Freitag, 2. März 2012

Hallo Nadja

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja graute ein wenig vor ihrer zweiten Therapiestunde mit Dr. Rosenbaum. Direkt nach der ersten war sie noch fast euphorisch gewesen. Eine Einstellung, endlich alles anzupacken hatte sich breitgemacht und sie hatte ja auch direkt ihre Mutter angerufen und über die Zeit in Deutschland, deren wahren Hintergrund sie so lange Zeit geheim gehalten hatte, endlich alles herausgelassen. Es war nicht leicht gewesen, ihrer Mutter all diese Dinge zu beichten. Bei Dr. Rosenbaum war es ganz leicht gewesen, zu sagen, dass sie eine Hure gewesen war. Doch bei ihrer Mutter hatte sie sich in Grund und Boden geschämt und um jedes Wort ringen müssen.

Zum Glück hatte sie abends noch eine gute Zeit mit Joe verbringen können. Er war sehr verständnisvoll gewesen und hatte sie lange getröstet. Er kannte ja die Wahrheit über Deutschland längst, wenn Nadja auch nie Details erzählt hatte, so war doch zwischen ihnen beiden immer alles klar gewesen. Nun hatte Nadja auch ihm noch einmal gesagt, wie es für sie in Deutschland wirklich gewesen war. Abends hatte sie dann wieder mit einem Hochgefühl im Bett gelegen. Zwar war sie nicht sicher, wie das Verhältnis mit ihrer Mutter in Zukunft sein würde, doch daran mochte sie noch nicht denken.

Auch in den folgenden zwei Tagen waren ihre Gefühle mit ihr Achterbahn gefahren. In der Schule schaffte sie es gut, sich zusammenzureißen, doch sie nachmittags, wenn sie allein zu Hause war, schwankte sie während der Hausaufgaben teilweise zwischen Heulattacken und Euphorie.
Die Geschichte mit Ashleys Vater hatte sie da schnell abgehakt. Mary hatte sie schon vorbereitet, dass es sein könnte, dass Ashley noch einmal Redebedarf hätte. Und tatsächlich hatte Ashley sie angesprochen und minutenlang herumgedruckst, dass sie sich schuldig fühlte, dass das passiert wäre, weil sie es doch war, die nicht darauf geachtet hatte, dass Nadja nicht mit James zusammentraf. Nadja allerdings hatte nur abgewinkt und Ashley kurzerhand die Absolution erteilt. Sie hatte wirklich an andere Sachen zu denken, als eine Ashley, die sich ohnehin elend fühlte, dafür verantwortlich zu machen, was ihr Vater veranstaltete.

Sie hatte noch erwogen, die Clique oder wenigstens Mary in die Therapie einzuweihen. Doch irgendwie war es ihr immer noch peinlich für solche eingebildeten Probleme einen Arzt zu konsultieren. Das wollte sie einfach nicht herumerzählen. Und so hatte sie sich für den Nachmittag erneut eine Entschuldigung einfallen lassen und saß nun in dem Wartezimmer, aus dem sie das erste mal geflohen war. Heute hatte sie den Schalter brav gedrückt und sich hingesetzt. Lustlos blätterte sie in einem der Kinderbücher, die herumlagen und musste kurz amüsiert lächeln, als sie sich daran erinnerte, dass sie das gleiche Buch früher auf Ukrainisch besessen hatte. Dann klickte es an der Tür und Dr. Rosenbaum erschien in der Tür. "Hallo Nadja.", sagte sie freundlich.

1 Kommentar:

  1. Nadja wird mit der Zeit schon merken, dass die Therapie helfen wird. Dass das alles kein Zuckerschlecken wird, muss ihr auch klar sein.
    Allerdings fängt sie gerade wieder mit dem gleichen Lügenmist an, bei ihren Freundinnen. Und wieder unter dem Vorwand, nicht darüber reden zu können.
    LG Kay

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