Führerschein

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Meinst du eigentlich ich könnte auch einen Führerschein machen?", fragte Nadja eines Abends beim Essen. Joe zuckte die Schultern. "Ich bin lang nicht mit dir gefahren.", grinste er. "Du solltest Maricruz oder Geoffrey fragen." Nadja grinste zurück. "Ich würde es gern versuchen.", beharrte Nadja. "Dann melden wir dich einfach in einer Fahrschule an. Dann bist du auch sicher fit für den Test und die Fahrprüfung."

Nadja nickte eifrig: "Dauert es lange mit der Fahrschule hier?" Joe schüttelte den Kopf: "Nein. Wenn du dich gut anstellst ist das in ein paar Tagen passiert. Dann kannst du auch allein herumfahren." "Och ich geh gern mit Maricruz einkaufen. Die Supermärkte hier sind der Wahnsinn." "Es hält dich ja keiner.", grinste Joe und gab ihr einen Kuss.

Schon am nächsten Tag fuhr sie mit dem Fahrschulwagen durch die Straßen und beeindruckte den Fahrlehrer. "Wenn du jetzt noch in die Spiegel gucken würdest könnten wir gleich zur Prüfung fahren.", grinste er.

Abends lag Nadja wieder mal mit einem Buch auf dem Bett und lernte. Doch diesmal für den theoretischen Test auf der Führerscheinstelle. Hier war sie sogar mit noch mehr Elan dabei als bei den Schulaufgaben. Die Aussicht, mit dem eigenen Wagen in die Schule fahren zu können beflügelte sie.

Die Gedanken, dass sie ja nur von Joe und seinem Reichtum abhängig war, und ihr ja eigentlich weder das Zimmer noch der Wagen noch die Klamotten gehören würden, die sie am Leib trug hatte sie verdrängt. Sie gehörten zusammen. Er hatte sich für sie entschieden und wenn sie erst mit dem Studium fertig war würde sie eigenes Geld verdienen und Joe alles zurückgeben, was er ihr vorgestreckt hatte.

Inzwischen war sie seit fast zwei Wochen in Seattle. Die Ferien gingen noch eine Weile. Aber der Brief an Mama war vor elf Tagen abgeschickt. Seit über einer Woche nervte Nadja nun jeden Tag Geoffrey, ob ein Brief für sie in der Post gewesen wäre. Und jedes Mal schüttelte er traurig den Kopf: "Leider kein Brief für Sie, Miss Nadja."

Sie versuchte es nur noch sporadisch auf dem Handy. Mit immer gleichem Ergebnis, bis sie es schließlich aufgab. Joe versuchte sie dahingehend zu beruhigen. "Dein Brief hat schon zwei oder drei Tage mit der Expresspost gebraucht. Wenn sie ihn mit der normalen Post geschickt hat kann es durchaus sein, dass der 14 Tage unterwegs ist." "Ich mache mir halt Sorgen. Sie hatte das Handy immer angeschaltet gelassen.", quengelte sie.

Joe vermochte sie nicht zu beruhigen. Und langsam begann die Sorge alles zu überschatten. Zwar hatte sie während ihrer Zeit in Deutschland Monatelang kein Lebenszeichen erhalten, aber diesmal war es anders. Sie hatte sich daran gewöhnt zügig von ihr zu hören. Ob sie die Adresse in Deutschland noch benutzen konnte? Damit würde es doch viel schneller gehen? Oder konnte die Post von dort nur nach Arramoa geschickt werden?