Donnerstag, 19. April 2012

Geheime Abstimmung

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Joe ging zügig an Brenda vorbei in sein Büro. Bevor er er die Tür schloss drehte er sich noch einmal herum und bellte unfreundlicher als er es geplant hatte: "Keine Anrufe, keine Besuche." Noch bevor die etwas überraschte Sekretärin hatte antworten können war die Tür schon zu. Brenda sah ihrem Chef das Verhalten nach. Auch sie hatte natürlich den Wirbel um die Verlobung mit Nadja mitbekommen und auch hatte sie die Tagesordnung für die Aufsichtsratssitzung gelesen. Außerdem konnte sie sich ausrechnen, dass etwas schief gegangen war. Eine Sitzung dauerte selten kürzer als zwei Stunden und Joe war nach weniger als 20 Minuten wieder herausgekommen.

Was sie nur nicht wusste war, was genau nun passiert war. War Joe bereits entlassen? Aber würde man ihn dann noch einmal allein in sein Büro lassen? Messerscharf folgerte sie, dass vermutlich gerade in seiner Abwesenheit über seinen weiteren Verbleib abgestimmt wurde. Seufzend schob sie die Akte beiseite an der sie gerade gearbeitet hatte. "Es kann ja nicht schaden.", seufzte sie für sich selbst und öffnete die Stellenbörse im Internet. Wenn jemand neues den Job übernahm wollte sie sich alle Optionen offen halten. Mit Joe war die Zusammenarbeit, von gelegentlichen Ausbrüchen wie gerade, immer sehr angenehm gewesen. Und wenn der nächste Chef sich als Choleriker entpuppen sollte, wollte sie lieber schon einen anderen Job in der Hinterhand haben, ehe sie sich monatelang auf so etwas einließ.


"Außerdem möchte ich, dass geheim abgestimmt wird.", verlangte Hill trocken, kaum dass sich die Tür hinter Joe geschlossen hatte. Saltstone funkelte ihn wütend an. "Jetzt wird es aber zu bunt. Ziehen Sie den Scheiß, den Scheiß doch nicht noch in die Länge. Außerdem weiß doch ohnehin jeder, dass sie gegen Bernstein stimmen werden." Mulcquin saß etwas verloren am Kopf des Tisches und starrte immer noch auf Joes leeren Platz am anderen Ende. Die Sitzung dauerte kaum etwas mehr als eine Viertelstunde und hatte reine Routine werden sollen; mit einem kleinen Anschiss für den CEO am Ende, dass er seine Privatangelegenheiten besser privat belassen sollte. Und nun stand eine Abstimmung über eine Entlassung an.

Saltstone und Hill richteten ihre Blicke auf Mulcquin. "Keine geheime Abstimmung! Ich will nicht, dass das hier eine Posse wird.", verlangte Saltstone. Hill setzte direkt nach: "Geheime Abstimmung. Jeder soll ganz ungehemmt abstimmen können. In der Geschäftsordnung des Aufsichtsrates steht nicht, dass es verboten ist." Mulcquin rollte mit den Augen. "Wir brauchen eine Wahlurne und ein paar Wahlzettel. Ich werde das besorgen. Sitzung ist für zehn Minuten unterbrochen.", erklärte er stumpf und erhob sich um bei der Chefsekretärin vielleicht einen Karton und ein paar improvisierte Wahlzettel zu ergattern.

Die Gesellschaft erhob sich ebenfalls und zerstreute sich im Raum etwas in Gruppen. Manche verschwanden auf den Balkon um zu rauchen. Überall war Gemurmel im Raum. Saltstone ließ seinen Blick schweifen und stellte befriedigt fest, dass er einiges beifälliges Nicken erntete, wenn seine Blicke sich mit denen Anderer trafen. Doch das Grüppchen um Hill war größer als befürchtet. Wenn man davon ausging, dass er und seine Schergen geschlossen abstimmten, brauchte es nicht mehr viele Stimmen darüberhinaus um Bernstein abzusägen. Mit unterdrückter Wut verschwand Saltstone auf dem Balkon und atmete die frische Luft ein. Hoffentlich würde das gleich ein Ende haben. Und er musste dringend mehr Energie dahinein investieren, die Anteile zu erwerben, die Hill den Posten im Aufsichtsrat garantierten. Dieser Kerl stiftete schon viel zu lange Unheil.

2 Kommentare:

  1. Nun scheint es doch noch knapp werden zu können für unseren Helden. Ich bin zwar sehr sicher , dass er sehr schnell etwas anders finden kann aber er hängt an seinem Job und ich wünsche ihm sehr,dass er ihn behalten kann.
    Wenn Nadja von alldem wüsste wäre sie sicher entsetzt. Hoffen wir also, dass Hill sich nicht durchsetzen kann.
    LG Kay

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  2. Ohje, irgendwie sieht das nicht gut aus für Joe :-(. Klar, er braucht den Job nicht um seinen Lebenstandart zu halten, aber für sein seelisches Gleichgewicht und auch grade für seine Beziehung zu Nadja, wäre es verdammt übel wenn er nun gekündigt werden würde.
    Vielleicht sollte Joe noch ganz ganz schnell viele Anteile kaufen, um dann im Gegenzug Hill aus dem Aufsichtsrat zu verbannen, das nötige Kleingeld hätte er ja dafür *grins*
    Aber ich denke und hoffe, dass die Abstimung zu Joes Gunsten ausfallen wird. Die anderen Mitglieder des Aufsichtsrates werden begriffen haben, dass Joe der Firma (und damit auch ihrem Geldbeutel) wesentlich mehr Vorteile eingebracht hat und auch weiter werden wird, als Nachteile. Die geheime Abstimmung kann auch gewisse Vorteile bringen, so können die "Hill-Anhänger" auch für Joe abstimmen. ;-)

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