Donnerstag, 1. März 2012

Abscheu

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Lelya wusste noch gar nicht wo ihr der Kopf stand, als sie nach Hause fuhr. Um ein Haar hätte sie noch in der abgesperrten Privatsiedlung einem anderen Wagen die Vorfahrt genommen. Erst ein heftiges Hupen in letzter Sekunde, riss sie aus ihren Gedanken. Nadja hatte zögerlich angefangen zu erzählen und immer wieder Ermutigung gebraucht um auch wirklich zu Ende zu erzählen. Doch schließlich war es aus ihr herausgesprudelt, inklusive so vieler Details, die Lelya im Nachhinein lieber nicht gehört hätte.

Den ersten Schock hatte sie direkt bekommen, als Nadja erzählte, dass sie sich nun in Therapie begeben hatte. Der Gedanke an eine Professionelle Gesprächspartnerin, die einem über persönliche Kriesen hinweghalf, war für Lelya geradezu absurd. Doch mit jedem weiteren Wort, dass Nadja erzählt hatte, wurde die Sache plausibler und sie schüttelte sich auch jetzt wieder beim Gedanken daran, was sich im Kopf ihrer Tochter jahrelang abgespielt haben musste. Lelya war fast ein wenig enttäuscht, dass die Kerle nun bereits in Haft saßen. Gerne hätte sie ihren Groll gegen diese Band noch länger kultiviert. Aber eine gerechte Strafe war auch in gewisser Weise befriedigend, wenn ihr auch keine Strafe jemals hart genug erscheinen würde für das, was sie Nadja angetan hatten.

Einzig, was ihr auch nun noch nicht ganz klar war, war die Rolle dieses Tom und auch dieses Thorsten, von denen sie gesprochen hatten. Es klang eher wie ein Märchen, dass jemand in einen solchen Laden kam und ein Mädchen von dort kaufte nur um es frei zu lassen. Und ein wenig grübelte Lelya auch jetzt noch darüber, welches Interesse dieser Mann wohl daran gehabt haben konnte ein junges hübsches Ding wie Nadja zu kaufen. Sicherlich, er hatte sie in die Freiheit entlassen und sie sprach fast andächtig von ihm. Doch sicherlich war auch dort etwas im Busch gewesen, was Nadja auch nun noch verheimlichte.

Rückwirkend war Lelya geneigt zu sagen, dass all diese Dinge egal waren, wenn es Nadja doch nur heute gut ging. Auch war es ja nicht, als hätte sie nicht längst eine Ahnung gehabt, was sich wirklich in Deutschland abgespielt hatte. Die Geschichte mit dem katholischen Schwesternheim hatte ihrem Instinkt keine Sekunde standgehalten. Sie war sich allerdings nicht im Klaren, wie sehr dies ihre Beziehung beeinflussen würde. als Nadja vorhin weinend auf dem Sofa gelegen hatte, hatte sie sich ihr so nah gefühlt wie schon ewig nicht mehr. Doch nun mit ein paar Metern und ein paar Minuten Abstand mischte sich ein ungewolltes Gefühl der Abscheu dazu.

1 Kommentar:

  1. Welche Mutter fühlt sich ihrem Kind nicht nah, wenn es zusammengerollt liegt und herzzerreißend weint?
    Ich verstehe sogar das Gefühl des Abscheus, für das sie sich sicherlich selbst schämt. Aber sie ist sehr konservativ aufgewachsen und hat den größten Teil ihers Lebens in einem Land verbracht, in dem die Frauen anständig zu sein hatten. Sie wurden früh verheiratet, nicht gefragt und hatten zu funktionieren. Und nun ist ihr eigenes Kind plötzlich eine Hure. Alleine der Gedanke, was für widerliche, schmierige Kerle sich über ihre Tochter hergemacht haben, dürfte ein Mischmasch aus Wut und Ekel auslösen.
    Nicht, dass Lelya nun auch noch ne Therapie braucht??

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