die Luft nach ihrem Geruch prüfend und sein Misstrauen stieg immer weiter. Warum sonst hatte sie sich heimlich davon geschlichen, wenn sie nicht erneut ein Fremdgehen plante? Er knurrte leise und sein Zorn stieg allmählich ins Maßlose.


Auf dem Weg zurück in ihr gemeinsames Haus schmiedete er Trennungspläne. Ihre höhnische Erpressung, dass er ohne sie hilflos sei auf seinem Weg zu einem reinen Vampir, war ihm inzwischen einerlei geworden.
Er glaubte schon längst nicht mehr daran, dass er sich verändern würde. Er sehnte sich viel mehr danach, andere Vampire zu finden und grübelte darüber nach ob Adaliz womöglich darauf achtete, dass er keinem begegnen konnte, als er den kleinen Park am Stadtrand erreichte.
Verwirrt blieb er stehen. Warum hatte er nicht schon früher an den Park gedacht? Ihr gurrendes Stöhnen erreichte sein feines Gehör und es durchfuhr ihn wie ein Messerstich. Zielsicher folgte er dem Geräusch und blieb im Schatten einer alten Eiche entgeistert stehen.

Vor ihm wälzten sich zwei Körper und der nackte Leib von Adaliz war für ihn unverkennbar.
"Ich werde dich zu einem von uns machen, George! Du wirst ewig leben, du wirst an meiner Seite sein und wir werden eine Menge Spaß haben. Willst du das?" Ihr Satz lähmte ihn und zum ersten Mal seit 49 Jahren fror er erbärmlich. Sie hatte ihn nicht nur betrogen, sie plante, sich einen neuen "Sklaven" zu erschaffen, den sie genauso gängeln würde wie all die Jahre ihn selbst.
Fassungslos sah er zu, wie Adaliz ihr scharfes Gebiss in den Hals des Mannes schlug, den sie George genannt hatte. George schrie und seine Beine zuckten in der hemmungslosen Ekstase, die ihr Biss bei ihm auslöste. Er wollte sie von ihm wegreißen, er wollte George vor diesem Biss schützen, er wollte weglaufen.. aber er konnte sich vor Schock nicht rühren, sondern starrte reglos auf die Szene vor sich.
Adaliz trank in tiefen Zügen, bevor sie sich von ihm löste und mit einem Stöhnen ihren Orgasmus ausklingen ließ. Sie biss sich selbst in ihr Handgelenk und packte Georges Kiefer. George stöhnte tief und wirkte apathisch. Sie hatte behutsam von ihm getrunken und ihren Fehler bei Armand nicht wiederholt.
"Trink, George! Mach den Mund auf!" befahl sie leise und zwang seine Kiefer auseinander. Mit leerem Blick starrte George sie an und ließ zu, dass ihr Blut in seinen Mund tropfte. Das war der Moment, der Armand aus seiner Starre riss.
"Nein!" Sein Fauchen erinnerte an einen Gepard, als er aus der Dunkelheit schoss und Adaliz von George herunterriss. Der schlanke Frauenkörper flog einige Meter weit über den Rasen, wo sie graziös abrollte und sofort auf die Beine sprang.
Trotzdem war sie nicht schnell genug. Armands Wut hatte die Kontrolle übernommen. Sie hatte sich gerade aufgerichtet, als die Wucht seines Aufpralls sie erneut von den Füßen riss. Ihre Fänge gruben sich schmerzhaft in seine Schulter, als er sie umwarf. Er brüllte auf, riss sie von sich weg und packte ihre Kehle. Weiß im Gesicht vor Zorn drückte er sie auf den Rasen und starrte ihr blutverschmiertes Gesicht an.

Sie hatte jede Schönheit für ihn verloren. Unbeeindruckt starrte er in ihre grünen, schillernden Augen und auf ihren zum Biss abgerissenen Mund. Seine kräftige Hand drückte sie an der Kehle auf den Boden, mit der anderen fing er ihre zuschlagenden Hände ein.
Sie zerkratzte sein Gesicht, bevor er sich auf eine Hand knien konnte und die andere festhielt. Aber noch immer zappelte sie fauchend und Armand drückte ihre Kehle noch stärker zu.
"Du mieses, hinterhältiges, verkommenes Dreckstück!" knurrte er gefährlich leise vor ihrem Gesicht. Adaliz verzerrtes Gesicht verzog sich zu einem hämischen Grinsen.
"Verschwinde aus meinem Leben, du Bauer!" krächzte Adaliz mit bösartigem Funkeln. "Du widerst mich an!" Armands Augen glitzerten hell auf. Endlich sah er sie wie sie wirklich wahr. Wie hatte er so blind sein können?

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