Mittwoch, 25. April 2012

Noctambule III - Bald für immer...

Dies ist ein Kapitel aus KayGees Noctambule Band Drei. Für eine Inhaltsübersicht zu bereits veröffentlichten Inhalten schaut doch bitte hier: Inhaltsübersicht Noctambule III

"Monsieur!! Es ist genug!" Eine Hand rüttelte ihn an der Schulter und jemand wiederholte diesen Satz mehrere Male. Die Stimme und das Rütteln weckten ihn aus seiner Rage und er schnaufte tief durch, nur widerwillig die Hand senkend. Eilig schloss er seinen Mund wieder, bevor er aufsah und das besorgte Gesicht des Butlers erkannte.
Louis, nur in Hemd und Hose gekleidet, hatte den Tumult gehört und war Hals über Kopf aus seinem Zimmer in den Salon gerannt, wobei er die verstörte Köchin fast über den Haufen gerannt hatte, die mit einem Kerzenständer bewaffnet angeschnauft kam.


Da die Köchin sich sofort mit lautem Gezeter um die verstörte Miriam kümmerte, eilte Louis durch die Glastrümmer hindurch in den Garten und rüttelte nun beherzt an Sergejs Schulter, bis er sicher sein konnte, dass dieser aus seinem Kampfrausch erwacht war.
"Er ist schon bewusstlos!! Es ist genug, Monsieur!" wiederholte er eindringlich, trat aber einen respektvollen Schritt zurück, nachdem er das wütende Gesicht Sergejs gesehen hatte. Noch einmal schnaufte Sergej, dann stieß er Lechaivres Kopf zurück in den Rasen und richtete sich auf, wobei er seine Schultern ruckend lockerte und versuchte, sich selbst wieder unter Kontrolle zu bringen.
"Schon gut, ich habe es gemerkt!" grunzte er ohne den Blick von dem entstellten Gesicht Lechaivres zu heben. "Louis, du siehst zu, dass du den Nachtwächter hier im Viertel findest und er die Garde benachrichtig. Jemand sollte einen Arzt holen, der sich um Mademoiselle kümmert!" befahl er.
Der Butler zögerte. Nicht, weil er den Befehlen nicht gehorchen wollte, sondern weil er noch immer bezweifelte, dass Sergej den Bewusstlosen nun in Ruhe lassen würde. Doch als Sergej seinen Blick düster auf Louis richtete, nickte er hastig und verschwand im Haus.

Er konnte Miriams Weinen hören und auch das beruhigende Gemurmel einer Frau. Nur zu gerne wäre er zurück zu Miriam gelaufen, doch wollte er Lechaivre nicht aus den Augen lassen. Kurzerhand packte er Lechaivre an den Beinen und zerrte ihn über den Rasen wieder zurück zum Haus.
Um ihn nicht durch die Glasscherben zu ziehen, ließ er schließlich die Beine los und packte die Arme, um wenigstens den Oberkörper vor Schnittverletzungen zu bewahren.
Kaum hatte er den Salon betreten, als er Lechaivre einfach fallen ließ und zu Miriam hastete. Das Mädchen kauerte mit zerrissenem Mieder und aufgelöster Frisur weinend an der üppigen Brust der Köchin, die neben ihr kniete, sie an sich drückte und mit beruhigendem Gemurmel zu beruhigen versuchte.
Miriam war völlig aufgelöst. Das Weinen schüttelte ihren Körper, der Schock ließ sie zusätzlich am ganzen Körper zittern. Doch kaum hatte sie Sergejs Schritte gehört, als sie den Kopf hob und mit so verschrecktem, ängstlichem und hilflosem Blick zu ihm aufsah, dass Sergej alles andere um sich herum vergaß.

Mit wenigen Schritten war er bei ihr und hob sie behutsam in seine Arme. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und presste sich an ihn. Er sank mit seiner geliebten Last auf das Sofa, hielt sie jedoch weiterhin fest auf seinem Schoß und in seinen Armen.
"Alles ist gut. Du bist in Sicherheit!" murmelte er ruhig und bedeutete der Köchin mit Blicken, ein Glas mit Wasser zu füllen. Hilfsbereit reichte sie ihm das Glas und sah händeringend zu, wie er Miriam das Glas an die Lippen hielt.
"Trink, meine Süße. Das hilft." Miriam ließ sich das Wasser einflößen und versteckte ihr Gesicht sofort wieder in seiner Schulter. Während Sergej seine Arme um sie schlang und sie fest an sich drückte, blickte er zu der Köchin auf.
"Wo bleibt der Arzt? Du bringst mir eine Decke für Mademoiselle und schaffst diesen Quacksalber ran!" befahl er ruhig aber bestimmt. Die Frau knickste und hastete hinaus, während Sergejs Blick sich wieder auf den bewusstlosen Lechaivre senkte. Erneut musste er tief einatmen. Wie gut, dass er sich beeilt hatte, zu Miriam zu kommen und nicht noch gejagt hatte. Um ein Haar hätte er Lechaivre getötet und noch immer hatte er große Lust dazu.
Doch so war es viel besser. Lechaivre würde vielleicht noch dank seiner Beziehungen und seines gesellschaftlichen Status glimpflich aus der Anklage heraus kommen. Doch seine Laufbahn war hiermit beendet und Madame würde ein Übriges veranlassen, um diesen Bastard aus Marseille zu vertreiben. Hätte er ihn getötet, wären nun mächtige Schwierigkeiten auf ihn und Miriam zugekommen.
Eine Befragung Miriams würde er nicht verhindern können, doch baute er massiv auf Madame Dubrés und ihre burschikose Art, mit der sie Miriam vor allzu viel Rummel würde schützen können. Nun war die Zeit der Pläne vorbei. Nun musste gehandelt werden. Seine Arme rückten Miriam noch enger an sich heran und seine Wange legte sich sanft auf ihren Kopf.
"Meine arme Kleine. Du musst wirklich viel ertragen. Aber bald bleibst du für immer bei mir. Das verspreche ich dir!"

1 Kommentar:

  1. Das wird aber eine lustige Fragerunde geben.

    Der Chef der Garde liegt kranknhausreif geprügelt auf dem Boden. Ein Vergewaltigungsvorwurf steht im Raum und was hatte Sergej eigentlich vor den Fenstern zu lungern. Unverkenbar liegen die Scherben des einen Fensters wohl IM Raum.

    Und es amüsiert mich, dass Sergej einen Arzt für Miriam haben will, die lediglich ein bisschen hysterisch ist. Lechaivre scheinter zuzutrauen, dass er allein wieder aufwacht.

    Und nun hat er sich also, dank des Butlers, vor großem Schaden bewahrt. Es sind genügend unaufgeklärte Morde passiert. Der Tod Lechaivres würde da sicherlich nicht gerade zur Beruhigung beitragen.

    Allerdings war er offensihtlich nicht unbeobachtet. Ich hoffe nur Louis hat im Dunkel das Gebiss nicht gesehen.

    Liebe Grüße
    Joe

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