Dienstag, 13. März 2012

Kreidebleich

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Etwas skeptisch betrachtete Joe den kahlköpfigen Leiter seiner Sicherheitsabteilung. Mr. Benson stand außer Atem und noch in seiner aufgeknöpften Jacke in seinem Büro. Er war an Brenda quasi vorbeigestürmt, bevor diese hatte nennenswert reagieren können und Joes Bürotür hatte offen gestanden. "Kommen Sie doch erst mal zur Ruhe.", verlangte Joe etwas herrisch. Kopflose Aktionen entsprachen so gar nicht dem, was er von seinen Angestellten erwartete.

"Sie hatten Recht, Sir.", hechelte Mr. Benson. "Langsam jetzt. Womit hatte ich recht?", verlangte Joe nun barsch und der dickliche Mann vor dem Schreibtisch holte einmal tief Luft. "Sie hatten verlangt, dass wir das Administrationskonto, mit dem der Emailserver gehacked worden war, nicht löschen. Sie wollten, dass ich es überwache. Das habe ich getan. Und jemand hat versucht es zu benutzen. Heute Nacht und heute Morgen." Triumphierend legte er die Ausdrucke auf den Schreibtisch und Joe zog sie zu sich heran und begann sich die Abbilder der Protokolldateien anzusehen.

"Drei Zugriffe? Heute Nacht rund um drei, zweimal kurz hintereinander. Dann heute Morgen noch einmal kurz nach halb acht.", stellte er trocken fest. "Die Zugriffsadressen von heute Nacht gehören zu einem Anonymisierungsdienst. Da sehe ich wenig Chancen herauszubekommen, wer dahinter steckt." Immer noch hechelte Mr. Benson etwas und Joe rollte insgeheim etwas mit den Augen. "Und der Zugriff heute Morgen?" "Die Adresse gehört zum Adresspool von Speakeasy, dem lokalen Internetprovider hier. Laut deren Daten gehört die Adresse zum Bereich von Beacon Hill. Bis spätestens in zwei Stunden habe ich heraus, wem der Anschluss gehört. Aber ich habe da so einen Verdacht."

Joe schürzte etwas die Lippen. "Unser lieber Ex-Angestellter ist dümmer, als ich gedacht habe, oder man will ihn linken. Stellen Sie das fest. Dann erstatten Sie Bericht. Eine kurze Mail genügt." "Soll das Konto weiter aktiv bleiben?", hakte der IT-Sicherheitschef nach. Joe schüttelte den Kopf. "Das können wir uns sparen. Löschen Sie den Zugriff. Er wird festgestellt haben, dass das Konto nichts mehr taugt." Immer noch etwas außer Atem verließ Mr. Benson das Büro. Zwar hatte Bernstein seine Euphorie nicht teilen können, aber wenigstens war es ihm wohl gelungen, die Scharte am Schwert, die der erste Angriff hinterlassen hatte, wieder auszuwetzen.


James saß mit kreideweißem Gesicht an seinem Rechner. Es war unglaublich dumm gewesen, sich einfach so wieder in das Konto einzuloggen. Er hätte wenigstens einen Umweg über einen Proxyserver nehmen sollen, der eine Rückverfolgung unmöglich machte. Aber dafür war es jetzt zu spät. Gänsehaut ging in Wellen über seinen Körper. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass man bei NetCorp nicht protokolliert hatte, welche Zugriffe auf das Konto erfolgten. Aber so wirklich glaubte er nicht daran.

3 Kommentare:

  1. Ein bisschen Lob hätte dem Sicherheitsheini sicher auch gut getan, lieber Joe. Statt dessen kommt der Satz: Eine kurze Mail genügt.
    Übersetzt bedeutet das: komm ja nicht wieder hoch und hechel deine miese Luft in mein Büro, du übereifriger Hansel ^^

    Tja, nun bin ich echt gespannt, ob Joe durchgreift oder nicht. Die Gänsehaut gönne ich James auf jeden Fall sehr! Und ich hoffe, dass noch weitere folgt, wenn ihm klar wird, mit wem er sich wirklich da gerade angelegt hat. Joe mag ja ein Nerd sein, aber er ist bestimmt in der Lage, sich, seine Frau und seinen Job zu schützen.

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  2. Jetzt muss Joe sich darüber klar werden: Anzeige und öffentlich zu Nadja stehen oder halt eben was anderes. *gg* Jedenfalls hoffe ich, dass Joe James einen ordentlich Denkzettel verpasst und Mr. Benson doch noch Lob zukommen lässt.

    Es bleibt spannend im Hause Bernstein. ^^

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  3. Joe ist der typische Chef, dem man ein Lob nur mit dem Laternenpfahl entlocken kann^^. Er wird sich jetzt aber überlegen müßen was er will und wie er die Sache angehen will. Ich hoffe er läßt es nicht einfach auf sich beruhen, sondern greift hart durch.
    Ich finde ja, bei James sollte jetzt mal Maude reinschneien und fragen, wie es läuft. Auf die Ausrede bin ich echt gespannt, oder auf die Predigt die dann folgt ;-).

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