Samstag, 14. April 2012

Die Tagesordnung

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Guten Morgen zusammen.", gab Joe den höflichen Gruß ab, als er den Raum betrat. Der ein und andere Gruß schallte ihm zurück. Der riesenhafte Tisch in der Mitte war noch völlig verwaist. Alle standen noch locker in kleinen Grüppchen im Raum und bedienten sich an diversen Stehtischen mit Getränken. Als Malcquin, der Vorsitzende, ihn sah nickte er freundlich. "So, meine Herren, meine Dame, wir sind dann vollzählig und wenn Sie bitte Platz nehmen würden?", rief er mit seiner sonoren Stimme in den Raum.

Die Gespräche ebbten nur langsam ab und in einem großen Gewusel wandte man sich dem Tisch zu und alle suchten ihre Plätze auf. Die Sekretärinnen, die den Raum vorbereitet hatten, hatten wie üblich die Namensschilder verteilt. Der Aufsichtsrat umfasste 28 Leute, von denen bei jeder Sitzung irgendwer wechselte. Da war es nötig, dass man kennzeichnete, wer nun wohin gehörte. Doch die mühevolle Arbeit wurde ein wenig torpediert, dadurch, dass Leute, die sich kannten, sich dennoch nebeneinander setzten und so begann ein wildes Gerücke und Geschiebe der Namensschilder.

Malcquin und Joe hatten es da deutlich einfacher. Sie saßen jeweils an den Enden des langen Tisches. Endlich wurde es still. Malcquin hatte sich erst gar nicht hingesetzt sondern erhob im Stehen seine Stimme. "Schön, dass alle da sind. Ich erkläre diese Vorstandssitzung nun für eröffnet.", begann er mit seiner üblichen Begrüßung. Joe blieb entspannt in seinem bequemen Sessel sitzen und lauschte mit einem halben Ohr der kleinen Eröffnungsrede. Zwei neue Mitglieder wurden vorgestellt und es gab einen Todesfall unter den ehemaligen Mitgliedern zu beklagen. Endlich setzte er sich. "Lassen Sie uns nun zum ersten Tagesordnungspunkt kommen.", schlug er vor.

Mr. Hill hob die Hand. "Mr. Malcquinn ich würde gern den vierten Tagesordnungspunkt vorziehen. Vielleicht ist der Rest der Sitzung danach ja obsolet?" Joe gab sich Mühe neutral zu gucken. Der vierte Punkt auf der Liste war klar formuliert: 'Jüngste negative Berichterstattung über das Vehältnis des CEO zu einer Minderjährigen' Malcquin zuckte die Schultern: "Das halte ich für stark übertrieben.", machte er seinen Standpunkt deutlich. Hills Forderung hatte ja nun offensichtlich darauf abgezielt dass vielleicht nach der Besprechung dieses Punktes sich die Sitzung eher um die Suche nach einem neuen CEO drehen könnte.

"Ich nicht!", beharrte Hill und ein paar ander stimmten ihm ebenfalls murmelnd zu. Etwas hilflos sah Joe zu Saltstone hinüber. Der jedoch verzog keine Miene. Er hatte sich allerdings bei der Forderung zurückgehalten. "Also dann.", willigte Malcquinn ein, "Kommn wir also zu Punkt vier.", erklärte er und tippte auf seinem Laptop herum um die entsprechenden Folien der Präsentation herauszusuchen. Joe lief eine Gänsehaut über den Rücken. Einerseits brauchte er nun nicht eine Stunde lang auf das Urteil zu warten. Andererseits zeigte Hills Antrag, wie ernst er die Sache nahm und die Zustimmung von anderen war keineswegs etwas, dass er hatte hören wollen. Auf dem Päsentationsschirm erschien eine Zusammenfassung der Überschriften.

1 Kommentar:

  1. Wie ich es befürchtet hatte! Joe nutzt es aus, nicht nur die Sitzung in die Länge zu ziehen, sondern uns damit auch noch länger auf die Folter zu spannen, was das Ergebnis betrifft!

    Liebe Mitleser, ich habe ihn bereits deftig beschimpft :)

    So, und wer ist nun dieser Mr. Hill? *auf die Liste setz* Der will wohl unbedingt einen neuen CEO, hm? Und sicher hat er auch schon einen Ersatzmann ausgesucht?
    Saltstone hielt sich ja im Hintergrund. Das ist auch für den Anfang ziemlich klug. Wenn es ihm zu bunt wird, werden die anderen schon merken, dass er etwas zu sagen hat und das ist dann auch mit Hand und Fuß.
    Dass Joe sich entspannt geben kann, ist schon mal gut. In der Geschäftswelt muss man auch pokern können. ich stelle es mir übel vor, meine Privatangelegenheiten vor anderen verteidigen zu müssen. Aber Joe schafft das schon.

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