Donnerstag, 8. März 2012

Ach Nadja

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Es kam nicht oft vor, dass Joe wach lag. Normalerweise konnte er, sobald er sich ins Bett legte, sehr gut abschalten. Er ließ dann den Tag und alles was ihn beschäftigte hinter sich und schlief wie ein Baby. Er hatte es sich schwer antrainieren müssen, so kühl zu sein. Doch wenn man auch nachts noch die Probleme des Tages wälzte, dann kam man nie zur Ruhe und war mit spätestens 40 reif für die Insel oder eher eine Klinik. Im besseren Fall mit einem Burnout-Syndrom und im schlechteren mit einem Herzinfarkt.

Doch heute konnte er die Probleme nicht abschütteln. Er hatte sich schon bis fast halb zwei im Arbeitszimmer herumgedrückt und abwechselnd zum Spaß etwas programmiert und am Computer gespielt. Doch immer noch geisterte das Gespräch mit Nadja in seinem Kopf herum. Anfangs hatte er auf die Therapeutin geflucht, dass sie Nadja solche Flöhe ins Ohr setzte. Doch mit der Zeit war er immer mehr ins Grübeln gekommen. Auch er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, was eigentlich nach Nadjas 18. Geburtstag werden sollte.

Er konnte ja kaum eine Pressemeldung herausgeben oder gar eine Konferenz abhalten. Wie also sollte der Übergang gestaltet werden von Nadja, seiner arglosen Mitbewohnerin, zu Nadja, seiner zukünftigen Frau und Geliebten? Es war ihm, als Nadja schon lange schlafen gegangen war, die Idee gekommen bei einem offiziellen Termin, wie einer Feierstunde der lokalen Geschäftsvereinigung oder vielleicht einem Ball, mit Nadja als seiner Begleitung aufzutauchen. Danach würden die Sache schon die Runde machen. Aber damit blieb die Frage, was sich dann ändern würde.

Er blieb auch dann etwa zwölf Jahre älter als Nadja und es bestand weiterhin die Chance, dass man diese Beziehung wenig wohlwollend aufnahm. Was nutzte es dann, bis zu ihrem 18. zu warten? Damals, als Nadja mit 16 hergekommen war, hatte er Grants Meinung, man dürfe die Beziehung, wiewohl sie in Washington nicht illegal war, auf keinen Fall öffentlich werden lassen. Er hatte den Rat seines Anwalts bis heute nicht hinterfragt. Es konnte doch durchaus sein, dass er sich irrte und der Aufschrei völlig ungehört verhallte. Genau so war es schließlich gekommen, als dieses Bürschchen den Artikel geschrieben hatte.

Und es blieb auch durchaus ein wichtiger Faktor, dass Nadja, wenn auch bislang unterbewusst, unter diesem Zustand litt. Er selbst hatte ja nicht viel damit zu tun. Aber unter den Mädchen war es sicherlich viel wichtiger, wer nun gerade mit wem ging. Seufzend drückte er sich, entgegen seiner Gewohnheit, eng an Nadjas schlafenden Körper und sie presste sich sofort an ihn heran. "Ach Nadja.", flüsterte er leise und gab ihr einen Kuss in den Nacken. Dann schloss er die Augen und versuchte ein weiteres Mal den Schlaf über sich kommen zu lassen. Diesmal klappte es.

2 Kommentare:

  1. Das ist ein schönes, sinnliches Kapitel. Mir gefallen die Gedanken, die Joe sich macht. Sie können eigentlich nur zu einem Ergebnis führen, wenn er sie zu Ende denkt, und das dürfte Nadja gefallen und auch gut tun.
    Ich bin nur mal gespannt, was Dr. Rosenbaum sich noch so einfallen lässt. Auf jeden Fall sollte sie vorsichtig sein, denn Nadja packt es an und versucht so schnell es geht, auch alles umzusetzen, beinahe schon kritikfrei. Mal sehen, wohin das führt.

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  2. im Grunde wünscht sich doch jede Frau einen Joe?! Aber nicht ganz so soft - einfühlend, mitfühlend, ja. Bin gespannt wie es weiter geht :) C.H.

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