Freitag, 30. Juli 2010

Nachdenklich

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Etwas unbehaglich schleppte Maricruz sich die Treppe hinauf und klopfte an Nadjas Zimmer. Sie hörte die Dusche rauschen und trat vorsichtig ein. Vorsichtig klopfte sie an die Badzimmertüre. "Miss Nadja?", fragte sie schüchtern.

Nadja war überrascht. Sie hatte mit allem möglichen gerechnet. Aber nicht mit der Stimme von Maricruz. Schnell drehte sie die Dusche zu um sich zu vergewissern, dass sie richtig gehört hatte. "Maricruz? Sind sie das?"

"Ja, Miss Nadja.", bestätigte die Stimme von draußen. "Können wir reden?", bat sie vorsichtig. "Ich sehe schrecklich aus.", sagte Nadja von drinnen. Immer noch mit der vom Heulen gequetschten Stimme. Maricruz fiel schon mal ein kleiner Stein vom Herzen. Sie wurde nicht sofort zum Teufel gejagt sondern Nadja war tatsächlich bereit zu reden. Darauf musste sie jetzt aufbauen. "Kommen sie raus, Miss Nadja. Es ist schon gut.", versuchte sie es weiter.

Nadja zog die Nase hoch und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Was sollte sie tun? Herausgehen und mit Maricruz reden? Worüber? Hatte Joe sie geschickt oder ihr gar alles erzählt? Joe musste sie doch geschickt haben, sonst wäre sie nicht hier. Seufzend drehte sie den Schlüssel herum und öffnete die Türe einen Spalt. "Ich bin so nutzlos.", seufzte Nadja und ging an Maricruz vorbei und ließ sich aufs Bett fallen.

Maricruz sah sie etwas irritiert an und nahm dann vorsichtig neben Nadja auf dem Bett Platz. "Mögen Sie mir erzählen, was los ist Miss Nadja? Master Joe ist sehr traurig. Er glaubt er war böse und ich soll Ihnen 'Entschuldigung' von ihm sagen." Ein müdes Grinsen zog in Nadjas Gesicht. "Er war gar nicht böse. Aber..." sie brach ab.

Nun war der Augenblick gekommen, wo sie sich entscheiden musste. Sollte sie Maricruz alles erzählen? Oder zu Joe gehen und mit ihm reden? Auch der Gedanke zu ihrer Mutter zurückzukehren und einfach Ivan zu heiraten war ihr gekommen. Aber jetzt musste sie reden. Die Wut musste heraus.

Sie holte tief Luft. "Meine Mama ist ja von meinem Papa geschieden. Und er muss ihr Unterhalt bezahlen. Aber jetzt hat er sich ganz schnell eine neue Frau geholt, und die geheiratet. Und jetzt muss er viel weniger Unterhalt bezahlen, weil er ja noch eine Frau hat, die er versorgen muss und nun reicht bei meiner Mama das Geld nicht und sie konnte die Stromrechnung nicht bezahlen. Da hat man ihr den Strom abgestellt. Und sie hat kaum genug Geld zum Essen. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin hier so nutzlos. Und ich bin ja von zu Hause weggelaufen, weil ich diesen schlimmen Ivan nicht heiraten wollte. Deshalb ist mein Papa so wütend geworden, dass sie sich hat scheiden lassen. Ich bin das alles Schuld und ich möchte es gern wieder gut machen. Aber ich weiß einfach nicht wie. Hier bin ich nutzlos und zu Hause kann ich auch nichts tun."

Maricruz hatte ihr sehr konzentriert zugehört. Ihr eigenes Englisch war nicht das Beste und Nadjas ebenfalls nicht. Und der starke Akzent hatte es schwierig gemacht. Aber das Wesentliche war angekommen. Nachdenklich betrachtete sie Nadja und überlegte, wie man das nun wieder ins Reine bringen könnte.

1 Kommentar:

  1. Na also.. ja, die kleine Nadja ist völlig nutzlos. Bis auf die kleine Tatsache, dass sie von einem jungen Mann geliebt wird und von ihm geliebt werden möchte. Was sie problemlos tun könnte.

    Wahrscheinlich ist es sehr schwer, immer auf den guten Willen und die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Ich denke mal, das ist das Eigentliche, was Nadja so in das Tief geschmissen hat.

    Nun muss sie sich überlegen, ob sie in die Ukraine zurückkehrt, bei Mama in die Wohnung einzieht, die dann viel zu klein wäre.. arbeiten geht und Mama das Geld dafür gibt und dabei bitte möglichst wenig isst, trinkt, Strom und Wasser verbraucht, weil das Geld sonst trotzdem nicht reichen könnte.

    Sie könnte natürlich auch auf die Idee kommen, dass ihr Bruder das sicherlich alles versuchen wird und sie könnte ihrer Mutter vertrauen, dass sie genug Lebenserfahrung hat, um sich selbst aus dem Schlamassel zu helfen.
    Oder sie könnte mit der Heulerei aufhören und Joe das alles erzählen. Wer eine Autosammlung hat, dem tun auch ein paar hundert Dollar nicht weh, die in die Ukraine fließen.

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