Samstag, 5. November 2011

Versteckspiel

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe starrte Nadja völlig entgeistert an. "Aber ich möchte mit dir darüber reden.", protestiert er ziemlich patzig. Nadja nagte an ihrer Unterlippe Joe meinte es doch gewiss nur gut mit ihr, wie konnte sie ihn so zurückweisen? Aber sie hatte heute schon Mary abgewiesen, warum sollte sie bei Joe jetzt einknicken? "Ich rede aber nicht mit dir darüber. Wenn du reden willst, mach es allein.", polterte sie zurück und ließ Joe nun tatsächlich einfach stehen und ging aus dem Zimmer und ließ die Türe hinter sich einen Tick zu laut ins Schloss fallen.

Völlig entgeistert starrte Joe ihr hinterher. So aufgewühlt hatte er Nadja noch nie gesehen. Sie war ja immer eher zurückhaltend und aufbrausendes Temperament gehörte nun nicht gerade zu ihren üblichen Charakterzügen. Und nun hatte sie ihn hier einfach sitzen gelassen und war mit einer knappen Ansage verschwunden. Joe wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Er brauchte einige Sekunden um sich selbst zu sammeln und stand dann auf um Nadja hinterher zu gehen. Er legte die Hand auf den Türknauf und zögerte.

Sie war doch genau verschwunden, weil sie nun gerade nicht mit ihm reden wollte. Sollte er vielleicht doch lieber bis zum Abendessen warten, bis sie sich etwas beruhigt hatte, und sie dann erneut ansprechen? Aber jetzt gerade war auch die Chance günstig. Jurina war noch nicht wieder da und es hatte ihn ganz schön überwindung gekostet, dieses eine mal, das Problem anzusprechen. Warum nun also aufgeben? Mutig öffnete er nun die Türe und sah sich auf dem Flur um. Nadja war nirgends zu sehen. "Nadja?", rief er etwas verstört.


Nadja war über den Flur gehuscht und im Personaltreppenhaus verschwunden. Sie wusste gar nicht so recht, wo sie hin wollte. Eigentlich wäre sie lieber wieder allein ihrem Zimmer gewesen, aber da saß ja nun Joe herum und beharrte darauf, über etwas zu sprechen, worüber sie nun partout nicht reden wollte. Warum konnte er das nicht akzeptieren? Sie musst doch nicht alles vor ihm ausbreiten. Zitternd drückte sie sich zwischen den Stockwerken in die Ecke des Treppenhauses und hoffte, dass nun nicht gerade Geoffrey oder Maricruz hier langgehen würden.

Nadja benutzte das Personaltreppenhaus öfter. Sie fand es witzig, einfach so zwischen den geschickt bemalten Wänden zu verschwinden. Außerdem stellte es zum Esszimmer eine beträchtliche Abkürzung dar und es machte ihr nichts aus durch die Küche zu gehen. Joe dagegen benutzte es nie. Daher hoffte Nadja darauf, dass er jetzt gerade auch nicht darauf kam und sie woanders suchen würde. Aufmerksam lauschte sie und hörte nach einigen Augenblicken, wie er aus ihrem Zimmer kam und nach ihr rief. Sie widerstand dem Reflex sich zu melden und presste sich weiter stumm in die Ecke.

Immer noch klopfte ihr Herz wie wild. Die bohrende Art von Joe hatte sie schrecklich aufgewühlt und sie bekam ihre Gedanken einfach nicht sortiert. Aber jetzt gerade lauschte sie einfach nur aufmerksam nach den Geräuschen auf dem Flur. Nach dem einen Ruf war nichts mehr zu hören gewesen. Endlich rührten sich Schritte auf dem Flur. Sollte er doch ins Personaltreppenhaus gehen, könnte sie immer noch richtung Keller verschwinden.


Joe stand ratlos auf dem Flur. Allein hier im ersten Stock gab es neben Nadjas Zimmer, dem großen Schlafzimmer und seinem Arbeitszimmer noch zwei weitere Gästezimmer. Die meisten davon mit begehbaren Kleiderschränken und eigenem Badzimmer. Im Stockwerk darüber waren nicht weniger als fünf Personalzimmer von denen ja nur zwei bewohnt waren und im Erdgeschoss gab es Esszimmer, Wohnzimmer, Wintergarten, und so weiter. Ihm wurde gerade schmerzlich bewusst, dass es ein völlig aussichtsloses Unterfangen war, Nadja hier zu suchen. Wenn sie nicht gefunden werden wollte, würde es in eine Posse ausarten, sie zu finden.

Etwas verzweifelt schaute er sich noch einmal um. "Nadja? Wenn du mich hörst, komm doch bitte wieder raus.", meinte er halblaut und hoffte im gleichen Augenblick, dass weder Geoffrey noch Maricruz das gehört hatten. Dann ging er langsam und gemessenen Schrittes die Treppe hinunter. Vielleicht war sie ja nur bis ins wohnzimmer geflüchtet und hatte ihn nicht gehört. Auch wenn er sich da wenig Hoffnung machte.

3 Kommentare:

  1. Soooo... nun rennt sie also nicht mehr nur verbal davon, sondern auch körperlich.
    Nun bin ich gespannt, wie lange sie das Spielchen durchhält. Sie ist gerade richtig gefangen in dem Gedanken "niemand versteht mich" und "niemand respektiert meine Wünsche". Damit hat sie sogar Recht, aber es liegt ja an ihr, das zu ändern.
    Aber dafür müsste man auch mal über die Gefühle reden, die einen so aufwühlen.
    Mary ist meiner Meinung nach gar nicht Schuld an der Sache. Die will einfach helfen und wird abgewiesen. Ich bleibe jedenfalls dabei, Nadja braucht professionelle Hilfe oder ne Tracht Prügel :)

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  2. Wie wäre es eigentlich, wenn Joe mal Thorsten anspricht und fragt was mit Nadja geschehen ist? Schließlich wurde er nie richtig darüber aufgeklärt, warum die Mädchen auf Arramoa sind. Also das wäre jetzt die letzte Möglichkeit etwas herauszufinden, wenn weder Jurina noch Nadja mit ihm darüber sprechen.

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  3. Warum sollte nadja jetzt eine Tracht Prügel kriegen. Das würde noch stärkere psychische Störungen hervorrufen. Nadjas kleine Seele wär vollkommen durcheinander. Sie würde sich fragen warum sie bestraft wurde und wofür. Sie wollte doch nur nicht über ihre schreckliche Vergangenheit reden und einfach alleine sein. Ihr dafür denn Hintern zu versohlen wäre Verstörend für sie.

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