Mittwoch, 29. Dezember 2010

Noctambule: Ein Butler als Vermittler

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule

Sie hatte das Bewusstsein diesmal nicht verloren. Sie spürte den kurzen Schmerz seiner scharfen Zähne und sofort danach setzte diese unerklärliche Lust ein, die ihren ganzen Körper schüttelte. Sein Biss währte nicht lange.
Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er weiter machte, doch löste er seine Zähne nach kurzer Zeit behutsam aus ihrem Fleisch und legte seine Lippen auf die kleinen Bissstellen. Sie konnte fühlen, wie sich ihre Wunden unter seinem Atem zu schließen begannen und die Blutung stoppte. Sanft zog seine Zunge die letzten Tropfen Blut von ihrer Haut, dann ließ er sie los und zog sich von ihr zurück.


Anya rang mit sich und schaffte es tatsächlich, ihre Schluchzer im Zaum zu halten und sich selbst zu zügeln. Ihre Qual äußerte sich nur in ihrem Stöhnen und dem keuchenden Atem. Als sie spürte, wie er ihren Zopf zu lösen begann, um ihrem Kopf mehr Freiraum zu geben, versuchte sie auch noch den Atem besser zu kontrollieren. Dankbar hob sie den Kopf ein wenig und lehnte ihn an den gestreckten Oberarm. Er befestigte den Zopf wieder an dem Haken, aber lockerer. Dann erst nahm er sie von der Kette herunter, ohne ihre Hände, deren Manschetten noch immer miteinander verbunden waren, zu befreien.
Die ganze Zeit wartete sie bebend darauf, in seine Arme geschlossen und an seine Brust gedrückt zu werden. Aber als er sie von der Kette nahm, stützte er sie nur mit einem Arm und achtete darauf, dass sie nicht hinfiel. Wieder verzog sie das Gesicht vor Anstrengung, ihre Tränen zu unterdrücken. Er hatte sich offenbar von ihr zurückgezogen und sie hatte keine Ahnung, wie sie ihn zurückgewinnen konnte.

Armand hielt die kleine Frau in seinem Arm und führte sie behutsam zu dem Käfig. Als er sein Gesicht zu ihr herunter senkte und sie besorgt musterte, hatte sie die Augen gesenkt und das Gesicht verzerrt. Er führte das auf den Haken zurück, der sich beim Gehen natürlich bemerkbar machte und auch auf das Brennen ihrer Striemen.
Bedauernd hatte er bemerkt, dass sie sich nicht komplett an ihn gelehnt hatte. Dieses winzige Zeichen hätte ihm genügt, um sie fest in den Arm zu schließen. So aber befürchtete er, dass sie sich völlig von ihm gelöst hatte und sich lediglich mit ihrer Situation abzufinden versuchte. Er ärgerte sich über sich selbst und zerrte die Tür des Käfigs ruppiger auf, als eigentlich geplant.

Anya zuckte leicht zusammen und ließ sich stöhnend von ihm hineinbugsieren, nachdem sie auf die Knie gesackt war. Stehen konnte sie in dem Käfig nicht, also beschloss sie, sich gleich seitlich zu legen und die Beine anzuziehen, auch wenn der Haken noch immer in ihrem Hinterteil steckte und durch die Krümmung überdeutlich zu spüren war. Mühsam suchte sie eine halbwegs bequeme Position und verdeckte das Gesicht mit ihren gefesselten Händen. Armand schloss schweigend den Käfig und verließ den Raum. Als die Tür sich schloss, brach sie in hemmungsloses Schluchzen aus.


Der Butler Maurice hatte seine neue Herrschaft als pikant und interessant eingestuft. In seinem Beruf hatte er bereits viele Herrschaften erlebt und es gab nichts, was ihn noch verwunderte. Aber die Lebensweise seines neuen Dienstherren unterschied sich auf spannende Weise von der aller anderen.
Dieser große, sehr schweigsame Mann schien eher ein Nachtmensch zu sein. Nur selten begegnete er Monsieur Sartous tagsüber und neue Anweisungen erhielt er nur, wenn er gegen Abend zu ihm bestellt wurde.
Die kleine Frau mochte er auf Anhieb. Sie war rührend scheu und natürlich. Immer hatte sie ein schüchternes Lächeln für ihn übrig und fast schien es so, als würde sie sich innerlich bei jeder Begegnung dafür entschuldigen, dass sie etwas von ihm brauchte. Sie wusste seine Dienste durchaus zu schätzen und das wiederum sicherte ihr seine unbedingte Loyalität.
Mit väterlichen Gefühlen beobachtete er, wie sie an Armand zu hängen schien. Ihre Blicke waren voller Hingabe und ihr Gesicht leuchtete jedes Mal auf, wenn er ihr seine Aufmerksamkeit widmete.
Maurice wagte zu bezweifeln, dass ihr ihre eigenen Gefühle klar waren. Wenn Maurice sich am späten Abend in sein gemütliches Zimmer unter dem Dach zurückzog, überlegte er bei einem Gläschen Wein oft, wann die beiden wohl endlich heiraten würden. Es geziemte sich nicht, unverheiratet unter einem Dach zu wohnen. Und dass die beiden ein Paar waren, sah ja wohl jeder. Maurice sah es auf jeden Fall, auch wenn er in der Küche jedes Mal mit strengster Miene jedes Getuschel unterband.
An diesem Abend hatte Maurice recht verwirrt bemerkt, wie verstört Anya ihr Essen zu sich nahm. Er vermutete einen Streit der beiden. Nachdem er Armands Umschlag auftragsgemäß auf ihrem Teller drapiert hatte und ihr blasses Gesicht bemerkte, war er sich sogar sehr sicher. Sie tat ihm ein wenig leid. Die jungen Leute schienen beide unter einem tiefen Missverständnis zu leiden. Maurice hasste Missverständnisse. Sie führten zu einer gedrückten Stimmung im Haus, die sich immer auf das Personal übertrug.

Er vermutete die Herrschaften schlafend, als er in der Küche die letzten Lampen löschte und beschloss, selbst zu Bett zu gehen, als er Armand in langen Schritten den Salon ansteuern hörte. Mit einem resignierten Seufzen stellte er seinen Kerzenleuchter wieder auf den Tisch und zupfte seine Kleidung noch einmal in korrekte Formen. Dann atmete er tief durch und begab sich zum Salon. Nach einem kurzen Anklopfen trat er ein.

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