Dienstag, 24. April 2012

Noctambule III - In letzter Sekunde

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

Miriams Körper wurde von einer einzigen Gänsehaut überzogen. Stocksteif saß sie auf dem Sofa und spürte die Hände Lechaivres unangenehm fest an ihrem Hals. Die Berührung alleine war ihr schon zuviel, verstärkt wurde das Ganze aber noch zusätzlich durch seine Lippen an ihrem Ohr. Angst und Widerwillen stiegen wie Übelkeit in ihr auf und vermischten sich mit kopfloser Panik.
"Und versuch gar nicht, mir etwas vorlügen zu wollen. Die Zeit deiner kleinen Lügen ist nun vorbei."


Sein Atem an ihrem Ohr verursachte heftigen Ekel in ihr. Mit plötzlicher Gewissheit war ihr klar, welche Fragen er ihr stellen wollte. Es ging nicht mehr um ihre Zurückweisung, es ging eindeutig um Anya, Armand und Sergej! Gleichzeitig wusste sie ganz sicher, dass sie ihn nicht mit ihren kleinen Ausflüchten und Lügen überzeugen konnte. Was würde er tun, wenn er wütend wurde? Wer konnte ihr helfen?
Ihr fiel die kleine Glocke ein, die Amanda immer neben dem Sofa stehen hatte, um Louis zu rufen und ihr Kopf bewegte sich leicht, um sie zu finden.
Als sie aufsprang, überraschte sie ihn kurz und so konnte sie sich aus seinem Griff befreien. Er versuchte, sie zurückzuziehen, doch riss lediglich ihr Mieder auf und legte ihre Schulter frei. Miriam kam hoch, stolperte und verlor Zeit.
Als sie die Hand nach der Glocke ausstreckte, hatte sich Lechaivre bereits nach vorne geworfen und ihr Handgelenk gepackt. Wütend riss er sie zurück, sodass sie wieder auf das Sofa fiel. Lechaivre flankte über die Lehne und lag nun halb auf ihr. Miriam begann kopflos, auf seine Brust zu hämmern, bis Lechaivre es gelang, ihre Hände einzufangen und festzuhalten. Grinsend starrte er auf sie hinunter, sein ganzes Gewicht rücksichtslos auf sie pressend.
"Ich wusste, dass du eine temperamentvolle, junge Stute bist. Du hast deinen Butler ins Bett geschickt, Miriam. Ich konnte es hören! Niemand wird dir helfen! Ich werde dich zureiten, du Flittchen! Besser als dein heimlicher Liebhaber!" raunte er und genoss ihre schreckgeweiteten Augen. Ihr Strampeln nützte ihr nicht viel, als er mit einer Hand ihre Arme fixierte und mit der anderen das bereits halb aufgerissene Mieder weiter zerriss, gierig auf die jungen Brustansätze starrend, die er freilegte. Vergessen waren alle seine Pläne und Vorsätze. Jetzt bot sich gerade eine viel spannendere Chance.
"Wir werden uns dabei unterhalten, nicht wahr? Du erzählst doch bestimmt gerne, was dein Liebhaber so alles mit dir macht! Wie sind die Russen im Bett? Halb so gut wie die Franzosen? Oder hast du noch keine Vergleiche? Dann werde ich dir helfen. Du wirst sehen, danach willst du keinen Russen mehr sehen. Wir Franzosen sind die Besten!" Miriam bekam seinen Redeschwall nur zur Hälfte mit. Tränen der Verzweiflung und Angst brachen aus ihr heraus während sie mit ihrem ganzen Körper versuchte, den Mann von sich zu werfen und ihn daran zu hindern, sie zu berühren. Sein Gewicht presste ihr die Luft aus den Lungen sodass sie kaum genug Luft zum Schreien hatte.
Verzweifelt bäumte sie sich auf, bekam endlich Luft und riss den Mund zu einem gellenden Schrei auf, doch schon bevor sie den ersten Ton herausbekam, presste sich seine Hand auf ihren Mund und raubte ihr fast die Möglichkeit, überhaupt zu atmen. Sie bekam einen Fuß frei und riss ihn hoch, um irgendwie auf seinen Rücken eintreten zu können. Sie traf ihn nicht, doch ihr Gestrampel bewirkte, dass beide krachend vom Sofa auf den Parkettboden fielen.

Miriam landete halb auf ihm, wandt ihre Hände frei, griff sofort nach seinem Handgelenk und zerrte mit aller Kraft die Hand von ihrem Mund fort. Doch Lechaivre packte sie hart in den Haaren und riss sie seitlich herunter. Sie stieß einen Schmerzschrei aus, als ihr Kopf auf den Boden schlug und spürte, wie er sich mühelos aus ihrem Griff befreite. Wieder presste er ihren Mund zu und rollte auf sie. Ihr Kopf dröhnte von dem Aufschlag, während sie immer panischer wurde.
Die Tränen in ihren Augen ließen nur ein verschwommenes Bild zu, doch prägte sich ihr sein Gesicht als grinsende Fratze ein, die sich nun über sie beugte, während irgendwo im Raum Glas zersplitterte. Dann plötzlich veränderte sich alles.

Die Fratze verschwand und sie bekam wieder Luft zum Atmen. Ohne den Grund ihrer plötzlichen Freiheit zu erkennen, stieß sie sofort gellende Schreie aus, dann erst sah sie, wie Lechaivre förmlich von ihr weg glitt und krachend gegen die deckenhohe Fensterscheibe flog. Splitternd zerbarst das Glas direkt neben dem anderen Fenster, das Sergej bei seinem Sprung ins Zimmer hinein zerstört hatte und ein kalter Luftzug entstand, als Lechaivre durch das Fenster hinaus in den Garten krachte.
Miriams Schrei erstarb, als sie Sergej erkannte, der ihr nur einen flüchtigen Blick zuwarf. Dann, sicher dass sie unverletzt war, wandte er sich mit maskenhaft starrem Gesicht dem zerborstenen Fenster zu und war mit einem Satz hindurch in der Dunkelheit des Gartens verschwunden.

Lechaivre war benommen, aber das Gefühl der nahenden Gefahr trieb ihn mit schmerzvollem Stöhnen auf die Beine, wobei seine Perücke vollends vom Kopf herunterrutschte und achtlos im Gras landete. Gerade als er sich torkelnd aufrichten wollte, wurde sein Kopf an den Haaren heftig hochgerissen und eine steinharte Faust donnerte gegen sein Kinn.
Der Schmerz explodierte in seinem Schädel und er bemerkte nicht einmal, dass der Schlag ihn weit nach hinten warf. Lediglich der erneute Aufprall auf dem Rasen und der kurze Moment, der ihm die Luft aus den Lungen presste, machten ihm bewusst, was geschehen war.
Sergej gab Lechaivre keine Sekunde Zeit, sich zu sammeln. Wieder war er bei ihm, riss ihn am Kragen der Jacke hoch und stellte ihn wie eine Puppe auf die Beine. Noch immer war sein bleiches Gesicht unverändert steinern und die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen gepresst, als er seinen Kopf ganz dicht vor Lechaivre brachte.
"Nur damit du weißt, wer dich gerade zusammenschlägt, du armseliges Stück Scheiße! Ich bin Sergej Komarov!" Erneut krachte die Faust in das blutende Gesicht des Franzosen und brach die Nase.
Sergej hatte Lechaivre nicht losgelassen. Sofort hämmerte er seine Faust schmerzhaft genau auf die Leber, eine Sekunde danach auf die Milz und da sein Opfer zusammenzusacken drohte, zog er ihn wieder hoch und traf das Kinn. Doch diesmal ließ er ihn los und sah hinterher, wie der Mann auf den Rasen flog. Lechaivre wälzte sich stöhnend auf den Bauch, doch ihm blieb keine Zeit, sich dem Schmerz hinzugeben.
Sein Gegner schien über unmenschliche Kräfte zu verfügen. Erneut packte ihn die Hand am Kragen und zerrte ihn hoch. Sein Hemd schnürte ihm am Hals die Luft ab und brachte ihn zum Röcheln. Eilig versuchte er, auf die Beine zu kommen, um den Zug am Hals zu verringern, doch kaum stand er, als er schon herumgeschleudert wurde und die Faust auf seinem Jochbein landete. Er hörte das Splittern der eigenen Wangenknochen und spürte den Aufprall nicht mehr, mit dem er wieder auf dem Boden landete.
Sergej setzte hinterher, kniete halb über dem Bewusstlosen, packte den Schopf des Mannes und hob den Kopf an. Seine rechte geballte Hand holte weit aus, bereit mehrfach zuzuschlagen. Dabei entblößte er fauchend sein scharfes Gebiss obwohl ihm nicht danach war, seinen Widersacher auszusaugen. Er wollte das Gesicht einfach nur zu Brei schlagen und ihm dann noch das Genick brechen.

1 Kommentar:

  1. Sergej... Nicht unerwartet und von Miriam geradezu sehnlich erwartet.

    Die Aktion wirft ein neues Licht auf Lechaivre. Naja, vielmehr beleuchtet sie einen Aspekt, den er bislang noch nicht hatte zeigen dürfen.
    Er ist noch viel mehr ein Schwein, als ich befürchtet hatte. Und er ist geradezu krankhaft eifersüchtig. Aber das passt in seine selbstgefällige Art.

    Nun ist Sergej aber auch ziemlich heisspornig geworden. Er entblößt Lechaivre gegenüber sein Gebiss. Er muss sich ziemlich sicher sein, dass auch niemand zusieht.

    Das ist jedenfalls noch nicht vorbei.

    Liebe Grüße
    Joe

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