Sonntag, 6. November 2011

Verbissen

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja presste sich stumm in die Ecke des Treppenhauses. Als sie hörte, wie Joes Schritte die Treppe hinunterliefen, entspannte sie sich langsam. Lautlos ging sie zurück nach oben in den Flur und huschte in ihr Zimmer und schloss die Türe hinter sich so leise wie möglich. Hier würde Joe vermutlich nicht so schnell nach ihr suchen. Sie atmete tief durch und lehnte sich von innen an die Türe, als müsste sie etwas boshaftes draußen halten. Langsam sackte sie an der Türe herunter, bis sie auf dem Boden davor saß.

Einmal mehr übermannten sie nun ihre Gefühle und sie stützte das Gesicht in die Hände. Tränen quetschten sich aus den Augenwinkeln und rannen noch ehe der erste Schluchzer zu hören war, in Rinnsalen über die Wangen. Wütend wischte sie mit dem Ärmel ihres Oberteils die kleinen Bäche von den Wangen und versuchte sich zu beherrschen. Dochder Strom schien einfach nicht enden zu wollen. Energisch stand sie auf und schleppte sich vom Schluchzen geschüttelt an den Schreibtisch um mit dem Hausaufgaben weiter zu machen.

Sie wollte nicht an Deutschland denken. Sie wollte nicht an Boris denken und an das was damals passiert war. Und schon gar nicht wollte sie an Mary denken, die mit einer Vehemenz, die ihresgleichen suchte, Nadja daran erinnerte, was sie damals hatte durchmachen müssen. Aber der Plan misslang. Statt konzentrierter Arbeit starrte sie nur auf das Papier und konnte durch die stetig fließenden Tränen fast nichts sehen. Tropfen rannen vom Gesicht und klatschten auf das sorgfältig beschriebene Papier. Dennoch wischte sie immer wieder energisch die Augen trocken und brachte ein paar Sinnlose Sätze zu Papier.


Joe schaute sich einmal oberflächlich im Wohnzimmer und im Esszimmer um. Wenn Nadja nicht gefunden werden wollte, dann würde er sie auch nicht finden. Dafür war das Haus einfach viel zu groß. Seufzend ließ er sich auf das Sofa fallen. Dann sprang er doch noch einmal auf und ging in die Küche. Hier werkelte eine überraschte Maricruz am Abendessen. Aber auch sie hatte Nadja nicht gesehen. Seufzend ging er zurück nach oben und wieder in Richtung seines Arbeitszimmers. Vielleicht könnte er wenigstens ein wenig von der Arbeit nachholen, die er für das geplante Gespräch hatte liegenlassen.


Jurina saß endlich im Taxi. Die ersten zehn Taxifahrer hatten sich schlichtweg geweigert den Kinderwagen zu transportieren. Aber ein netter älterer Mann, offensichtlich aus dem Arabischen Raum, hatte sich erst abfällig über die Kollegen geäußert und dann sorgfältig das Untergestell im Kofferraum verstaut und danach die Babyschale ebenso gewissenhaft angeschnallt. Jurina saß gemütlich auf der Rückbank und war froh, dass ihr der Code für die Schranke wieder eingefallen war. Zu Hause würde sie Nadja noch schnell vorwarnen, dass Joe sich Sorgen machte. Und dann würde sie sich hoffentlich aus dieser etwas unsäglichen Aktion ein für allemal heraushalten können.

1 Kommentar:

  1. Oh Mann! Die eine flüchtet sich in sinnlose Hausaufgaben, der andere flüchtet sich in Arbeit.

    Schon blöd, wenn man so ein großes Haus hat :) Und zum Versteck spielen scheint Joe so gar keine Lust zu haben. Aber er sollte allmählich mal auf die Idee kommen, dass da etwas Ernsteres dahinter stecken könnte als nur ein Streit zwischen Freundinnen.
    Dennoch glaube ich inzwischen nicht mehr daran, dass Joe seiner Nadja zu helfen vermag. Er ist zu schüchtern, zu unwissend und vor allem zu ängstlich, etwas falsch zu machen. Schade eigentlich. So ein gestandener Geschäftsmann, aber in der gefühlswelt ist er einfach nicht zu Hause.
    Wenigstens hat Jurina mit den blöden Taxifahrern eine gute Ausrede, warum sie nadja nicht vorwarnen konnte ;-)

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