Mittwoch, 17. April 2013

Ich zähle bis 10

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

"Maria komm sofort zurück!", schrie Mykola nach einigen Augenblicken völlig verdattert in den Flur. Die Tür stand sperrangelweit offen und von dem Mädchen war nicht mehr die geringste Spur zu sehen oder zu hören. Zwar hatte er die ganze Zeit hingesehen, doch was genau gerade passiert war, hatte er noch nicht erfasst. "Maria, ich zähle bis drei.", setzte er nach. Doch auf dem Flur blieb es stumm.

Als Maria sich wieder orientiert hatte, blickte sie in zwei maskierte Gesichter und erstarrte förmlich. "Keine Sorge, Miss. Polizei Sattle. Wir holen auch Ihre Mutter da raus. Bitte verhalten sie sich absolut ruhig.", erklärte der eine sehr fest und kniete sich auf den Boden neben sie. Maria starrte den Mann an und atmete knapp und flach. Nur langsam drang die Erkenntnis in ihr Bewusstsein, dass man sie soeben gerettet hatte. "Meine Mama...", flüsterte Maria.

Der zweite Polizist zog sich jetzt wieder zurück und ging wieder zur Tür. Auf dem Weg dorthin zog er seine Waffe aus dem Holster. Nur noch einer blieb neben Maria knien. "Wir holen deine Mama jetzt auch da raus.", versprach er. Er hielt Maria beruhigend eine Hand auf der Schulter, was aber gleichzeitig dazu diente, sie im Zweifelsfall daran zu hindern aufzustehen.

"Seattle Police-Department. Mrs. Musarova, spricht ihr Mann Englisch? Sir, verstehen sie, was ich sage?", rief der Anführer nun vernehmlich in die offene Wohnungstür. "Er versteht nicht gut.", rief Lelya zurück. "Das macht nichts. Sie können übersetzen. Sagen Sie ihrem Mann, er soll die Waffe fallen lassen, bevor ich bis zehn gezählt habe. Ein Scharfschütze zielt von der anderen Straßenseite auf seinen Kopf. Er wird auf meinen Befehl abdrücken. Haben Sie das?"

Lelya hatte ein paar Augenblicke gebraucht um zu kapieren, was gerade abgelaufen war. Erst war sie völlig in Panik dass Maria aus der Tür verschwunden war, doch jetzt konnte sie in Grinsen nicht unterdrücken. Mykola hatte inzwischen die Waffe hochgerissen, zielte allerdings in Richtung des leeren Türrahmens. Daher hatte der Scharfschütze zwar de Finger auf dem Abzug, aber noch stand Mykola auf seinen eigenen Füßen. Lelya blieb weiter im Sofa sitzen.

"Ich sags ihm.", verkündete Lelya auf Englisch und wechselte dann ins Ukrainische, "Mykola, lass die Waffe fallen. Vor der Tür stehen Polizisten und auf dem Dach gegenüber ein Scharfschütze, der dich erschießen wird. Du hast 10 Sekunden." Als es in der Wohnung still wurde, begann der Anführer langsam zu zählen. "Eins!" Lelya übersetzte nun auch die Zahlen für Mykola. "Zwei." So ging es weiter.

1 Kommentar:

  1. Ich bin mal gespannt, ob Mykola nicht überfordert ist damit, innerhalb von 10 Sekunden eine Entscheidung zu treffen. Es kann ja durchaus sein, dass er überreagiert. Ich hoffe, dass er nicht auf die Idee kommt, Lelya nun als Schutzschild vor sich zu halten.

    Ein Scharfschütze wird, wenns sein muss, trotzdem schießen und eine Verletzung in Kauf nehmen, wenn es Leben rettet bzw. zur Beendigung der Situation führt. Sicher nur im äußersten Notfall, aber das entscheidet er sicherlich ganz alleine. Dafür ist er ausgebildet.

    Erstaunlich, dass Maria nicht geschrien hat. ICH hätte! Aber so ist es deutlich einfacher und angenehmer. Braves Mädchen.

    An Mykolas Stelle hätte ich überhaupt nicht erlaubt, dass eine der beiden Frauen an die Tür geht. Und ich wäre auch nicht hingegangen. Ich hätte verlangt, dass sie alle beide mucksmäuschenstill sind in der Hoffnung, dass der dämliche Nachbar - oder wer immer da steht - wieder verschwindet. Gott sei Dank ist Mykola nicht ich!

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