Montag, 5. Juli 2010

Zu schlau für Arramoa

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Ach ich hab bloß nachgedacht.", meinte Nadja ehrlich und lächelte Thorsten unsicher an. "Du machst dir viel zu viele Gedanken." Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft. "Joe passt gut auf dich auf. Das verspreche ich dir! Und wenn er dich ärgert, dann rufst du mich an. Hm?" Thorsten feixte und versuchte verschwörerisch zu gucken bei seinen letzten Worten. "Danke.", lachte Nadja.

"Ich hab einfach nur ein bisschen Angst. Aber nicht vor Joe.", erklärte sie sich dann. "Wovor hast du denn Angst?", fragte Thorsten überrascht. "Ach.. Vor allem! Vor der Schule, vor dem College, vor Amerika und überhaupt, dass es nicht so werden könnte, wie ich mir das vorstelle und, dass ich vielleicht bereue von Arramoa weggegangen zu sein."

Thorsten dachte kurz nach. "Ich kann dir natürlich nicht versprechen, dass alles so wird, wie du dir das vorstellst. Aber Joe hat das schon gut vorbereitet. Und wir sind uns ziemlich einig gewesen, dass es für dich besser ist von der Insel zu kommen und einen Beruf zu lernen. Du bist zu schlau für so ein Lotterleben. Und vor allem bist du auch zu aktiv. Und deshalb glaub ich sehr fest daran, dass du es schaffen wirst, was du dir vornimmst." Nadja sah ihn etwas verwirrt an. "Meinst du also die Mädchen auf Arramoa sind alle dumm?"

Thorsten lachte und schüttelte den Kopf. "Nein. Dumm sind sie natürlich nicht. Aber eben auch nicht so schlau wie du." Nadja dachte nach. Irgendwie war es ihr unangenehm, ihre Intelligenz so unter die Nase gerieben zu bekommen. Damit ging für sie auch eine Form von Erwartungshaltung einher und sie war unsicher, ob sie diese befriedigen konnte. "Und warum ist es schlecht schlau zu sein auf Arramoa.", fragte sie dann, mehr um etwas zu fragen. "Das müsstest du doch an dir selbst gemerkt haben. Es ist nicht gut, wenn man nichts zu tun hat und so viel nachdenkt. Dabei kommt man nicht wirklich zur Ruhe."

Einmal mehr nickte Nadja. Sie hatte, außer mit Gästen auf der Insel, Thorsten oder Joe seit einem knappen Jahr kein gutes Gespräch mehr geführt. In der Schule hatte sie früher gern diskutiert. Über die unterschiedlichsten Themen. Im Puff war sie vor lauter Dämmerzustand selbst kaum in der Lage gewesen etwas Vernünftiges zu formulieren. Und auf Arramoa waren all diese Gespräche ins Leere gelaufen, weil bei komplizierten Themen nur mit den Schultern gezuckt wurde. Wie angenehm waren da auch die Schulbesuche gewesen, wo sie sich mit den Lehrern auseinandersetzen konnte. Wenn das auch nicht wirklich Gespräche gewesen waren, so war es doch schön, endlich wieder etwas zu lernen.

"Da hast du vielleicht recht.", lächelte sie. "Ich hoffe ich bekomm das alles hin. Ich freu mich jedenfalls riesig drauf." Thorsten gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Mach Joe stolz! Ich muss nun wieder was tun." Nadja errötete bei dem Kuss etwas und lächelte dann aber doch. Thorsten ging zurück an seinen Arbeitsplatz und begann mit zwei anderen über etwas zu diskutieren. Nadja schloss wieder die Augen und versuchte wieder zur Ruhe zu kommen. Lange dachte sie wieder über das, was Thorsten gesagt hatte nach. Und sie war wild entschlossen Joe nicht zu enttäuschen.

Sie würde einen guten Beruf lernen und ihm all das zurückgeben, was sie von ihm bekommen hatte. Nicht weil das für ihn wichtig war sondern für sie selbst. Und mit diesem Entschluss dämmerte sie ein wenig weg und schlief selig ein.

1 Kommentar:

  1. Wahrscheinlich fühlt sie sich gar nicht so intelligent, wie alle sie einschätzen. In dem Alter fängt man ja gerade an, sich selbst neu kennen zu lernen.

    Aber Thorsten hat Recht, sie darf sich nicht zu viele Gedanken machen. Manchmal kann man Dinge auch kaputtdenken.
    Einfach rein ins Leben, Mädel! Trau dich und mach was aus den Chancen. Wer bekommt die schon?

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